Lange nichts mehr gehört von … Armin Krings - Ein Garant für Tore am Fließband

Auch am Ende der Fußball-Saison 2012/13 wird sich nichts in der ewigen Torjägerliste der höchsten Spielklasse ändern.

Armin Krings, der in 347 Meisterschaftsspielen insgesamt 255 Treffer erzielen konnte, bleibt in dieser Wertung unangefochtener Spitzenreiter.

Der ehemalige Topstürmer und Torgarant des FC Avenir Beggen kann mittelfristig eigentlich nur von Dan Huss (CSG) bedrängt werden, der als momentan noch aktiver Spieler aber einen respektablen Rückstand in der Rangliste aufzuweisen hat. 13 Jahre nach seinem Laufbahnende unterhielten wir uns mit Armin Krings, der sieben Mal den Titel des effektivsten Torschützen gewinnen konnte.


Wissen Sie noch, was sich am 13. September 1981 ereignet hat?

An dem Tag fand das zweite Spiel der Saison 1981/82 statt. Nachdem Beggen zum Auftakt mit 1:0 in Hautcharage erfolgreich war, gewannen wir die zweite Partie mit 2:0 in Eischen und ich erzielte mein erstes Tor in der Luxemburger Meisterschaft. Allerdings kann ich mich an die Entstehung nicht mehr erinnern. Mir haben die Treffer aus den entscheidenden Saisonphasen, und vor allem in den Schlüsselspielen gegen Jeunesse und gegen Red Boys viel mehr bedeutet. Schon zu einem frühen Zeitpunkt der Saison 1981/82 trafen wir auf die Escher und ich war zweimal erfolgreich. Es folgten drei Tore gegen die Differdinger und dann war mir klar, dass ich mit der Unterstützung des Trainerduos Albert Adams/Mich. Clement in Luxemburg angekommen war.


Sie waren als 19-jähriges Talent aus Mönchengladbach zum FC Avenir gewechselt. Wäre nicht etwas mehr Geduld nötig gewesen, um sich bei der Borussia durchzusetzen?

Mir wurde neben anderen Jugendspielern bei der Borussia ein Amateurvertrag angeboten, ich hatte aber auf einen Profikontrakt gehofft. Dies war enttäuschend, obschon ich ein paar Mal pro Woche am Training der Profis hätte teilnehmen können. Bei der A-Jugend agierte ich als Spielmacher im Mittelfeld. Im Nachhinein kann ich behaupten, dass ich vielleicht noch ein oder zwei Jahre in Mönchengladbach hätte probieren können. Die Profis verfügten über einen Topkader und junge Spieler hatten es sehr schwer. In meiner ersten Beggener Saison kam es nochmals zu Beobachtungen seitens der Borussia. Jedoch gab es keine Rückmeldung, da es bei den Profis ein Überangebot an guten Spielern gab. Danach lagen mir Angebote aus der zweiten Liga vor. Allerdings habe ich beschlossen, die mir in Luxemburg gebotene Chance für eine Banklehre zu nutzen.


Ihre Rekordquote von 255 Toren ist nur schwer zu erreichen. Wem hatten Sie am ehesten die Nachfolge zugetraut?

Ich hatte stets Dan Huss auf dem Zettel, der sich durch Regelmäßigkeit und Tordrang auszeichnen konnte. Es hängt natürlich davon ab, wie lange er noch in der ersten Liga spielen möchte. Huss legt viel Kraft und Energie in sein Spiel und blieb in den vergangenen Jahren nicht vom Verletzungspech verschont.


War das Toreschießen früher einfacher als heute?

Tore zu erzielen war zu jeder Zeit etwas Besonderes. Im aktuellen Fußball kann man die Situation der Offensivleute von Fola und Düdelingen mit meiner vergleichen. Natürlich ist es leichter, Tore zu erzielen gegen Mannschaften aus dem unteren Tabellendrittel. Wichtig ist aber, dass man als Top-Stürmer in den Spielen gegen die Mitkonkurrenten stets präsent und effektiv ist.


Wen würden Sie als unangenehmsten Gegenspieler bezeichnen?

In den Spielen gegen Jeunesse war zumeist Jean Wagner mein Gegenspieler. Dieser spielte körperbetont und besaß ein aggressives Zweikampfverhalten. Dies führte dazu, dass er früh verwarnt wurde und nahe an einem Platzverweis war. Um dies zu vermeiden, wurde dann ein etwas ruhiger Spielertyp wie Roland Schaack für meine Bewachung eingeteilt.


Was waren die schönsten Erinnerungen an die aktive Zeit?

Ohne Zweifel gehörten die Doublé-Gewinne und die Titel als bester Torschütze zu den wirklichen Höhepunkten. Auf internationalem Plan bleibt das Europacup-Auswärtsspiel gegen Galatasaray Istanbul vor der ungewohnten Kulisse von 75 000 Zuschauern ein großes Erlebnis. Unvergessen ist zudem das erste Länderspiel am 9. September 1987 in Irland, wo ich nur wenige Tage nach meiner Naturalisierung die 1:0-Führung erzielen konnte. In dieser Partie hatte Guy Hellers beim Stand von 1:1 die Chance zur erneuten Führung und am Ende gab es eine bittere 1:2-Niederlage.


In welchem Maß verfolgen Sie noch das aktuelle Fußball-Geschehen?

Von der Entwicklung des Fußballs in Luxemburg bin ich enttäuscht. Düdelingen hat zwar im Vorjahr auf europäischem Plan eine gute Figur abgegeben, aber man ist zu viel von ausländischen Spielern abhängig. Als Hauptgrund für den Rückgang des Niveaus betrachte ich die Clubfusionen. Der lokale Fußball ist der Verlierer. Drei oder vier Vereine haben sich zusammengetan und Stammspieler der ersten Mannschaften sind auf der Strecke geblieben. Ausländische Neuzugänge wurden verpflichtet und nur wenige einheimische Akteure haben den Sprung in das erste Fusionsteam geschafft. Durch diese Maßnahmen drehten zahlreiche Spieler dem neuen Verein den Rücken und deren Familienangehörige wanderten teilweise zu anderen Sportarten ab.


Welche Gedanken kreisen durch Ihren Kopf, wenn Sie den Werdegang des FC Avenir sehen?

Die Stärke des Vereins war lange Zeit ein Gerüst von 15 Mitarbeitern mit zwei Persönlichkeiten wie Théo Mersch und Ulrich Kirk an der Spitze. Der FC Avenir spielt nun in der 1. Division und verfügt nur noch über fünf Helfer im Vorstand. Dies ist eine untragbare Situation. Eine Fusion würde nur zu einer Verwässerung des Vereins führen. Der FC Avenir braucht neue und motivierte Mitarbeiter. Viele meiner früheren Mitspieler, die beruflich engagiert sind, haben durch die gesamte Entwicklung im nationalen Fußball die Lust verloren. Es gibt aber Ausnahmen, bei denen einige noch als Trainer bzw. in einem Vorstand aktiv sind.


Hatten Sie selbst nie Ambitionen für ein Traineramt?

Ich habe gemerkt, dass solch ein Amt viel Zeit und Energie kostet. Zu dieser Erkenntnis bin ich ziemlich schnell während des kurzen Gastspiels beim FC Etzella gekommen, wo ich damals Luc Holtz in seiner Funktion als Spielertrainer zur Seite stand.

VON JEAN-PAUL KOLBUSCH (FOTO: MARC WILWERT)