Sportminister Romain Schneider über den Bau des Velodroms

Vor einer Woche traf sich Sportminister Romain Schneider mit dem Schöffenrat der Gemeinde Bad Mondorf, um sich über den möglichen Standort des geplanten Velodroms zu informieren. Im Gespräch mit dem „Luxemburger Wort“ geht Schneider auf die Vor- und Nachteile des Areals an der A13 ein und erklärt, wie es mit dem Projekt in absehbarer Zeit weitergehen soll.

Wie stehen die Chancen, dass das Velodrom seinen Standort in Bad Mondorf haben wird?

Der einzige Standort, der im Moment für das Velodrom in Frage kommt, befindet sich in der Gemeinde Bad Mondorf. Nach unserem Aufruf an alle Gemeinden, man solle sich beim Sportministerium melden, wenn Interesse für eine Realisierung des Velodroms auf eigenem Territorium bestände, hat die Gemeinde Mondorf als einzige alle Bedingungen erfüllt. Deshalb haben wir Bad Mondorf besucht und mit dem Schöffenrat über das Projekt gesprochen. Es hat sich noch einmal herausgestellt, dass die Gemeinde stark interessiert ist. Aus dieser Sicht stehen die Chancen wegen der guten Rahmenbedingungen nicht schlecht.

Andere Standorte kommen also nicht in Frage?

Nein. Im Moment haben wir uns nur auf den Standort in Bad Mondorf festgelegt.

Was spricht für Bad Mondorf?

Für Bad Mondorf spricht, dass die Gemeinde alle Forderungen, die in dem Aufruf formuliert worden waren, erfüllt, beziehungsweise erfüllen möchte. Das bedeutet, dass dort ein Grundstück ist, das leicht erschlossen werden kann. Des Weiteren ist die Bereitschaft des Schöffenrats vorhanden, bei dem Bau und dem Unterhalt einen Beitrag zu leisten. Und das Grundstück liegt an der Autobahn. Es ist also gut zu erreichen. Darüber hinaus kann das Velodrom in dieser Ecke des Landes einen großen Mehrwert bedeuten – sowohl im touristischen als auch im kommerziellen Bereich. Ein Velodrom zieht Menschen an, die dort auch konsumieren werden.

Bad Mondorf ist bekanntlich der Heimatort der Gebrüder Schleck. Spielt dies auch eine Rolle?

Dies ist sicher ein sehr positiver Nebeneffekt. Für die Gemeinde Mondorf dagegen ist es ein wichtiger Punkt. Bad Mondorf ist eine radsportbegeisterte Stadt mit Topfahrern, die in der ganzen Welt Botschafter für Luxemburg sind. Es ist auf jeden Fall kein Nachteil für das Projekt.

Was spricht gegen den Thermalort?

Bad Mondorf liegt nicht zentral, aber die vorhin genannten Argumente überwiegen, zumal Bad Mondorf über die Autobahn sehr schnell zu erreichen ist.

Warum braucht Luxemburg überhaupt ein Velodrom?

Es hat viele Ursachen, aber ich nenne mal zwei. Einer der größten und der erfolgreichsten Sportverbände in Luxemburg hat keine eigenen Infrastrukturen. Das Training wird oft auf der Straße abgehalten. Durch den zunehmenden Verkehr wird dies immer gefährlicher. Damit die Radsportler gezielt trainieren können, brauchen sie eine Infrastruktur, wo sie dies optimal tun können. Vor allem muss man aber wissen, dass viele olympische Disziplinen auf der Bahn stattfinden. Mit dem Potenzial an talentierten Radsportlern, die wir haben, kann man es sich gut vorstellen, dass wir dann auch im Bahnradsport vertreten sind. Es wird sehr von Vorteil sein, dass unsere Talente sich in bestimmten Bereichen gezielt verbessern können, zum Beispiel beim Zeitfahren, Sprint oder in der Technik. Man kann beobachten, dass die weltbesten Radsportler aus Ländern stammen, in denen der Bahnradsport eine große Bedeutung hat, beispielsweise Australien mit Tour-de-France-Gewinner Cadel Evans oder Großbritannien.

