Gefahr einer Schließung des Flughafens wegen abgelaufener Fluglotsen-Lizenzen abgewendet

Ein Einschreibebrief der „Direction de l'aviation civile“ (DAC) sorgte gestern für viel Aufregung: Direktor Claude Waltzing drohte allen Fluglotsen, ihre heute Abend um Mitternacht ablaufenden Lizenzen nicht zu erneuern, falls sie ihm nicht unverzüglich eine bis Anfang 2011 zurückreichende Anwesenheitsliste zukommen ließen. Ohne Lizenz dürften die Fluglotsen natürlich nicht arbeiten – und der Findel wäre somit ab heute um Mitternacht geschlossen. Doch das Nachhaltigkeitsministerium beruhigt: Die Lizenzen seien unterschrieben.
Der OGB-L kritisierte den Direktor der DAC für den Brief, da am Freitag bei einem Treffen mit dem Transportministerium und der Direktion der „Administration de la navigation aérienne“ erklärt worden sei, dass die DAC bereits im Besitz der angeforderten Unterlagen sei. „Der OGB-L verlangt endlich einen konstruktiven Dialog seitens des DAC-Direktors“, heißt es von der Gewerkschaft.

Weder bei der DAC noch bei der „Administration de la navigation aérienne“ (ANA), zu der die Fluglotsen gehören, waren gestern Verantwortliche für eine Stellungnahme zu erreichen. Gestern Abend gab es dann eine Reaktion der Pressesprecherin des Nachhaltigkeitsministeriums: „In der vergangenen Woche gab es in der Tat eine Reihe von Fragen, die gelöst werden mussten. Am Freitag wurde aber alles geklärt – umso größer war heute Morgen unsere Überraschung, dass es nicht geklappt hat“, betonte Dany Frank. Minister Claude Wiseler habe sich daraufhin bei der DAC informiert. Claude Waltzing habe ihm mitgeteilt, dass die neuen Lizenzen unterschrieben seien, und dass die Fluglotsen sie bei der DAC abholen könnten. Es habe sich also wohl um ein Kommunikationsproblem gehandelt, bzw. sei der Einschreibebrief bereits verschickt gewesen, als die Einigung am Freitag erzielt wurde, so Dany Frank. Ob es sich nur um einen Sturm im Wasserglas handelte, muss sich aber noch zeigen: Heute Morgen wird Claude Wiseler die Gewerkschaftsvertreter zu einer Unterredung empfangen.

Der Abgeordnete Fernand Etgen richtete gestern eine parlamentarische Anfrage an Minister Wiseler. Darin spricht er von „schweren Meinungsverschiedenheiten“ zwischen der DAC und der ANA über die Umsetzung der EU-Gesetzgebung über den „ciel unique“. Er erkundigt sich, ob der Flughafen Findel bei einem Zertifizierungsaudit immer noch Gefahr laufe, dieses nicht zu bestehen, und ob es stimme, dass die ANA sich weigere, mehrere EU-Reglemente im Bereich der Sicherheit der Luftfahrt umzusetzen. Im Dezember 2011 habe die DAC dem Flughafen sein „certificat de prestataire de services de navigation aérienne“ nur unter Bedingungen verlängert. Er möchte darüber hinaus wissen, warum der Bericht über die Kollision eines Lieferwagens der ANA mit einem Cargolux-Flugzeug im Januar 2010 noch nicht veröffentlicht sei, und welche Schlussfolgerungen darin enthalten seien. Auch fragt Fernand Etgen, wie der Minister die Meinungsverschiedenheiten zwischen ANA und DAC in den Griff zu bekommen gedenke – ob die ANA in ein „établissement public“ umgewandelt oder die Überwachungskompetenzen der DAC erweitert bzw. begrenzt würden. (Text: Raphaël Zwank / Foto: Marc Wilwert)