Die Religionen im Zeitalter der Globalisierung am Beispiel Japans
Zum friedlichen Zusammenleben der Gesellschaften gehören die Religionen
VON ANNE CHEVALIER
Am Montag hielt Erzbischof Jean-Claude Hollerich im CCRN (Centre culturel de rencontre Neumünster) einen Vortrag mit dem Titel „Les religions à l'ère de la globalisation: l'exemple du Japon“. Die Moderation hatte Erna Hennicot-Schoepges, Präsidentin der asbl „Les Amis de l'Université du Luxembourg“ und Vizepräsidentin des Vereins „Promotion culturelle 'Japon-Luxembourg'95“, die die Organisatoren der Veranstaltung waren.
Zu den geladenen Gästen gehörten u. a. Marja Letho, Botschafterin von Finnland, Celalettin Kart, Botschafter der Türkei, Hofmarschall Pierre Mores, Pierre Gramegna, Generaldirektor der Handelskammer, und Jean-Jacques Kasel, Richter am Europäischen Gerichtshof. Anwesend war auch Claude Frisoni, der Leiter des CCRN.
Die Begrüßung der Gäste oblag Lucien Emringer, Präsident der asbl „Promotion culturelle 'Japon-Luxembourg'95“. Er hieß Erzbischof Jean-Claude Hollerich willkommen und hob dessen außerordentliche und persönliche Kenntnis Japans hervor, die der Luxemburger Oberhirte in den vielen Jahren, die er in Japan verbrachte und dort lehrte, erworben hat.
Eingangs betonte Erzbischof Hollerich, dass die Religionen heutzutage in einer globalisierten Welt sich miteinander und interaktiv artkulieren müssen. Er sprach sich für eine Öffnung und Offenheit der Religionen aus bei Beibehaltung und Stärkung ihrer Identitäten aus.
Erzbischof Hollerich zitierte des Weiteren einen Auszug aus dem Zweiten Vatikanischen Konzil, der sich mit dem Islam und dessen Zielen befasst, und meinte auch in Hinblick auf die kürzlich erfolgten Gewaltausbrüche, dass alle Religionen verpflichtet sind, den jeweiligen Glauben des anderen zu respektieren und offen für den Dialog zu sein.
Die Religionen in Japan
Anschließend sprach Erzbischof Hollerich über die Geschichte der Religionen in Japan, die sich doch von der der europäischen unterscheidet. In Ostasien, auch in Japan, kamen mehrere Religionen gleichzeitig mit verschiedenen Ausrichtungen und Ausprägungen auf: Beim Shintoismus beispielsweise geht es um ein Leben in Harmonie mit der Welt. Der Erzbischof befasste sich auch mit den diversen Strömungen des Buddhismus in den verschiedenen Ländern, in denen er sich verbreitet hat. Er erklärte weiter, dass die Idee des Nichts im Buddhismus nicht der gängigen europäischen Denkweise entspreche und dass es in dieser Religion kein Konzept der Freiheit wie im Christentum, sondern Kausalitätsstränge gebe. Weiter unterstrich er, der Buddhismus sei sehr wohl eine Religion und nicht nur eine Philosophie. Im Laufe der Konferenz betonte Erzbischof Hollerich auch, dass der Begriff des Verzeihens in Japan kaum vorkäme, sondern dass es eher wichtig sei, das Gesicht nicht zu verlieren. Der Redner sprach auch die Ankunft des hl. Franz Xaver in Japan und die darauf folgende Verbreitung des Christentums an, die zunächst von linguistischen Missverständnissen geprägt war.
Anschließend ging Erzbischof Hollerich auf das heutige Japan ein, bei dem auf den ersten Blick Religion keine sehr große Rolle zu spielen scheint. Dennoch werden die Menschen mit zunehmendem Alter religiöser, betonte er. Religion findet auch nicht nur in den Tempeln und Kirchen statt und es gibt eine große Brüderlichkeit zwischen den verschiedenen religiösen Kommunitäten. Außerdem spielt die katholische Kirche bei der Mediation zwischen den Religionen eine tragende Rolle. In Japan sind die Religionen auch jeweils engagiert, um die Armut zu bekämpfen. Und auch der Papst genießt dort einen großen Respekt. Es gibt in Japan keinen historisch gewachsenen Grund für einen Kampf zwischen den Religionen, meinte Erzbischof Hollerich, obwohl er auch später auf die Zeit einging zwischen dem 17. und 19. Jahrhundert, in der die Christen verfolgt wurden. Japan kann in vielem wegweisend sein, meinte der Erzbischof. Man kann die Religionen nicht ausgrenzen, wenn man eine gerechte Gesellschaft bilden will, erklärte er schließlich, und betonte, er wünsche sich auch eine offene Debatte und einen respektvollen Dialog zwischen den Gläubigen und den Nicht-Gläubigen. Erzbischof Hollerich schloss mit einem Appell zu mehr Verständnis der Menschen untereinander für eine bessere und gerechtere Gesellschaft.
Dem Vortrag des Erzbischofs folgte noch eine Fragerunde, und das Schlusswort hatte Erna Hennicot-Schoepges, die ihrerseits auch betonte, wie wichtig der Weg des Dialogs und des Respekts der Menschen untereinander sei.
