Affäre „Bommeleeër“: Me Gaston Vogel meldet sich zu Wort

Luxemburg steht ein Jahrhundertprozess ins Haus. So sieht es zumindest der Anwalt der beiden beschuldigten Ex-Gendarmen in der „Bommeleeër“-Affäre, Me Gaston Vogel. „Ihr erlebt eine Verhandlung, wie sie das Land noch nie gesehen hat“, betonte der Anwalt gestern gegenüber dem „Luxemburger Wort“. Die Anklage selbst sei skandalös und „intellektuell feige“, die wahren Schuldigen blieben nämlich im Dunkeln, so Me Vogel.

Eine gewisse Vorfreude war dem wortgewaltigen Anwalt gestern anzumerken. „Es wird ein Prozess, den das Land so noch nicht gesehen hat“, kündigte Me Gaston Vogel gestern an, einen Tag nachdem die Ratskammer des Appellationshofes einen Prozess gegen seine beiden Mandanten für zulässig erklärt hatte. Ist das Gericht der Meinung, die Beweise gegen die beiden beschuldigten Ex-Mitglieder der „Brigade mobile de la Gendarmerie“ reichen aus, geht der Anwalt vom Gegenteil aus.

Die 128 Seiten umfassende Anklageschrift beschäftige sich nämlich hauptsächlich mit der Frage „Cui bono?“. „Wem nützt es? Meine Mandanten haben sicher keinen privaten Nutzen aus den Taten gezogen, sollten sie es doch gewesen sein – was sie aber vehement bestreiten“, so Me Vogel. Die Staatsanwaltschaft liefere in der Anklageschrift selbst die Antwort: „Aus dem Dossier geht ganz klar hervor, dass die Hierarchie von Polizei und Gendarmerie Nutzen aus der Attentatsserie gezogen hat. Neben einer Erhöhung der Mittel wurde auch der Personalbestand aufgestockt.“

Für Me Gaston Vogel werden demnach nicht die richtigen Täter auf der Anklagebank sitzen: „Die Justiz will die Affäre nicht in aller Globalität richten. Ich werde aber schon dafür sorgen, dass dies in aller Globalität dargestellt wird. Das ganze erinnert mich stark an die Steinseler Schrank-Affäre. In einer Kindertagesstätte war ein Schrank auf ein Kind gefallen. Dieses war tödlich verletzt worden. Vor Gericht standen schlussendlich Leute, die nichts mit der Sache zu tun hatten. Nicht aber die Verantwortlichen, auf die die Hauptschuld fällt.“

Seine Mandanten streiten jegliche Tatbeteiligung ab. „Sollten sie dennoch mit der Serie zu tun haben, dann hätten sie doch auf Befehl ihrer Vorgesetzten gehandelt. Aus dieser Perspektive betrachtet, käme die Anklageschrift der Verteidigung entgegen, ist doch ganz klar die Polizei-Hierarchie visiert“, meint der Anwalt. Da seine Mandanten jedoch standhaft blieben, müsse er jetzt subsidiarisch plädieren und vom „Was wäre wenn“-Fall ausgehen, so Me Vogel, der von einem Prozess-Auftakt im Herbst dieses Jahres ausgeht.

„Wir sind uns keiner

Schuld bewusst“
Gestern meldete sich denn auch zum ersten Mal einer der beiden Beschuldigten zu Wort. „Wir sind uns keiner Schuld bewusst, weder ich noch Jos Wilmes. Es gibt in der Gerichtsakte keine Fakten, keine Spuren, die beweisen könnten, dass wir etwas getan hätten. Wir bleiben bei der Wahrheit! Wir haben nie eine Anweisung bekommen, solche Attentate zu verüben. Und wenn dies der Fall gewesen wäre, hätten wir es nicht getan“, betonte Marc Scheer am Donnerstagabend auf Radio DNR. Fünf Jahre ihres Lebens habe man ihm und dem Mitbeschuldigten gestohlen. „Wir können das nicht einfach so hinnehmen“, so Scheer abschließend.

Die beiden Ex-Gendarmen waren bekanntlich am 23. November 2007 verhaftet und am Folgetag der Untersuchungsrichterin Doris Woltz vorgeführt worden. Die beiden Beschuldigten wurden zwölf Stunden verhört und daraufhin auf freien Fuß gesetzt, dabei allerdings auch vom Dienst suspendiert. (Text: Eric Hamus / Foto: Marc Wilwert)