Regionale Zweigstelle des Arbeitsamtes öffnete offiziell ihre Türen

Seit dem 12. November ist die regionale Zweigstelle des Arbeitsamtes in Differdingen offiziell eröffnet. Wie Minister Nicolas Schmit und der Verantwortliche der Adem-„Antenne“, Daniel Pianini, erklärten, soll der Dienst am Kunden in Differdingen an erster Stelle stehen. Das neue regionale Arbeitsamt in der Grand-Rue ist zuständig für die Vermittlung der Erwerbsuchenden aus den Gemeinden Differdingen, Petingen, Niederkerschen und Küntzig. Ihre Zahl liegt derzeit bei um die 2 300, von denen 1 000 allein in Differdingen beheimatet sind.

Das neue Arbeitsamt verfügt über rund 340 Quadratmeter Nutzfläche in der dritten und vierten Etage des „Centre médico-social“. Zwei große Wartezimmer, 14 Büros, in denen die Arbeitsuchenden betreut werden und zwei kleine Küchen für das Adem-Personal wurden eingerichtet. Der Eingangsbereich wurde in eine richtige Empfangslobby umgestaltet. „Die Räumlichkeiten werden von der Gemeinde an den Staat vermietet. 600 000 Euro haben wir als Stadt Differdingen in den Umbau investiert“, meinte Bürgermeister Claude Meisch.

Mehr Jugendarbeitslosigkeit als der Landesdurchschnitt

Arbeitsminister Nicolas Schmit sprach der Gemeinde seinen Dank für die konstruktive Zusammenarbeit aus. „Ende Januar sind wir zu ersten Gesprächen zusammengekommen, bereits neuneinhalb Monate später kann die neue Adem ihre Arbeit aufnehmen“. Die Wahl als Adem-Standort sei nicht von ungefähr auf Differdingen gefallen. Tatsache sei, dass die Zahl der Arbeitslosen im Korntal hoch sei. Derzeit sind rund 2 300 Menschen ohne Erwerbstätigkeit aus Differdingen, Petingen, Niederkerschen und Küntzig bei der Adem eingeschrieben. 1 000 von ihnen stammen aus Differdingen, so der Minister. „360 dieser Arbeitslosen sind junge Menschen unter 26 Jahren. Das sind rund 20 Prozent und damit mehr als der Landesdurchschnitt, der bei 15,8 Prozent liegt“, meinte Schmit. Vor allem die vielen Schulabbrecher, bzw. die jungen Menschen mit niedrigem Bildungsgrad gelte es aufzufangen.

Der Minister ließ auch Kritik an der bisherigen Funktionsweise der Adem durchblicken. „Das Arbeitsamt muss sich wieder mehr in den Dienst des Menschen stellen, denn das ist seine Aufgabe. Es geht darum, jenen die aus, welchen Gründen auch immer, ohne Arbeit sind, helfend und unterstützend zur Seite zu stehen und sie schnell in die Arbeitswelt zurückzuführen. Niemand sollte sich scheuen, diese Hilfe in Anspruch zu nehmen. Der Dienst am Kunden – denn als solche sind die Menschen zu sehen, die sich an das Arbeitsamt wenden – muss zukünftig im Mittelpunkt stehen“, so Schmit.Weiter sprach er sich für ein gezielteres Weiterbildungsangebot und eine Verbesserung der Beziehungen zwischen den Betrieben der Region und der Adem aus.

Ursachen ergründen,Beziehungen stärken

Daniel Pianini, der die Zweigstelle zukünftig leiten wird, wies darauf hin, dass in der Region vieles in Bewegung sei, es auch zahlreiche freie Arbeitsplätze gäbe, diese aber oft nicht von Adem-Kunden besetzt würden, weil diese Stellen einfach nicht gemeldet seien. „Eine der ersten Aufgaben, die wir wahrnehmen wollen, ist eine Analyse, warum das so ist und dann die Beziehungen zu den Firmen und Betrieben aufbauen, bzw. stärken“, meint Pianini. Die Eingliederung von Arbeitsuchenden könne nur funktionieren, wenn die Adem-Mitarbeiter die Strukturen der Arbeitgeber kennen würden.

Durch die Schaffung der regionalen Arbeitsämter geht die Zahl der Dossiers, die jeder Adem-Mitarbeiter zu betreuen hat und die zwischenzeitlich bei 800 lag, drastisch zurück. „Das ermöglicht uns natürlich einen ganz anderen Umgang mit den Arbeitsuchenden. Wir können jedem einzelnen viel mehr Zeit widmen und genau das ist es, was wir als unseren Auftrag ansehen“, so Pianini. „Op Rendez-vous, selon les besoins du client“, heiß e das Konzept für Differdingen, so der junge Verantwortliche. Die Zweigstelle im Korntal wird keine Ausnahmeerscheinung bleiben. Minister Nicolas Schmit zufolge sollen bereits Ende des Jahres eine ähnliche regionale Struktur in Düdelingen und in den ersten Monaten des kommenden Jahres eine weitere in Wasserbillig ihre Türen öffnen.

Bürgermeister Claude Meisch bezeichnete die Adem als einen Zugewinn für die Stadt Differdingen, die sich bereits seit Jahren gegen die hohe Arbeitslosigkeit ihrer Einwohner engagiere. U. a. mit der Schaffung eines kommunalen Jobcenters im Jahr 2005. Des Weiteren oranisiert die Stadt regelmäßig Weiterbildungs- und Sprachenkurse, um beispielsweise auch Frauen den Wiedereinstieg in den Beruf nach langjähriger Pause zu vereinfachen. Claude Meisch wies daraufhin, dass die Infrastrukturarbeiten für den Ausbau der Gewerbezone „Haneboesch“ in Niederkorn soweit abgeschlossen sind und 20 Betriebe sich mittelfristig dort niederlassen werden: „Das bedeutet bis zu 900 neue Arbeitsplätze“.

Meisch griff auch den Zusammenhang zwischen Berufsperspektiven und Bildung auf, den Schmit und Pianini mehrmals erwähnt hatten, um die Forderung der Stadt Differdingen nach einem eigenen Lyzeum zu bekräftigen. Dieses Projekt war bekanntlich im Rahmen der Sparmaßnahmen von der Regierung vorübergehend zurück gestellt worden. „Eng Stadt wéi Déifferdeng brauch e Lycée“, so Meisch.
(VON NATHALIE ROVATTI - FOTOS:CLAUDE PISCITELLI)