Seit Ende 2010 erstrahlt die Kirche in Junglinster in neuem Glanz. Bis es dazu kommen konnte, wurde fast jedes einzelne Element der Kirche ins kleinste Detail bearbeitet. Andere Schmuckstücke wurden „ausgegraben“ und haben nun wieder ihren festen Platz im Gotteshaus. Nach der feierlichen Einweihung im November steht morgen ein besinnliches Weihnachtskonzert auf dem Programm.
Die Junglinster Kirche gehört hierzulande zu den bedeutendsten sakralen barocken Bauwerken des 18. Jahrhunderts und steht unter Denkmalschutz. Damit dies auch in Zukunft so bleibt, wurde in den vergangenen Jahren einiges geleistet. Den Anfang machten die neuen Kirchenfenster im Jahr 2004. 2007 sollte dann die nächste Phase der Renovierungs- und Restaurierungsarbeiten beginnen.
Davor wurde ein Renovierungskonzept erstellt, bei dem die kulturhistorische Entwicklung und der bauliche Kontext des Bauwerks die wichtigste Rolle zur Wiederherstellung des ursprünglichen Zustands spielen sollten. Hauptziel der Verantwortlichen, seien es Kirchenfabrik, Denkmalschutzamt, Restauratoren, Prof. Alex Langini, Pfarrer Francis Erasmy oder Architekt Christian Barsotti, war es, die Kirche „wieder als spätbarockes Bauwerk erlebbar zu machen“.
Dabei seien allerdings kaum Neuanschaffungen gemacht worden, so Pfarrer Francis Erasmy im Gespräch mit dem „Luxemburger Wort“. „Mehrere Objekte, die bis dato nicht mehr genutzt wurden, wurden aufwändig restauriert und in die Kirche integriert“, so der Geistliche. Beispiele hierfür sind auf dem Altar zu erkennen: Zwei Lesepulte mit goldenen Adlern erinnern an die prunkvolle Barockzeit.
Die beiden Kerzenlüster spiegeln die Atmosphäre der damaligen Zeit wider, binden aber dadurch, dass sie elektrisch gehoben und gesenkt werden können, die Moderne ein. Neu hingegen ist der schlichte Messalter aus Blaustein (belgischer Granit). Die Beichtstühle, der Hochaltar, die beiden Seitenaltäre, Gemälde, Skulpturen, Kunstwerke und die Grabmäler am Kircheneingang wurden fachgerecht gereinigt und restauriert.
„Im Laufe der Zeit wurde fast jedes Objekt kontrolliert und überarbeitet“, so Francis Erasmy. Dazu zählen auch die Heizungs- und die Elektroanlage, die Fassade, das Dach und der Turm. Bei der modernen Beleuchtung wurde darauf geachtet, dass sie den Räumlichkeiten einen barocken Charakter verleiht. Besonders langwierig waren die Restaurierungs- und Wiederherstellungsarbeiten an den Wand- und Deckenmalereien.
Dazu mussten unter anderem falsch aufgetragene Farbschichten entfernt werden, um eine erneute Bearbeitung mit den historischen Kalkfarben zu ermöglichen. Gerade im Chorraum hatte die großflächige Deckenmalerei des Malers Ignatius Millim bereits mehrere Renovierungen hinter sich. In den vergangenen beiden Jahren wurden deshalb die vorhandenen Schäden behoben und die Malerei anhand historischer Bilder wiederhergestellt. Die Orgel, die seit März 2004 unter Denkmalschutz steht, wurde teilweise erneuert.
Das historische Gehäuse, das voraussichtlich aus dem Jahr 1600 stammt, und die vorhandenen Pfeifen der Orgelbauer Georges Wetzel (1887) und Georg Haupt (1939) blieben erhalten. Die Orgel erhielt dagegen eine mechanische Traktur und einen neuen Spieltisch. Daneben wurde sie um einige Register klanglich erweitert. Der Glockenstuhl aus Stahl wurde durch einen Glockenstuhl aus Douglasienholz ersetzt und vergrößert. Danach kamen vier weitere Glocken dazu, die erstmals im August 2009 erklangen. Damit Interessierte sich ein Bild von der „neuen“ Kirche machen können, sollen geführte Besichtigungen organisiert werden. Zusätzlich sollen regelmäßig Konzerte statttfinden. Mit dem Weihnachtskonzert morgen Nachmittag steht die erste Aufführung auf dem Programm; am 20. März ist bereits das nächste Konzert geplant.
Kurzer historischer Rückblick (Referenz: Prof. Alex Langini): Die jetzige Kirche in Junglinster wurde in den Jahren 1771 bis 1773 unter Pfarrer Otto Borrigs errichtet. Wie bereits erwähnt, wurde die Deckenmalerei im Chorraum von Ignaz Millim realisiert. Genau wie die Orgel stammt der Hauptaltar aus der monumentalen Klosterkirche der Dominikanerinnen in Marienthal und wurde 1786 gekauft. Während der marmorartige Holzretabel gegen Ende des 17. Jahrhunderts von Bildhauer Jean van den Steen aus Belgien kreiert wurde, stiftete der Dekan der Domkapitel Trier und Speyer, Johann-Wilhelm von Metzenhausen, im Jahr 1634 den Steinretabel vor dem Triumphbogen für die damalige Burgkapelle in Bourglinster.
Die Verwirklichung von Kanzel und Beichtstühlen überließ Otto Borrigs der Calteux-Werkstatt aus Bourglinster. Ende des 19. Jahrhunderts wurden der Marmorbelag des Chorraumes und der linke Seitenaltar von Arnold Schüller aus Trier geliefert. (ns)
Fotos: Anouk Antony