Betriebsgenehmigungen für Bartringer Erdöltanklager laufen bis 2013 progressiv aus

Laut der internationalen Energiebehörde ist jedes Land – also auch Luxemburg – dazu verpflichtet, strategische Reserven für 45 Tage bei Benzin und 55 Tage bei Diesel bereitzuhalten.

Eigentlich müssten die strategischen Erdölvorräte dann bei 835 000 Kubikmetern liegen. Davon sei Luxemburg zurzeit jedoch weit entfernt, bedauert Etienne Schneider, Erster Regierungsrat im Wirtschafts- und Energieministerium. Derzeit verfüge Luxemburg nur über Lagerkapazitäten von 495 000 Kubikmetern Erdölprodukte, davon befinden sich nur 196 000 Kubikmeter auf dem nationalen Territorium, der Rest wird im belgischen Feluy aufbewahrt.
Um langfristig die Energieversorgung Luxemburgs zu garantieren, müssen also weitere Lagerkapazitäten geschaffen werden. Unseren Informationen zufolge soll ein neues Tanklager südwestlich der Hauptstadt und eines im Südwesten des Landes entstehen.

Das Großherzogtum ist in vielen Ländern wegen seiner preisgünstigen Erdölprodukte als Schlaraffenland für Tanktouristen bekannt. Doch auch viele Auto- und Lastwagenfahrer tanken auf der Durchfahrt an luxemburgischen Tankstellen preisgünstigen Treibstoff. Um den täglichen Ölbedarf – Exportmengen und inländischer Konsum – abdecken zu können, müssen folglich verhältnismäßig große Mengen an Treibstoff verfügbar sein.

Sollmengen von 835 000 m3

Nach Vorgaben der internationalen Energiebehörde müsste das Großherzogtum eigentlich strategische Reserven für 90 Tage (45 Tage beim Benzin und 55 Tage beim Diesel) – also insgesamt 835 000 Kubikmeter Treibstoff – bereithalten. Das Großherzogtum verfügt gegenwärtig aber nur über Lagerkapazitäten für Erdölprodukte von rund 196 000 Kubikmetern auf dem nationalen Territorium und weitere 299 000 Kubikmeter im Hauptlager im belgischen Feluy (Provinz Hainaut). Aus technischen und logistischen Gründen würden diese Gesamtlagerkapazitäten jedoch nie ganz ausgeschöpft, sodass die effektiv verfügbaren Erdölvolumen weit unter dem tatsächlichen Fassungsvermögen der Behälter liegen. „Im Winter oder bei außergewöhnlichen Witterungsbedingungen wie jene im Dezember vergangenen Jahres steigt die Erdölnachfrage stark an. Wenn dann auch noch wegen der extremen Verhältnisse die Anlieferwege über den Rhein und die Mosel, die Straße und das Eisenbahnnetz gestört sind, werden die Erdölprodukte knapp“, erklärt Etienne Schneider. Dies sei erneut im Dezember 2010 deutlich geworden. Deshalb und weil die verschiedenen Betriebsgenehmigungen für das ohnehin schon wegen seiner Nähe zu Wohngebieten (Seveso-Richtlinie) in der Bartringer Rue de l'Industrie nicht mehr tragbare Tanklager bis zum Jahr 2013 nach und nach auslaufen, musste sich die Regierung im Rahmen der Ausarbeitung des „Plan sectoriel zones d'activités“ nach möglichen alternativen Standorten für neue Tanklager umsehen. Mitte Dezember 2010 hatte der Strassener Bürgermeister Gast. Greiveldinger in einer öffentlichen Gemeinderatssitzung verlauten lassen, dass die Öltanks in Bartringen in absehbarer Zeit abgebaut werden sollen. Wie wir bereits Ende Juli 2010 im Anschluss an eine Tagung des Leudelinger Gemeinderats berichtet hatten, hatte der Leudelinger Bürgermeister Rob Roemen damals schon die Schließung des Erdöllagers in Leudelingen-Gare verkündet und gleichzeitig Informationen über die Pläne der Regierung bezüglich eines neuen Tanklagers auf dem Bann Cessingen-Hollerich im Südwesten der Hauptstadt preisgegeben.

Aus gut informierten Kreisen wurde uns dieser Tage bestätigt, dass im Rahmen der Ausarbeitung des „Plan directeur zones d'activités économiques“ zwei Standorte für neue Erdöllager im Südwesten der Stadt Luxemburg – auf einem Grundstück zwischen der Autobahn A6 Arlon-Luxemburg, der Rue des Celtes und der Eisenbahntrasse Luxemburg-Brüssel beziehungsweise dem CR 178 – und im Südwesten des Großherzogtums zurückbehalten wurden. Auf dem an der A6 gelegenen Grundstück sei auch das Grundwasser analysiert worden. Vier Wasserbehälter, die längs des Grundstücks verlaufende Sebes-Trinkwasserleitung und ein auf einem gegenüberliegenden Gelände rechts neben der Autobahn A6 neu anzulegender Weiher stünden, so unsere Quelle, im Ernstfall der Feuerwehr für Löschzwecke zur Verfügung. Diese neuen Tankbehälter würden über eine doppelte Wand verfügen. Um die etwaigen Risiken von Umweltverschmutzung möglichst gering zu halten sollen die Mineralölbehälter in Betonbecken installiert werden. Voraussichtlich in einem Monat soll laut unseren Informationen die Regierung diese alternativen Tanklagerstandorte offiziell bekannt geben.

Neben den Lagern in Leudelingen und Bartringen soll auch das Tanklager in Cessingen im Zuge der Umsetzung des Masterplans „Porte de Hollerich“ und der Realisierung des Peripherie-Bahnhofs geschlossen werden.

Auch die Genehmigungsprozeduren für den Ausbau des Erdöllagers im Merterter Hafen könnten nach Abschluss der Commodo-Prozeduren für das gesamte Hafengelände in Bälde in Angriff genommen werden. Wie Anfang 2006 bekannt wurde, wird das bestehende Lager der Firma Tanklux ausgebaut. Zu den derzeitigen 61 000 Kubikmetern sollen 90 000 Kubikmeter hinzukommen. Diese Ausbaupläne sorgten in der Vergangenheit bereits für reichlich Gesprächsstoff.

Öffentlich-private PPPs

Um die Energieversorgung des Landes künftig zu garantieren, könne sich die Regierung auch öffentlich-private Partnerschaften, sogenannte PPPs, zwischen dem Staat und den privaten Ölfirmen vorstellen, meinte Etienne Schneider. Durch eine solche Kooperation habe der Staat eine bessere Kontrolle über die Erdölvorräte. „Bisher beantragen die Ölfirmen nämlich Scheine für fiktive Erdölmengen bei ihrer Muttergesellschaft im Ausland. Kommt es zu Engpässen, dann können die Firmen diese Quantitäten einfordern“, erklärt Etienne Schneider. Im Extremfall, wenn auch im Ausland eine erhöhte Nachfrage für Erdölprodukte bestehe, könne es dann zu Lieferverzögerungen und demnach zu Engpässen bei den Erdölreserven kommen.

(Text: A-A S, Foto: Guy Jallay)