Alles begann im Frühling 2023. Yann Windeshausen aus Wiltz studiert Komposition an der Hochschule für Musik und Theater in München. Eines seiner Nebenfächer war in diesem Jahr Chorleitung, der Dozent war Markus Bauer. Während verschiedenen Gesprächen, stellte sich heraus, dass Markus Bauer u.a. der Chorleiter des Chores der Stadt Schongau in Oberbayern ist. Yann, von kleinauf Mitglied der Chorale Municipale Wiltz, scheute nicht Markus mitzuteilen, dass sein Vater, Claude Windeshausen, seinerseits den Wiltzer Chor leitet. Daraus könnte man doch was machen, oder? …

Zwei Chöre, zwei Chorleiter, eine Idee: Ein gemeinsames Konzert der beiden Chöre in Oberbayern und in Luxemburg!

So kam es zu einem ersten Treffen zwischen Claude Windeshausen und Markus Bauer im Winter 2023 in München. Die Atmosphäre, entspannt und freundlich; „it was a match“! Und der Idee eines gemeinsamen Konzertes stand nichts mehr im Wege. Nachdem beide Chorleiter ihren jeweiligen Chören diese tolle brückenbauende Idee mitgeteilt hatten, waren alle Beteiligten Feuer und Flamme.

Auf beiden Seiten wurde überlegt, welche Werke sich machen lassen würden und die Entscheidung fiel recht schnell auf das „Lauda Sion“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy und das „Te Deum“ von Georges Bizet. Das Programm stand, fehlte noch das Datum. Auch hier kam man ziemlich schnell auf einen gemeinsamen Nenner. Der Chor der Stadt Schongau singt jedes Jahr ein Sommer-Konzert während des Festivals „Festlicher Sommer in der Wies“, welches, wie der Name es schon andeutet, in der weltberühmten Wieskirche stattfindet. Welch Glück!

Markus Bauer schlug Sonntag, den 20.Juli 2025 vor. Da einige Mitglieder des Wiltzer Chores im Lehramt arbeiten, war dieser Zeitpunkt perfekt. Damit beide Konzerte nicht zu weit auseinander lagen, teilte man die Idee, das Retour-Konzert in Wiltz, Anfang Oktober zu organisieren, und zwar am 5., ein Tag nach dem Thronwechsel, mit einem Te Deum im Programm, wie passend!

Nachdem jegliche Details geklärt waren, begann der wichtigste Teil, das Proben. Während einer intensiven Zeit studierten beide Chöre das „Laude Sion“ und das „Te Deum“ jeweils zuhause ein.

Und dann auf einmal war es so weit. Am 16. Juli um 6 Uhr in der Früh, startete die Chorale Municipale Wiltz mit dem Bus in Richtung Schongau. Dort angekommen, gab es abends schon die allererste gemeinsame Probe, nachdem der Wiltzer Chor herzlich vom Bürgermeister der Stadt begrüßt worden war. Auf beiden Seiten waren alle sehr gespannt. Und auch hier war die Atmosphäre von Anfang an freundlich und die „Wiltzer“ fühlten sich sofort willkommen. Das gemeinsame Singen konnte losgehen.

An den darauffolgenden Tagen haben beide Chöre intensiv unter der Leitung von Markus Bauer geprobt. Zuvor hatten die „Schongauer“ den „Wiltzern“ schon geholfen ein tolles Rahmenprogramm mit u.a. einem Besuch der Stadt München und der Stadt Schongau, sowie einer Floßfahrt auf dem Lech zusammenzustellen. Am Samstag vor dem Konzert verbrachten beide Chöre gemeinsam einen wunderbaren Tanzabend am Hochpeißenberg. Und dann war es so weit:

Wir schrieben Sonntag, den 20. Juli. Morgens wurden nochmals beide Werke zusammen mit den Solisten und dem Orchester im Probesaal wiederholt, bevor alle zur Wieskirche fuhren, wo 2 Stunden vor dem Konzert die Generalprobe stattfand. Alles lief recht gut und eine große Vorfreude auf das erste gemeinsame Konzert war bei allen Beteiligten spürbar.

