Ein Traktor aus Luxemburger Produktion

Nach dem Zweiten Weltkrieg fand ein Wandel in der Landwirtschaft statt, Pferdegespanne verschwanden und an ihre Stelle rückten Traktoren, auch in der Rekonstruktion wurden in groβen Mengen Schlepper gebraucht. Es boomte auf dem Schleppermarkt, in Ettelbrück verkaufte die Maison Edouard Hentges s.à r.l. in der Bastnacherstraβe Traktoren der Marke « Normag », doch sinkende Verkaufszahlen veranlassten diesen deutschen Hersteller Ende 1957 die Produktion einzustellen. Die Maison Hentges hatte keinen Schlepper mehr im Angebot, und eine andere Verkaufskonzession war zu dem Zeitpunkt nicht zu bekommen. Somit kaufte Michel Hentges beim ehemaligen Hersteller aus Hattingen in Nordrhein-Westfalen in groβen Mengen Motoren, Achsen, Getriebe und weitere Teile ein und holte diese dann per LKW ab. Der Ettelbrücker Maschinenhändler hatte entschieden seine eigenen Traktoren zu bauen. Das Rückgrad seines Schleppers war der noch von Normag entwickelte und zusammengebaute Motor, der nun im Luxemburger Traktor eingebaut wurde. Dieser wurde unter dem Namen « Lux-Trac » auf den Markt gebracht, allerdings wurde auch die Bezeichnung « NH » (für Normag-Hentges) benutzt. Offenbar waren Traktoren unter der Bezeichnung « NH » nur für den deutschen Markt bestimmt, der Name Normag war ja dort noch im Gedächtnis der anvisierten Klientel. Gefertigt wurde nur auf Bestellung, beim Zusammenbau durch einen Monteur wurde auf die Wünsche der Kunden eingegangen. Jeder Lux-Trac war ein Unikat, kein Exemplar glich dem anderen, an allen Schleppern waren allerdings Motor und Getriebe immer gleich. Es wurden wohl mehr Traktoren (Lux-Trac) aus Ettelbrück ins grenznahe Ausland (Belgien und Frankreich) und NH nach Deutschland verkauft als in Luxemburg, so dass es heute keine verlässlichen Zahlen bezüglich der Produktion gibt. Schätzungen liegen zwischen 40 und 50 gebauten Exemplaren, für eine handwerkliche Produktion in einer nur kurzen Bauzeit ist dies eine bemerkenswerte Zahl. Doch mit zunehmendem Druck auf dem Markt verschwanden viele kleine Hersteller, durch die immer schneller voranschreitenden Weiterentwicklungen im Schlepperbau und wohl auch wegen fehlender Motoren musste Mich Hentges seine Produktion um 1962 einstellen. Mit dem Produktionsende von Lux-Trac/NH hatte nicht nur ein Stück Ettelbrücker-, sondern auch Luxemburger Industriegeschichte ein Ende gefunden. Heute könnten noch etwa zehn bis fünfzehn Traktoren aus der Ettelbrücker Manufaktur existieren. Zwei davon, ein « Lux-Trac » und ein « NH» stehen in der Sammlung „Histoire de la machine agricole“ in Heiderscheid. Der Ettelbrücker Gemeinderat sowie Vertreter der „Foire Agricole Ettelbruck“ hatten sich Zeit genommen und statteten der beeindruckenden Sammlung einen Besuch ab; dabei ließen sie sich eingehend die Geschichte des Luxemburger Traktors erzählen.