Aus „Tourist Center Munshausen“ wird „Tourist Center de la Commune de Clervaux“

INTERVIEW: JOHN LAMBERTY

Nein, seinen ganz besonderen Charme hat das Ardennen- und Abteistädtchen Clerf bis heute nicht verloren. Und doch muss die einstige Touristenhochburg seit Jahren wie nie zuvor um die Gunst der Besucher buhlen, die heute mit Blick auf Urlaubs- und Animationsangebote ganz neue Ansprüche

an ihre Ferienziele stellen. Im Fokus des Ringens um den angepeilten Wiederaufschwung steht seit Kurzem auch das neubegründete „Tourist Center de la Commune de Clervaux“, dessen Direktor Norbert Thelen, allen neuen Ideen zum Trotz, vor allem auf ein altbewährtes Rezept setzt: „Der Kunde muss wieder König sein“ ...

Norbert Thelen, von der Öffentlichkeit kaum bemerkt, haben das bekannte „Tourist Center Munshausen“ und das „Syndicat d'initiative“ aus Clerf vor Kurzem beschlossen, zum neuen „Tourist Center de la Commune de Clervaux“ zu verschmelzen. Eine logische Konsequenz der Gemeindefusion?

Ja und Nein. Einerseits ist die sehr enge Kooperation zwischen dem Fremdenverkehrsverein bzw. „Tourist Center“ aus Munshausen und dem „Syndicat d'initiative“ aus Clerf eigentlich schon Jahre älter als die Gemeindefusion, andererseits hat das Tourismusministerium aber auch nie einen Hehl daraus gemacht, dass es sich bei der touristischen Entwicklung der neuen Fusionsgemeinde Clerf einen möglichst starken Partner wünscht. Wirklich konkret wurden die Pläne für einen Zusammenschluss denn auch im Zuge der Fusion 2011 und dem Clerfer Gemeinderatsbeschluss, neue Räumlichkeiten für das Tourist-Info am Marktplatz in Clerf einzurichten. Konkreten Abschluss fanden die Gespräche schließlich im Laufe des zurückliegenden Monats mit der Auflösung des Clerfer „Syndicat d'initiative“ und der Statutenänderung des „Tourist Center“ zur Aufnahme der Clerfer SI-Verantwortlichen in den Vorstand eines neuen kommunalen „Tourist Center“ mit Sitz in Clerf.

Sicherlich keine leichte Entscheidung für eine so traditionsreiche Institution wie das Clerfer SI.

Natürlich. Aber ich denke einfach, beide Syndikate haben letztlich etwas von ihrer Identität als Bewahrer und Förderer ihres lokalen Kulturerbes aufgeben müssen, um sich in Zukunft mit voller Stärke für die Förderung ihres neuen, kommunalen Kulturpatrimoniums einsetzen zu können. Denn eins scheint mir völlig klar: Eine zukunftsfähige Touristenhochburg wie Clerf kann bei den heutigen Herausforderungen nicht mehr allein auf dem – ganz sicher lobenswerten – Einsatz im Ehrenamt bestehen. Es bedarf dafür einfach professionell aufgestellter und finanziell stärkerer Strukturen. Übrigens: Die „Syndicats d'initiative“ aus Heinerscheid und Lieler sind keineswegs außen vor. Wir werden diese bei Bedarf jederzeit gern unterstützen und sollte zu einem späteren Zeitpunkt ein Beitritt zum Clerfer „Tourist Center“ erwünscht sein, so stehen die Türen auch hierfür stets offen. Der Anspruch, ein „Tourist Center“ für die ganze Gemeinde zu sein, steht!


Auch der Gemeinderat bemüht sich derzeit ja mit größtem Einsatz um ein Wiedererstarken des Gewerbe- und Tourismuszentrums Clerf. Dabei helfen soll zunächst eine grundlegende Studie, aus der dann Pläne für eine Steigerung der Attraktivität hervorgehen sollen. Was erwarten Sie sich konkret von diesem Vorstoß?

Ich erwarte mir vorrangig eine klare Bestandsaufnahme aller touristischen Angebote und ihres derzeitigen Zustands. Die bestehenden Anziehungspunkte touristengerecht instand zu setzen und sinnvoll aufzuwerten ist meines Erachtens das Allerwichtigste. Das gilt für das Clerfer Campinggelände und den Minigolf über die Rad- und Wanderwege bis hin zur „Rackésmillen“ und vielen anderen Stätten. Ziel muss es einfach sein, Kunden aller Altersstufen mit unseren Programmangeboten eine aktive Feriengestaltung zu ermöglichen. Den Satz, „Sou eppes gëtt et hei net“, darf es einfach nicht geben! Das heißt, dass wir auch eine engagierte und umsichtige Kundenbetreuung brauchen, welche die Gäste gezielt zu den für sie interessanten Angeboten hinführt. Und vor allem müssen wir jene Touristen neu ansprechen, die seinerzeit mit ihren Eltern hier Urlaub gemacht haben. Wenn wir sie an ihre Ferienaufenthalte als Kinder in Clerf und Umgebung erinnern und mit neuen, attraktiven Angeboten werben, werden sie auch mit ihren eigenen Kindern und Enkeln wiederkehren. Davon bin ich fest überzeugt.


Wurde demnach vor allem der Tourist an sich zu lange vernachlässigt?

Absolut! In den 1960er- und 70er- Jahren genossen Camping- und Tagestourismus in unserer Region einfach Erfolg, und später kam dann der Banken- und Handelstourismus. Aufgrund verschiedenster Entwicklungen sind beide aber in der Folge geschwunden. Und nun müssen neue Konzepte her. Die tiefgreifenden Investitionen vieler Hoteliers und Geschäftsleute, in Clerf wie auch im Umland, können dabei wichtige Antriebsmotoren sein, um allein aus ökonomischen Gründen auch eine neue Qualität des Tourismus zu generieren. Das Tourismusgewerbe ist ein nicht zu unterschätzender Wirtschaftsfaktor der Region und zufriedene Besucher schaffen ein Etikett, von dem letztlich alle Akteure profitieren. Und deshalb müssen für den Erfolg auch alle mitanpacken.


Hegt das „Tourist Center“ bereits konkrete Ideen, um den Touristen wieder mehr Geschmack auf die Region Clerf zu machen?

Wie gesagt, das Bestehende attraktiv inwertsetzen ist Trumpf! Wenn ich etwa das ausgediente Clerfer Tennisfeld sehe und zugleich an die immer häufigere Nachfrage nach Stellplätzen für große Camper denke, sage ich mir: „Wieso nicht hier ein solches Camper-Gelände einrichten und zugleich einen Mehrwert für das Campinggelände schaffen?“ Doch auch die Nutzung unserer Mountainbike-Wege für ein internationales VTT-Event, ähnlich der VTT-Saarschleife, schwebt mir vor. Oder auch ein interessantes Happening zu Weihnachten unter Einbindung der regionalen Restaurants wäre vorstellbar. Schließlich umfasst Tourismus 365 Tage im Jahr. Für anregende Veranstaltungen, wie etwa das Fotofestival „Click Clervaux“, gilt es ebenfalls, bereits jetzt schon über Neugestaltungen eines solchen Fests in den kommenden Jahren nachzudenken. Man muss sich im Tourismus eben ständig neu erfinden.