VON ANNE CHEVALIER
Am Montag hielt Erzbischof Jean-Claude Hollerich im CCRN (Centre culturel de rencontre Neumünster) einen Vortrag mit dem Titel „Les religions à l'ère de la globalisation: l'exemple du Japon“. Die Moderation hatte Erna Hennicot-Schoepges, Präsidentin der asbl „Les Amis de l'Université du Luxembourg“ und Vizepräsidentin des Vereins „Promotion culturelle 'Japon-Luxembourg'95“, die die Organisatoren der Veranstaltung waren.
Zu den geladenen Gästen gehörten u. a. Marja Letho, Botschafterin von Finnland, Celalettin Kart, Botschafter der Türkei, Hofmarschall Pierre Mores, Pierre Gramegna, Generaldirektor der Handelskammer, und Jean-Jacques Kasel, Richter am Europäischen Gerichtshof. Anwesend war auch Claude Frisoni, der Leiter des CCRN.
Die Begrüßung der Gäste oblag Lucien Emringer, Präsident der asbl „Promotion culturelle 'Japon-Luxembourg'95“. Er hieß Erzbischof Jean-Claude Hollerich willkommen und hob dessen außerordentliche und persönliche Kenntnis Japans hervor, die der Luxemburger Oberhirte in den vielen Jahren, die er in Japan verbrachte und dort lehrte, erworben hat.
Eingangs betonte Erzbischof Hollerich, dass die Religionen heutzutage in einer globalisierten Welt sich miteinander und interaktiv artkulieren müssen. Er sprach sich für eine Öffnung und Offenheit der Religionen aus bei Beibehaltung und Stärkung ihrer Identitäten aus.
Erzbischof Hollerich zitierte des Weiteren einen Auszug aus dem Zweiten Vatikanischen Konzil, der sich mit dem Islam und dessen Zielen befasst, und meinte auch in Hinblick auf die kürzlich erfolgten Gewaltausbrüche, dass alle Religionen verpflichtet sind, den jeweiligen Glauben des anderen zu respektieren und offen für den Dialog zu sein.
Die Religionen in Japan
Anschließend sprach Erzbischof Hollerich über die Geschichte der Religionen in Japan, die sich doch von der der europäischen unterscheidet. In Ostasien, auch in Japan, kamen mehrere Religionen gleichzeitig mit verschiedenen Ausrichtungen und Ausprägungen auf: Beim Shintoismus beispielsweise geht es um ein Leben in Harmonie mit der Welt. Der Erzbischof befasste sich auch mit den diversen Strömungen des Buddhismus in den verschiedenen Ländern, in denen er sich verbreitet hat. Er erklärte weiter, dass die Idee des Nichts im Buddhismus nicht der gängigen europäischen Denkweise entspreche und dass es in dieser Religion kein Konzept der Freiheit wie im Christentum, sondern Kausalitätsstränge gebe. Weiter unterstrich er, der Buddhismus sei sehr wohl eine Religion und nicht nur eine Philosophie. Im Laufe der Konferenz betonte Erzbischof Hollerich auch, dass der Begriff des Verzeihens in Japan kaum vorkäme, sondern dass es eher wichtig sei, das Gesicht nicht zu verlieren. Der Redner sprach auch die Ankunft des hl. Franz Xaver in Japan und die darauf folgende Verbreitung des Christentums an, die zunächst von linguistischen Missverständnissen geprägt war.
Anschließend ging Erzbischof Hollerich auf das heutige Japan ein, bei dem auf den ersten Blick Religion keine sehr große Rolle zu spielen scheint. Dennoch werden die Menschen mit zunehmendem Alter religiöser, betonte er. Religion findet auch nicht nur in den Tempeln und Kirchen statt und es gibt eine große Brüderlichkeit zwischen den verschiedenen religiösen Kommunitäten. Außerdem spielt die katholische Kirche bei der Mediation zwischen den Religionen eine tragende Rolle. In Japan sind die Religionen auch jeweils engagiert, um die Armut zu bekämpfen. Und auch der Papst genießt dort einen großen Respekt. Es gibt in Japan keinen historisch gewachsenen Grund für einen Kampf zwischen den Religionen, meinte Erzbischof Hollerich, obwohl er auch später auf die Zeit einging zwischen dem 17. und 19. Jahrhundert, in der die Christen verfolgt wurden. Japan kann in vielem wegweisend sein, meinte der Erzbischof. Man kann die Religionen nicht ausgrenzen, wenn man eine gerechte Gesellschaft bilden will, erklärte er schließlich, und betonte, er wünsche sich auch eine offene Debatte und einen respektvollen Dialog zwischen den Gläubigen und den Nicht-Gläubigen. Erzbischof Hollerich schloss mit einem Appell zu mehr Verständnis der Menschen untereinander für eine bessere und gerechtere Gesellschaft.
Dem Vortrag des Erzbischofs folgte noch eine Fragerunde, und das Schlusswort hatte Erna Hennicot-Schoepges, die ihrerseits auch betonte, wie wichtig der Weg des Dialogs und des Respekts der Menschen untereinander sei.