236 Zentimeter lang, 130 Zentimeter breit, zehn Kilo schwer und ein Luftvolumen von 247 Litern: So präsentiert sich der neue Eisretter mit der Bezeichnung ERS 1, der nun in vierfacher Ausführung von der Verwaltung der Rettungsdienste angeschafft wurde. Vorgestellt wurde er gestern Nachmittag im Beisein von u. a. Innenminister Jean-Marie Halsdorf in der Materialhalle der „Base nautique“ in Lultzhausen.
Es war Roland Disiviscour, Chef der „Hommes grenouilles“ der Luxemburger Rettungsdienste, vorbehalten, über die Hintergründe dieser Anschaffung aufzuklären. So habe man sich bereits seit Jahren Gedanken darüber gemacht, wie im Falle eines Unfalls mit Eisbruch am besten vorzugehen sei. Die Verwaltung für Rettungsdienste habe denn auch angefangen, Kurse für Feuerwehrleute und Rettungsdienstler anzubieten, die als Ziel die Sensibilisierung zum Thema Eisbruch hatten.
Man sei sich aber auch schnell bewusst geworden, dass neben der Theorie ebenfalls eine praktische Strategie erforderlich sei, um auf diese Gefahr eine angepasste schnelle Hilfe anzubieten. Verschiedene Methoden und Materialien seien geprüft worden. Neben den allgemeinen Feuerwehrleitern, die auf die Eisfläche gelegt werden, seien Schlitten und andere Utensilien überprüft worden. Die schließlich ausgewählte Methode mit den ERS 1 sei die schnellstmögliche Variante, wobei platzsparendem Material und Effektivität eine besondere Aufmerksamkeit geschenkt worden sei. Die vier von der Verwaltung angeschafften Eisretter wurden strategisch ausgegeben. Je einer ist am Stausee in Lultzhausen sowie in Luxemburg-Stadt stationiert und je einer wird im Polizei-Helikopter bzw. im Hubschrauber der LAR mitgeführt.
Eisrettungsgerät:leichte Handhabe
Der Eisretter ist ein aufblasbares Eisrettungsgerät. Es ist in einer Packtasche verstaut und wird mittels einer Pressluftflasche schnell aufgeblasen. Umlaufend um das Rettungsgerät ist eine gelbe Halteleine angeordnet. Am Heckteil wird an dieser Leine die Sicherungsleine befestigt. Das Eisrettungsgerät kann aufgrund seiner geringen Packmasse in jedem Einsatzfahrzeug mitgeführt werden. Der Eisretter kann sein Gewicht mit Hilfe dieses Eisrettungsgeräts auf eine große Fläche verteilen. Er schiebt sich mit den Füßen auf dem Bauch liegend vorwärts. Die Eispickel ermöglichen eine Mithilfe der Arme.
Das ERS 1 wird von Land aus gesichert. Zum Aufnehmen des Patienten wird dieser zwischen den beiden „Gabeln“ positioniert. Ist er ansprechbar, wird er angewiesen, sich an den gelben Leinen zu halten. Der Retter verlagert sein Körpergewicht so lange in Richtung „Gabeln“, bis er den Patienten auf das Eisrettungsgerät ziehen kann.
Ist eine stabile Eiskante vorhanden, so sollte das Eisrettungsgerät durch die Leine fixiert werden, damit der Retter beim Verlagern seines Körpergewichts nach vorne nicht mit dem Eisrettungsgerät ins Wasser rutscht. Bei Versinken des Patienten übernimmt der Rettungstaucher die sofortige Suche und Rettung unter Wasser. In Bereitschaft unterstützt er die Maßnahmen der Eisrettungsgruppe, sofern ihm dies mit seiner Tauchausrüstung möglich ist. Bei der Rückfahrt unterstützt der Retter die Arbeit des Leinenführers.
Einige Tipps für auf Eis in Not Geratene gab Roland Disiviscour auch noch. So sollte sich ein in Eis Eingebrochener, der sich selbst nicht retten kann, möglichst ruhig verhalten, um möglichst wenig Wärme ans Wasser abzugeben. Hektische und kraftaufwändige Bewegungen sollten nicht durchgeführt werden. Denn Wasser sei ein wesentlich besserer Wärmeleiter als Luft, und im kalten Wasser würden dem Körper so schnell hohe Wärmemengen entzogen. (VON NICO MULLER)