„D'Grande-Duchesse war Lëtzebuerg“

Abbé André Heiderscheid hielt einen Vortrag über die Bedeutung und das Wirken der Großherzogin im Zweiten Weltkrieg

Am Montag, dem 6. Juni – dem 70. Jahrestag des Beginns der Befreiung Europas vom Nazijoch durch die alliierten Truppen –, wurde die Wanderausstellung „La Grande-Duchesse Charlotte – une femme et une nation face aux tragédies du 20e siècle“ im „Centre de documentation et de recherche sur l'enrôlement forcé“ (CDREF) in Hollerich eröffnet. Gezeigt wird auch die Sammlung Léon Devaquet über den „Spéngelskrich“. Bei der Vernissage am Montagabend sprach Abbé André Heiderscheid über die Bedeutung von Großherzogin Charlotte für die Luxemburger und insbesondere die Zwangsrekrutierten im Zweiten Weltkrieg.

Mit den Worten „Wir müssen wach halten, was nicht in Vergessenheit geraten darf“ begann Gastredner Abbé André Heiderscheid sein Referat über Großherzogin Charlotte (1896-1985) sowie deren Rolle im Zweiten Weltkrieg und deren Bedeutung für die Luxemburger und die Zwangsrekrutierten. Die Unabhängigkeitsfeiern im Jahr 1939 hätten die Verbundenheit der Luxemburger zu ihrer Heimat sowie zur großherzoglichen Familie und insbesondere mit Großherzogin Charlotte nachhaltig geprägt. „D'Grande-Duchesse war Lëtzebuerg.“ Die Landesfürstin sei „die Mutter aller Luxemburger und der Jugendlichen“, die zwangsrekrutiert und in einer verhassten Uniform an der Front fernab ihrer Heimat dienen mussten, gewesen. So wie Maria die Trösterin der Betrübten sei, so sei Großherzogin Charlotte die „Mutter der Heimat“. Als Beispiel für die Verbundenheit der Luxemburger mit der verstorbenen Landesfürstin nannte Abbé Heiderscheid ein Beispiel aus der Kathedrale, wo auf einigen Armauflagen der alten Stühle „Vive Charlotte“ eingeritzt worden war. Diese Worte seien oftmals auch die letzten Worte von zwangsrekrutierten oder verschleppten Luxemburgern vor ihrer Ermordung fernab ihrer Heimat gewesen. Als „erfreuliches Erlebnis“ bezeichnete André Heiderscheid auch die regelmäßigen Ansprachen, mit denen die Großherzogin über den britischen Radiosender BBC von London aus den Luxemburgern in der Heimat, in der Zwangsrekrutierung und der Gefangenheit Mut zuredete. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges habe sich die Großherzogin auch für die Befreiung der noch in Gefangenschaft verharrenden Luxemburger eingesetzt, so Abbé Heiderscheid.

In der Ausstellung wird auch der zwischen dem 14. und dem 20. August 1940 von den Luxemburgern geführte „Spéngelskrich“, der als erste Widerstandsaktion der Luxemburger gegen die deutsche Besatzung in die Geschichte des Großherzogtums einging, dokumentiert. Der leidenschaftliche Sammler Léon Devaquet (1950-2009) baute über Jahrzehnte hinweg eine umfangreiche Kollektion von Nadeln mit patriotischen Insignien wie dem „Roude Léiw“, Porträts der beliebten Großherzogin Charlotte und den Nationalfarben Rot, Weiß und Blau auf. Nach dem Tod Léon Devaquets schenkten die Erben die Sammlung dem CDREF.(asc)