Sebes bereitet sich auf Zukunft vor

Am Rande der diesjährigen „Journée de l'eau“ am 11. März in Esch/Sauer wurde bekannt, dass das „Syndicat des eaux du barrage d'Esch-sur-Sûre“ (Sebes) eine neue Produktionsanlage in Eschdorf bauen will. Über die Hintergründe dieser Entscheidung unterhielten wir uns mit Georges Kraus, Ingenieur-Direktor bei der Sebes.

Vor dem Hintergrund eines ständig steigenden Trinkwasserbedarfs im Land – die Bevölkerung wächst mit 1,4 Prozent im Jahr, der Wasserverbrauch steigt im Durchschnitt mit 0,94 Prozent und der Spitzenverbrauch mit 1,22 Prozent im Jahr – habe sich die Sebes gezwungen gesehen, zu analysieren, wie man dieser Herausforderung langfristig begegnen kann, so Georges Kraus.

Eine ökonomische Studie, die vor kurzem erst abgeschlossen wurde, habe ergeben, dass es langfristig gesehen wirtschaftlich sinnvoller sei, einen Neubau dem Ausbau bzw. der Modernisierung des jetzigen Standorts, der seit 1969 in Betrieb ist, vorzuziehen. Die Entscheidung, den Neubau unmittelbar neben dem 35 000 Kubikmeter fassenden Wasserbehälter in Eschdorf zu errichten, sei schnell getroffen worden, da es aus Platzgründen kaum eine andere echte Alternative gegeben habe. Dieser Standort liege auch verkehrstechnisch ideal.

Je drei Jahre Planungs- und Bauzeit

Allerdings wird es wohl noch sechs Jahre dauern, bis die neue Anlage, die kompakter als die jetzige gebaut werden soll, in Betrieb genommen werden kann. Nach einer rund dreijährigen Planungs- und Genehmigungsphase schließt sich eine ebenso lange Bauphase an. Die Sebes-Verantwortlichen hoffen auf eine Inbetriebnahme im Jahr 2017.

Diesen Zeitplan will man bei der Sebes unbedingt einhalten, denn schon 2018 drohen, laut einer Langzeitstudie, die Lieferkapazitäten des Trinkwassersyndikats erstmals nicht mehr ausreichend zu sein, besonders wenn es ein heißer Sommer werden sollte. Derzeit verfügt man lediglich noch um eine Restkapazität von 13 700 Kubikmeter pro Tag, um den erhöhten Trinkwasserbedarf in den kommenden Jahren abzudecken.

Während in Esch/Sauer derzeit maximal 70 000 Kubikmeter Trinkwasser am Tag aufbereitet werden können – die Aufbereitung von Stauseewasser in Trinkwasser dauert übrigens rund zehn Stunden –, soll die neue Anlage in Eschdorf auf 110 000 Kubikmeter ausgelegt werden. Aus Sicherheitsgründen werden gleich zwei knapp vier Kilometer lange Steigleitungen vom Stausee bis hinauf nach Eschdorf gebaut.

Der Neubau hat nicht nur wirtschaftliche, sondern auch logistische Vorteile. Denn den Ausbau und die Modernisierungen der alten Anlage zu realisieren und gleichzeitig die Trinkwasseraufbereitung ununterbrochen zu gewährleisten, wäre keine einfache logistische Übung. Außerdem hätte ein Ausbau eine „Lebensdauer“ von lediglich 32 Jahren, während diejenige für den Neubau mit 36 Jahren angegeben wird. Fest steht jetzt auch bereits, dass die Gebäude am aktuellen Standort abgerissen werden, wenn Eschdorf die Produktion übernommen hat. Damit wird dort wieder Platz sein für einen weiteren Neubau, wenn die Anlage in Eschdorf ausgedient hat.

Rund 89 Mio. Euro für den Neubau

Der Neubau soll mit 89,3 Mio. Euro zu Buche schlagen. Dabei erhofft man sich aber eine Kostenübernahme seitens des Staats von bis zu 50 Prozent. Der Ausbau der alten Anlage wäre zwar warscheinlich knapp drei Millionen Euro billiger geworden, allerdings wären in dem Fall die sogenannten Reinvestitionskosten auf Dauer bedeutend höher ausgefallen, wie eine ökonomische Studie dies belegt.

Allerdings wird im Neubau nicht nur die Aufbereitungskapazität erhöht, auch wird sich die Produktionstechnik ändern. In den vergangenen zwei Jahren hat man in Pilotversuchen mehrere Filtertechniken getestet und ist auf der Suche nach der besten Membranfiltration sogar bis nach Japan gereist.(NiM)