„International Percussion Festival Luxembourg“ am Wochenende in Düdelingen

Kaum eine Band oder Orchester kommt ohne Schlag- und Effektinstrumente aus, und dennoch führen Schlagzeug, Trommeln, Pauken, Congas u.v.a. eher ein Schattendasein. Nicht so am vergangenen Wochenende in Düdelingen. Beim zweiten, von der gleichnamigen Vereinigung organisierten „International Percussion Festival Luxembourg“ standen die Schlaginstrumente konkurrenzlos im Rampenlicht. Und sie nutzten die ihnen hier zu Lande viel zu selten gebotene Gelegenheit, sich als eigenständige Instrumente zu beweisen. Durch ihre Instrumentalisten konnten sie für einmal ihre Möglichkeiten voll ausspielen.

Eine wahre Trommelschlacht beglückte demnach drei Tage lang Musiker wie Musikliebhaber aller Alterskategorien im Kulturzentrum „opderschmelz“, wobei nicht allein die Theorie in Workshops und Meisterklassen zu ihrem Recht kam, sondern vor allem der Praxis breiten Raum beigemessen wurde. Die Anwesenden genossen es in vollen Zügen: Sie konnten sich nicht nur nicht satt hören an der mitreißenden Musikliteratur für Schlaginstrumente. Auch ihre Augen konnten sich nicht satt sehen an dem leidenschaftlichen, artistischen Spiel der eingeladenen Vortragenden aus dem In- und Ausland.

Die eher undankbare Aufgabe, die „Night of Percussion“ zu eröffnen, hatte das luxemburgische Schlagzeug-Duo „J & H Groove Factory“. Obwohl Jeff Herr und Joël Heyard – in der nationalen Szene längst keine Unbekannten mehr – sich erst vor kurzem für dieses Projekt zusammentaten, präsentierten sie sich am Samstagabend bereits als perfekt eingespieltes Team.

Nicht nur gemeinsam, mit wechselnden Rhythmusvorgaben vermochten sie sich schnell mit ihren originellen Eigenkreationen und Improvisationen in die Herzen ihrer Zuhörer zu spielen. Auch als Solisten überzeugten beide: Mit viel Körpereinsatz führten sie die schier unbegrenzten Möglichkeiten des Schlagzeugs mit seinen unendlich vielen Klangbildern vor.

Das Eis definitiv zum Brechen brachte Jost Nickel. Mit seiner Schiffermütze machte der deutsche Drummer nicht nur seiner Heimatstadt Hamburg alle Ehre. Erst recht auf seinem weißen Schlagzeug bewies er, dass er musikalisch mit allen Wassern gewaschen ist. Nicht ohne Grund ist er ein gefragter Drummer, dessen Name aber weniger als Einzelkünstler denn als Mitglied der Band „Disko No. 1“ von Sänger Jan Delay bekannt ist.

Der Song „Oh Jonny“ aus dem mit Platin veredelten Album „Wir Kinder vom Bahnhof Soul“ gehörte dann auch ebenso zu Nickels Drum-Repertoire wie Titel anderer Bands, mit denen er bereits im Verlauf seiner Karriere auf der Bühne gespielt und/oder im Studio aufgenommen hat. Dazu zählten auch zwei Titel der britischen Sängerin Ayak, die zwar eingespielt wurden, aber nie auf CD erschienen (!).

Sein ganzes Können stellte Jost Nickel besonders als Solist unter Beweis. Mit unglaublicher Leichtigkeit trug er dabei nicht nur die komplexesten Grooves vor. Nicht zu kurz kommen ließ er auch die unglaublich große Bandbreite der Klangkombinationen des Schlagzeugs, das mal sehr laut, aber nur einen Schlag später auch wieder sehr leise sein kann, dabei aber immer mitreißend bleibt.

Ein wahres Trommel-Feuerwerk brannte das Trio „Playmobeat“ aus Berlin ab. Andi Bühler, Chris Heiny und David Pätsch musizierten aus dem Publikum heraus und wieder ins Publikum hinein und ließen somit ihre Zuhörer Teil ihrer zwar mit einfachsten Mitteln, dafür aber mit viel Leidenschaft und exemplarischer Beherrschung ihrer Schlagzeuge inszenierten Performance werden. Selbst ein unverhofft aufgetretenes technisches Problem wurde gekonnt Bestandteil der Show der sich auf einen Wimpernschlag verstehenden Drummer.

„Playmobeat“ gab sich und dem Saal kaum Gelegenheit zum Luft holen. Während fast einer Stunde lieferten sich die drei Musik-Künstler einen regelrechten Schlagabtausch und entlockten ihren Sets die verschiedensten Klangstrukturen. Mit der universellen Sprache des Rhythmus schufen sie ein einmaliges Hörerlebnis, das zwischendurch auch in „kleiner Formation“ (ohne Toms und Becken) zu einem akustischen Leckerbissen wurde. Dabei kam selbst den Drumsticks auch optisch eine Showrolle zu, indem sie nicht beständig fest in den Händen blieben, sondern durch die Luft und sogar zum Partner wirbelten.

Für ihre herausfordernde Darbietung, bei der sie beständig neue Klangteppiche webten, bekamen Andi Bühler, Chris Heiny und David Pätsch den verdienten Applaus. Und um weiteren Zugaben zu entgehen, wussten sie sich gekonnt aus dem Saal zu schleichen.

Nicht Perkussionsinstrumente allein, sondern in Kombination mit anderen Musikinstrumenten ließen die „Night of Percussion“ am späten Samstagabend in Düdelingen ausklingen: Auf eine Reise durch die ebenfalls stark rhythmusbetonte Musik des lateinamerikanischen Kontinents nahm die Formation „Sonido Profundo“ um den kolumbianischen Bassisten und Sänger Alberto Caicedo und mit der luxemburgischen Perkussionistin Jeanne Schmartz leider nur noch spärlich besetzte Zuhörerränge mit. (Text: Marc Willière / Foto: Lex Kleren)