Freizeit, Spaß, Entspannung mit therapeutischen Effekten – das „Huifbedrijden“ (Huifbettfahren) ist eine Art Therapie, die 2008 von der Vereinigung ohne Gewinnzweck „De Leederwon“ in Betzdorf initiiert wurde.
Im Vordergrund stehen die positiven emotionalen Auswirkungen der Pferd-Mensch-Beziehung, die besonders für behinderte Menschen von großer Bedeutung sind.
Das „Huifbedrijden“ findet seinen Ursprung in den Niederlanden. In den 1980er-Jahren hat dort ein Landwirt diese Form therapeutischer Behandlung eingeführt. Der Wohlfühleffekt und das Vergnügen, die beim Kontakt von behinderten Menschen mit Pferden hervorgerufen werden, erweisen sich als besonders wertvoll für das Wohlergehen der Patienten.
Peter Aendekerk, Erzieher-Instruktor und Kutschenfahrer, hat das „Huifbedrijden“ vor fünf Jahren nach Luxemburg gebracht. Er fand seine Inspiration in der Methode der Niederländer. Die Ideen für das Projekt und für den Bau des „Huifbed“ (Huifbett) wurden von ihm persönlich entwickelt. In den Niederlanden hat er an der Gestaltung und der Herstellung der Huifbetten persönlich mitgearbeitet. Zusammen mit der Firma Van den Heuvel, Kutschenbauer aus den Niederlanden, hat er die Kutschen fertiggestellt.
Wohlbefinden und Sicherheit der Patienten im Mittelpunkt
Das „Huifbed“ besteht aus einem Rahmen, an dem drei Räder befestigt sind. Zwei Pferde stehen in diesem Rahmen. Über ihnen spannt sich ein Tuch, das mit Hilfe von Lederriemen befestigt ist und so angebracht ist, dass es den Rücken der Pferde berührt. Der Patient wird auf das Tuch in die Mitte der beiden Pferde gelegt und durch die Schrittbewegungen der Pferde leicht hin und her geschaukelt. Nicht nur die Körperwärme und Bewegungen der Pferde wirken sich therapeutisch auf die Patienten aus, sondern auch der Massageeffekt, der dadurch entsteht.
„Das Hinlegen der Patienten erfordert äußerste Fachkunde und genaueste Kenntnisse des Krankheitsbildes des jeweiligen Kandidaten. Mit einem speziellen Hebelift kann der Patient auf das ,Huifbed‘ hochgehoben werden. Die Sicherheit und das Wohlbefinden der Kunden haben höchste Priorität“, erklärt Peter Aendekerk, der selber die Kutsche lenkt. Das Huifbettfahren ist geeignet für Menschen mit einer körperlichen oder geistigen Behinderung, für Personen mit Durchblutungsstörungen, Lungenverschleimungen und Muskel- und Gelenkproblemen, für Rheumapatienten, Spastiker und Personen, die unter Stress und/oder Burnout-Symptomen leiden.
Der gemeinnützige Verein „De Leederwon“ ist darum bemüht, Menschen mit Schwerst- und Lernbehinderung die Möglichkeit zu geben, an Freizeitaktivitäten teilnehmen zu können, die aufgrund der Behinderung andernfalls undenkbar wären. So hat sich im Laufe der Jahre in Betzdorf eine Einrichtung etabliert, die mit einer Vielfalt von Angeboten für eine abwechslungsreiche Freizeitgestaltung für Menschen mit einer Behinderung sorgt.
Sowohl die „Education différenciée“ (Ediff) aus Walferdingen als auch die „Association nationale des victimes de la route“ (AVR) pflegen die Zusammenarbeit mit der Vereinigung „De Leederwon“. Zweimal pro Woche nehmen die Jugendlichen der Ediff aus Walferdingen am Freizeit- und Förderprogramm in Betzdorf teil. Peter Aendekerk hat auf privatem Gelände verschiedene Beschäftigungsateliers eingerichtet, die neben dem „Huifbedrijden“ die Patienten fördern: Schreinerei- und Schlosseratelier, Gartenarbeiten und die Verpflegung und Betreuung der Pferde und Ponys. Das Geschehen steht selbstverständlich unter ständiger Beaufsichtigung von Mithelfern.
Bau einer Halle für mehr Förderungsmöglichkeiten
Die finanziellen Mittel werden von Sponsoren, Vereinen und Privatleuten eingebracht. Ohne deren wertvolle Unterstützung wäre die Arbeit in diesem Maß bisher nicht möglich gewesen. Das Komitee der Vereinigung setzt sich aus sechs Personen zusammen. Auch Dr. Martin Probst hat sich dem „Leederwon“ angeschlossen und beteiligt sich aktiv an dem Projekt. „Wir haben mit unseren Aktivitäten und Fördermaßnahmen bereits hervoragende Resultate erzielen können. Die Atmosphäre zwischen den Kunden und Helfern ist lobenswert, die Zusammenarbeit macht Spaß und die Bandbreite der Beschäftigungsmöglichkeiten hier auf dem Gelände ist groß“, äußert sich der Mediziner.
Seit vergangenem Oktober wird der Vereinigung von einem Landwirt aus Betzdorf eine Halle zur Verfügung gestellt, in der auch bei schlechtem Wetter das „Huifbedrijden“ sowie andere Aktivitäten stattfinden können. Ein großer Wunsch von Peter Aendekerk und seiner Mannschaft ist es, eine eigene Halle errichten zu können, mit den nötigen Infrastrukturen und Anpassungsmöglichkeiten für die Besucher. Leider fehlen momentan noch die finanziellen Mittel dafür.
Eine halbe Stunde Therapie auf dem „Huifbed“ kostet 45 Euro. Sowohl Privatleute als auch Organisationen können von den Angeboten der Vereinigung „De Leederwon“ profitieren. „Die Zufriedenheit und das Lächeln in den Gesichtern der Kunden ist jedes Mal eine Motivation, das Projekt weiter zu fördern und darin zu investieren. Es wäre wünschenswert, weitere Sponsoren und Partner mit ins Boot nehmen zu können, nicht nur um den Bau einer Halle zu ermöglichen, sondern auch, um noch spezifischer der Betreuung und den Ansprüchen einzelner Besucher entgegenkommen zu können“, erläutert Peter Aendekerk.
Neben den therapeutischen Betreuungsangeboten für die Menschen mit Schwerstbehinderung kann man auf dem Hof von Peter Aendekerk in Betzdorf übrigens auch den „Führerschein“ fürs Fahren pferdebespannter Wagen erwerben. Die Vereinigung „De Leederwon“ ist übrigens eines der beiden Hilfswerke, die die „Union des journalistes Luxembourg“ (UJL) in diesem Jahr mit ihrer Gratulationsaktion unterstützt.
VON ANNE HEINTZ (FOTOS: DE LEEDERWON)