Mit einer feierlichen Andacht unter dem Vorsitz von Erzbischof Mgr. Fernand Franck wurde die diesjährige Springprozession am Pfingstmontag in der Echternacher Basilika eröffnet.
Neben dem Oberhaupt der Luxemburger katholischen Kirche und dem Bischof von Aachen zogen zahlreiche kirchliche Würdenträger in die Basilika ein, darunter der Apostolische Nuntius in Luxemburg, Mgr. Giacinto Berloco, Generalvikar Mathias Schiltz und Dompropst André Heiderscheid. Auch viele Persönlichkeiten aus dem öffentlichen Leben nahmen an der feierlichen Andacht teil, unter ihnen Kulturministerin Octavie Modert, der Abgeordnete Fernand Boden, der Echternacher Bürgermeister Théo Thiry und die Gemeinderatsmitglieder sowie Pierre Kauthen, Vorsitzender des Willibrordus-Bauvereins.
Traditionsgemäß schritt die Prozession mit den kirchlichen Würdenträgern und den Messdienern unter den Klängen des Willibrordus-Liedes „Es schritt vor alters Zeiten Sankt Willibrord durch's Land“, gesungen vom Basilikachor und den Gläubigen, in den Chor.
„Wir haben uns heute hier in alter bewährter Tradition am Grabe des heiligen Willibrord in Echternach eingefunden“, erläuterte Erzbischof Mgr. Fernand Franck in seiner Begrüßung. Sein Dank galt Mgr. Heinrich Mussinghoff, der mit seiner Predigt auf die Springprozession 2010 einstimme.
Von verschreckten Jüngern zu mutigen Zeugen Jesu Christi
In seiner anschließenden Predigt wies der Bischof von Aachen auf die Geburtsstunde der Kirche Jesu Christi hin, wobei er die Apostelgeschichte zitierte: „Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten. Auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder. Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt und begannen in fremden Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab“. Aus ängstlichen, verschreckten Jüngern, die sich aus Furcht hinter verschlossenen Türen verbarrikadiert hatten, seien mutige Zeugen Jesu Christi geworden. Sie seien freimütig in die Welt hinausgegangen, hätten Strapazen, Verfolgung und Leid auf sich genommen, da sie nicht von dem schweigen konnten, was sie gesehen und gehört hätten.
Im Gebet versammelt, geschehe so durch Gottes Geist die Sendung Jesu Christi in die Welt. Man habe sich in dieser Abendstunde in Echternach versammelt, um einmütig im Gebet zu verharren. Hier gedenke man der Einsetzung der Eucharistie, hier erwarte man den Beistand des Heiligen Geistes, mit dessen Kraft die Gläubigen in die Welt hinausgehen und Jesus verkündigen sollten.
„Bisweilen scheint es, als ob wir in einer geistvergessenen und geistlosen Zeit leben“, erklärte der Prediger weiter. Viele Christen lebten heutzutage ihr Christsein freudlos und ohne Anteilnahme. Zudem hieß es: „Wir alle leiden unter der Woge des sexuellen Missbrauchs von Kindern. Wir schämen uns für diese schrecklichen Verbrechen und bitten alle Opfer und deren Familien um Verzeihung für das Leid, das ihnen angetan wurde. Wir bitten Gott um Reinigung und Erneuerung unserer Kirche.“ Darüber hinaus wolle man aber nicht vergessen, dass es auch Zeichen des Aufbruchs gäbe. Dabei gab er als Beispiel die Geschichte des ehemaligen Kardinals aus Vietnam, François-Xavier Nguyên Van Thuân, der 1975 verhaftet wurde und 13 Jahre ohne Prozess und Urteil im Gefängnis saß. Allein sein Glaube, den er nach der Isolationshaft an seine Mitgefangenen weitergab, habe ihn während dieser Zeit gerettet. Der Kardinal öffnete Herz, Ohren und Augen der Mitgefangenen und eines Wächters und gab so Gottes Botschaft in dem kommunistischen Land weiter. Dieses Ereignis bezeuge wie Gottes Geist auch heute noch Wunder vollbringen könnte, so Mgr. Mussinghoff.
Freude am Glauben nicht nehmen lassen
„Wir sollen den Frieden des Herrn allen Menschen weitersagen und weiterbringen – Friede im Herzen, Friede unter den Menschen, Friede unter den Völkern“, hieß es. Man solle alles unterstützen, was Versöhnung, Frieden und Gerechtigkeit unterstützt. Wo man damit beginne, wirke Gottes Geist. Zudem sollten die Gläubigen sich ihre Freude am Glauben nicht nehmen lassen. Zum Christsein gehöre die Freude am auferstandenen Herrn und genau diese Freude sollte man den Kindern und Jugendlichen vermitteln.
Die Menschen seien berufen, die Sendung Gottes weiterzutragen, so wie Jesus und die Apostel es getan hätten. Das verlange den Mut, vom Glauben zu reden, ihn zu verkünden in Worten und Taten. Es verlange, die Gemeinden zu Orten zu machen, in denen die Menschen sich wohlfühlten, wo sie sich angenommen wüssten und, wo sie einladende Orte zum Gespräch fänden.
Bevor Mgr. Fernand Franck den eucharistischen Segen spendete, folgten die Litanei vom heiligen Willibrord, die Aussetzung des Allerheiligsten, die Fürbitten sowie das Tantum Ergo und das Lied „Schau, heil'ger Apostel“. Im Anschluss an die Andacht begaben sich die kirchlichen Würdenträger und die zahlreich erschienenen Gläubigen in die Krypta, um kurz im Gebet vor dem Grab des heiligen Willibrord zu verharren.(VON NADINE SCHARTZ - FOTOS:GERRY HUBERTY)