Um 18.00 Uhr standen alle in Reih und Glied und stellten sich in der Wieskirche auf, um dem Publikum in dem ausverkauften Gotteshaus ein herrliches Konzert unter der Leitung von Markus Bauer zu bieten.

Die zahlreichen Proben hatten sich auf jeden Fall gelohnt. Alle waren unfassbar glücklich über dieses tolle gemeinsame Projekt. Nach dem Konzert wurde noch ordentlich gefeiert und sich dann verabschiedet, bevor die „Luxemburger“ ins Hotel zurückfahren mussten, da am nächsten Tag, leider, die Heimreise anstand. Aber dieses „Leider“ war nur ein kleines „Leider“, denn alle wussten: Nach dem Konzert ist vor dem Konzert!

Zuhause angekommen, zehrten alle Sänger und Begleiter der Chorale Municipale Wiltz noch sehr lange von dieser tollen Zeit. Nun hieß es aber zunächst mal den Sommer und die Ferien mit einer wohlverdienten Singpause zu genießen.

Mitte September begannen dann beide Chöre auf beiden Seiten der Grenze wieder mit den Proben und die Vorfreude auf das zweite Konzert war imminent.

Die Zeit verflog und plötzlich schrieben wir den 2. Oktober und die Sänger und Sängerinnen der Stadt Schongau machten sich auf den Weg Richtung Wiltz.

Ähnlich wie in Schongau, gab es nach der Anreise und einer herzlichen Begrüßung eine erste gemeinsame Probe, aber diesmal sofort mit dem Orchester „Estro Armonico“ und den Solisten Danièle Patz, Myriam Weisgerber, Yann Windeshausen und Guy Pütz, welche, bis auf Danièle Patz, aus den eigenen Reihen des Wiltzer Chores stammten.

Die meiste Arbeit an beiden Werken wurde tatsächlich in Schongau geleistet, jetzt galt es, das Ganze nochmal zu wiederholen und anzupassen, da das Konzert in Wiltz unter der Leitung von Claude Windeshausen stand.

Nach den beiden Proben donnerstags und freitags, lud der Wiltzer Chor seine Schongauer Freunde auf einen geselligen Umtrunk ein. Freitags standen für den Chor aus Oberbayern, Besuche von Vianden und Clerf auf dem Programm und samstags wurde die Hauptstadt Luxemburgs erkundet. Am Samstagabend brachte dann ein kleines Ensemble des Wiltzer Chores einen kurzen musikalischen Abend mit Auszügen aus 5 Dicks-Operetten halbszenisch auf die Bühne, bevor dann alle in bester Stimmung gemeinsam zu Abend aßen.

Vor dem Konzert in Wiltz war die Vorfreude genauso spürbar wie in der Wieskirche und alle waren glücklich, dass auch in Wiltz die Kirche bis auf den letzten Stuhl besetzt war.

Demnach waren alle aufs Äußerste konzentriert und das Konzert unter der Leitung von Claude Windeshausen war ein sensationeller Erfolg.

Nach einem Umtrunk, mit viel Lob, auch von Seiten der Wiltzer Bürgermeisterin, Carole Weigel, machten sich alle auf zu einem vorläufig letzten gemeinsamen Abendessen. Hier wurde gefeiert, sich bedankt, sich viel umarmt und alle waren sich sicher:

Es muss, es wird ein nächstes Mal geben!

Ein solch tolles internationales musikalisches Projekt, aus dem regelrechte Freundschaften hervorgehen, beweist welch starke Brückenbauer Musik und Gesang sein können.

Auf weitere tolle gemeinsame Projekte!!!

Text: Véronique Kinnen

Foto:Nic Malget