Luxemburgs bekanntester „Clochard“ ist tot

Als Strandgut der Gesellschaft landen sie auf dreckigen Trottoirs, harren aus in dunklen Unterführungen und suchen Wärme in Bahnhofshallen. Wir, die Vorbeihastenden, schauen lieber weg ...

Adalbert Boros war es gelungen, dieser schmerzhaften Anonymität, die das Leben der Obdachlosen prägt, zu entschlüpfen. Er hatte seinen festen Platz „op der Strooss“, er war ohne Zweifel der bekannteste „Clochard“ des Landes.

Dass dieser Boros ein einmaliger Mensch war, zeigen die vielen Beileidsbekundungen, die sein Tod auf Facebook hervorgerufen hat. Dass die Todesmeldung überhaupt über das doch wunderbare Facebook-Netz weitergereicht wurde, ist an sich schon der Beweis dafür.

Adalbert Boros, genannt Albert, wurde am 18. Mai 1931 in Ungarn geboren. Er kam mit 24 Jahren nach Luxemburg, um als Ingenieur am Bau des Pont Grande-Duchesse Charlotte, also der Roten Brücke, und auch am Bau der Staumauer in Esch/Sauer mitzuwirken.

Plötzlich aber kippte sein Leben, und Boros verbrachte seine Tage und Nächte während immerhin 20 Jahren als Obdachloser. Sein Zuhause war das Garer Viertel.

Einige meinen zu wissen, er habe es nie verkraftet, dass sich Menschen von der Roten Brücke, „seiner“ Brücke, in den Tod gestürzt haben. Daher sei sein Leben in eine Schieflage geraten.

Der ehemalige Fußballprofi Roby Langers, dessen Eltern ein Café in der Rue Joseph Junck hatten, erinnert sich an Boros – und das auch auf Facebook: „Er lag immer in einer unserer Garagen. Meine Eltern und ich haben sich um ihn gekümmert: Zigaretten, Kleider ... Der Mann hatte viel Wissen und Intelligenz, er war ein fantastischer Maler. Schade, dass er von uns gegangen ist.“

Adalbert Boros starb bereits am vergangenen 26. April in seinem 82. Lebensjahr. Möge er nun die Ruhe in aller Ewigkeit finden, die er in seinem Leben nicht hatte. Oder ... hatte er sie vielleicht doch gehabt? (mt)