Sie sprechen jetzt das Training an, aber können im künftigen Velodrom auch Wettbewerbe stattfinden?

Wettbewerbe könnten dort sicher stattfinden. Es müssen ja nicht direkt Sechs-Tage-Rennen sein. Aber gegen kleinere Wettbewerbe ist nichts einzuwenden. Auch könnten hier Landesmeisterschaften auf der Bahn stattfinden. Es ist auch wichtig, dass Mannschaften aus dem Ausland ein Trainingslager veranstalten können, so zum Beispiel Teams aus dem Saarland, Rheinland-Pfalz und Lothringen – dies auch um die Unterhaltskosten so niedrig wie möglich zu halten. Deswegen muss das Velodrom gegenüber anderen Anlagen wettbewerbsfähig sein.

Was sind die Charakteristiken des geplanten Velodroms?

Die Bahn wird eine Länge von 250 Metern haben und überdacht sein. Es soll knapp 1 000 Plätze für Zuschauer haben, wenn es Wettkämpfe geben soll. Überdimensional wird die Anlage nicht.

Angedacht ist ein ganzer Komplex, unter anderem mit einem neuen Lyzeum. Ist die Realisierung nur in einem Gesamtpaket möglich?

Ein Gesamtkomplex ist enorm von Vorteil. Man muss alles daransetzen, Kosten zu sparen und Synergien zu finden. Das ist nur möglich auf einem großen Areal. Das in Bad Mondorf umfasst rund 16 Hektar. Die Projekte können auch zeitversetzt realisiert werden. Zu einem Lyzeum gehört auch eine Sporthalle oder ein Schwimmbad. Man kann auch Infrastrukturen für den Service-Bereich der Gemeinde einplanen oder einen Park-and-Ride-Parkplatz. Dann ergibt das einen Sinn. Die Gemeinde Bad Mondorf muss einen Entwicklungsplan aufstellen lassen, in den alle Ideen einfließen können. Auch müssen sich alle beteiligten Ministerien mit der Gemeinde zusammensetzen, um darüber zu beraten.

Da kommen ja einige Ministerien zusammen …

Ja. Mit Sicherheit das Finanzministerium, das Ministerium für Nachhaltigkeit mit Umwelt und Bauten, das Tourismusministerium, das Bildungsministerium, das Innenministerium und auch das Sportministerium, um nur diese zu nennen.

Wie hoch werden die Kosten für den Bau und Unterhalt des Velodroms sein und wie werden diese aufgeteilt?

Beim Bau des Velodroms soll der Kostenpunkt unter der Marke von 15 Millionen Euro bleiben. Was den Unterhalt betrifft, ist dies schwer zu sagen, aber es ist ein Ziel, die Kosten so niedrig wie möglich zu behalten. Beim Bau wird der Staat 70 Prozent übernehmen. Der Staat ist nicht Bauherr, sondern er subventioniert ein nationales Projekt.

Was ist mit den restlichen 30 Prozent?

Die müssen von der Gemeinde getragen werden. Das war ja auch so besprochen.

Wann erwarten Sie eine Entscheidung zur Standortfrage?

Die nächste Etappe wird ein Treffen der Gemeindeverantwortlichen mit den betreffenden Ministerien sein. Es geht darum, was in den Entwicklungsplan kommt und was nicht. Dann wird die Gemeinde den „Plan directeur“ in Auftrag geben.

Kann man einen konkreten Zeitpunkt nennen?

2012 muss der Entwicklungsplan erstellt werden. Vom Regierungsrat ist ja festgehalten worden, dass das Velodrom nicht vor 2013 gebaut wird. Frühestens 2013 können in diesem Dossier die ersten Schritte getätigt werden. (Interview: Jeroen Van der Hoef / Fotos: Anouk Antony, Reuters)