Bilderstrecke: Großherzogin Maria Teresa und Justizminister François Biltgen zu Besuch in Givenich

Großherzogin Maria Teresa und Justizminister François Biltgen zu Besuch in Givenich
Der Weg ist das Ziel
Resozialisierung der Gefangenen im Mittelpunkt der halb offenen Strafvollzugsanstalt

VON ANNE HEINTZ

1938 begann die Geschichte der Strafvollzugsanstalt in Givenich. Der halb offene Vollzug wurde 1956 dort eingeführt und zurzeit leben insgesamt 94 Straftäter in der halboffenen Haftanstalt – 87 Männer und sieben Frauen. Großherzogin Maria Teresa besichtigte gestern Nachmittag die Strafvollzugsanstalt in Givenich, um sich ein Bild davon zu machen.

Zusammen mit Haftanstaltsdirektor Claude Lentz und Justizminister François Biltgen erkundete die Großherzogin eine Vollzugsanstalt, in der die Strafgefangenen Schritt für Schritt auf ein Leben nach der Haft vorbereitet werden. Sie zeigte großes Interesse an diesem Konzept und wagte einen Blick hinter die Kulissen von Givenich.

Gleich zur Begrüßung erklärten Minister Biltgen und Direktor Claude Lentz der Großherzogin das Konzept der halb offenen Vollzugsanstalt. Im Rahmen der Strafvollzugsreform baut das Modell dieser Einrichtung auf der Resozialisierung und Förderung des Verantwortungsbewusstseins der Insassen auf. „Wichtig ist es, den Gefangenen in Givenich einen Weg zurück in die Gesellschaft zu ebenen, um sie vor einem Rückfall in die Kriminalität zu bewahren. Der Fokus liegt primär auf der sozialen Reintegrierung der Insassen“ erläuterte Minister Biltgen. Auf dieser Basis ist der durchstrukturierte Tagesablauf der Insassen aufgebaut.

Die Einrichtung der Haftanstalt verfügt unter anderem über eine Schreinerei, Schlosserei, Gärtnerei, und auch Unterrichtsräume, die zur beruflichen Wiedereingliederung nach der Haftzeit der Straftäter dienen sollen. Großherzogin Maria Teresa besichtigte die Räumlichkeiten mit großer Aufmerksamkeit und suchte den direkten Kontakt zu den Insassen, indem sie Dialog mit ihnen führte und sich für ihre Geschichte interessierte.

Seit Juli 2010 sind neben den 87 männlichen Straftätern auch sieben Frauen in der „Maison Casel“ der Strafanstalt untergebracht. Europaweit handelt es sich hierbei um einen Einzelfall, nirgendwo sonst gibt es eine halboffene Vollzugsanstalt, in der sowohl Männer als auch Frauen aufgenommen werden.

Die Sicherheit des Aufsichtspersonals und der Inhaftierten hat oberste Priorität „Die Arbeitsbedingungen müssen klar definiert sein und die Regeln mit den entsprechenden Sanktionen müssen von den Insassen und dem Personal streng befolgt werden. Wir bringen den Straftätern ein gewisses Vertrauen entgegen und es liegt an ihnen selbst, Verantwortung zu übernehmen. Kommt es aber zu einem Regelverstoß, muss das Gefängnispersonal sofort wissen, was zu tun ist“, äußerte sich der Direktor der Strafanstalt. Verlassen darf man die Anstalt nur mit einer Genehmigung, und es gilt, pünktlich zur vorgeschriebenen Zeit wieder zurück in der Vollzugsanstalt zu sein.

Im Erdgeschoss der „Maison Casel“, die zur Strafanstalt gehört, befindet sich die Schreinerei der Vereinigung „Défi-Job“. Dort werden von den Insassen Möbelstücke restauriert und hergestellt. Im Jahre 2010 konnten mit der Hilfe von „Défi-Job“ Arbeitsplätze für 20 Insassen gefunden werden.

Abschließend unterhielten sich Minister Biltgen und Großherzogin Maria Teresa mit drei Frauen, die dort untergebracht sind. „Ich fühle mich gut aufgehoben hier. Die Betreuer und Wärter sind sehr umgänglich, und auch das vielseitige Arbeitsangebot hilft mir, mehr Stabilität und Regelmäßigkeit in meinen Alltag zu bringen“, erklärte eine der drei Frauen.

Sichtlich berührt schienen die Straftäter, als die Großherzogin das Gespräch mit ihnen suchte und sich für ihr Wohlbefinden interessierte. Sowohl Großherzogin Maria Teresa als auch Justizminister Biltgen befürworteten gestern nochmals diese Form des humanen Strafvollzugs, wie er in Givenich vorzufinden ist.