In der Gemeinde Niederanven werden die meisten politischen Fragen im Konsens beantwortet – die Gemeinde hat keine finanziellen Sorgen und kann ihre Bürger verwöhnen. Doch seit Cargolux einen Teil ihrer Aktivitäten auf das Terrain der Gemeinde Sandweiler verlagert hat, muss ein Loch im Beutel der Gewerbesteuereinnahmen gestopft werden. Das Verhältnis zum Flughafen ist zwiespältig: Er verschafft hohe Einnahmen, bringt aber auch Fluglärm mit sich. Weitaus mehr Kopfzerbrechen bereiten den Gemeindeverantwortlichen allerdings das Verkehrsaufkommen und die hohen Immobilienpreise.
„Es gab nie eine scharfe Opposition. Wir haben immer im Konsens eine gute Gemeindepolitik gemacht“, sagt Bürgermeister Raymond Weydert (CSV). Vor allem auf sozialer Ebene hat sich laut Schöffe Jean Schiltz (LSAP) seit Ende der 80er-Jahre viel getan: „Damals gab es hier fast nichts. Heute bieten wir praktisch alle Dienste an, die es gibt.“ Selbst die Opposition erklärt, dass es kaum große Meinungsverschiedenheiten gebe, „da wir über die erforderlichen Mittel verfügen“, so die Grünen-Vertreterin Gina Muller-Rollinger. John Bauler (DP) betont aber, „dass wir als Opposition unsere Rolle spielen und unsere Anregungen liefern.“
Gute Finanzsituation langfristig absichern
Seit Jahren ist die Gemeinde schuldenfrei und besitzt ein gutes Polster an Reserven. „Nach dem Umzug der Cargolux müssen wir aber neue Einnahmequellen suchen“, so John Bauler. Auch Raymond Weydert ist sich dessen bewusst: Zusammen mit den Nachbargemeinden werde analysiert, wo neue Gewerbegebiete entstehen können. Eine vorsichtige Finanzpolitik ist laut Raymond Weydert auch angesichts der hohen Folgekosten, die das neue Schwimmbad mit sich bringt, erforderlich.
Das bedeutet aber nicht, dass nicht mehr investiert würde. Bereits vom Gemeinderat genehmigt wurden eine neue Maison relais „Am Sand“ für 420 Kinder und ein kleines „Centre polyvalent“ für 150 bis 180 Personen neben dem Rathaus, zum Beispiel für Theater, Empfänge und Konferenzen. Die Sporteinrichtungen werden weiter verbessert: So werden laut Raymond Weydert beim Fußballterrain Parkplätze hinzugefügt, und ein Um- und Ausbau der „Buvette“ des Tennisplatzes ist geplant. Vorgesehen sind des Weiteren ein Ausbau der ehemaligen Schule in Ernster als Haus für die Vereine und ein „guichet unique“ als einheitliche Anlaufstelle für die Einwohner im Rathaus. Laut John Bauler ist auch vorgesehen, einen Architektenwettbewerb für eine neue Grundschule zu starten. Die Grünen sprechen sich für den Bau einer Skaterpiste aus.
Eine der Hauptherausforderungen liegt nach Ansicht aller Parteien in den hohen Immobilienpreisen: „Bei Grundstückspreisen von über 75 000 Euro pro Ar wollen wir den jungen Menschen, die hier in der Gemeinde aufgewachsen sind, die Möglichkeit bieten, hier wohnen zu bleiben“, sagt Raymond Weydert.
Deshalb werden Wohnungen auf gemeindeeigenen Terrains geschaffen. An der Ecke Route de Trèves / Rue Goesfeld in Niederanven werden vier Wohnhäuser gebaut, in den „Mielstrachen“ ein Doppelhaus, auf dem „Wakelter“ bis zu zehn Wohnungen, in der Rue d'Ernster baut die „Société nationale des habitations à bon marché“ (SNHBM) rund 20 Wohnhäuser und ein Wohngebäude mit vier bis fünf Apartments. In der Rue de Grünewald auf Senningerberg errichtet der „Fonds du logement“ ebenfalls Apartments. Die Wohnungen der beiden letztgenannten Projekte sollen laut Raymond Weydert vorrangig an junge Menschen aus der Gemeinde verkauft werden. Am Standort des alten Rathauses in Hostert sollen ein Apartmentgebäude und drei Doppelhäuser entstehen, die jungen Haushalten per Mietkauf zur Verfügung gestellt werden. Ein großes Projekt mit mehreren hundert Wohnungen steht in der „Kazenheck“ in Niederanven bevor, wobei Gina Muller-Rollinger sich wegen der Zunahme des Verkehrs für eine Umsetzung in Etappen ausspricht: Als Erstes sollten die Sozialwohnungen umgesetzt werden. Laut Jean Schiltz wird auch ein Standort für betreute Seniorenwohnungen gesucht. Dass sich die neuen Gebäude harmonisch in das Umfeld einfügen müssen, ist allen Politikern ein Anliegen.
Als Klimabündnisgemeinde, gentechnik- und pestizidfreie Gemeinde will Niederanven laut Raymond Weydert auch in Zukunft den Umweltschutz groß- schreiben, unter anderem durch den Ausbau des Recyclingcenters und die Sensibilisierung der Einwohner der Gemeinde. Auch werden mehr eigene Quellen erschlossen, um den Anteil an Sebes-Wasser zu senken. Weil der Wasserpreis gemäß der geltenden Gesetzgebung wesentlich erhöht werden muss, schlagen die Grünen vor, dass Vorauszahlungen wie beim Gas ermöglicht werden. Die Kläranlage in Übersyren muss wegen zusätzlicher Einwohner und Industriezonen in den vier angeschlossenen Gemeinden ausgebaut werden, wobei aber laut Raymond Weydert noch auf staatlicher Ebene eine Lösung für die Belastung durch die Chemikalien zur Enteisung der Flugzeuge auf Findel gefunden werden muss.
Große Hoffnungen werden in die Trambahn gesetzt
Große Hoffnungen setzt der Niederanvener Schöffen- und Gemeinderat in die vom Nachhaltigkeitsministerium geplante Verlängerung der Trambahn vom Kirchberg zum Flughafen und die Schaffung eines Park&Ride-Parkplatzes beim Hotel Campanile. Die schwierige Verkehrssituation im Berufsverkehr könne durch die Tram entschärft werden.
John Bauler befürchtet auch eine Zunahme des Schleichverkehrs. Nach Ansicht von Gina Muller-Rollinger sollte eine Schienenanbindung des „Parc d'activité Syrdall“ erfolgen, um den Lastwagenverkehr zu reduzieren. Allgemeine Lösungen für den Mobilitätsbereich werden Raymond Weydert zufolge im Rahmen einer Konvention mit den anderen Anrainergemeinden des Flughafens und dem Nachhaltigkeitsministerium ausgearbeitet, wobei auch die Schaffung von Gewerbegebieten und die Wohnungsbaupolitik – unter Berücksichtigung der Einflugschneise des Flughafens – koordiniert wird. Laut John Bauler wäre es ein Fortschritt, „wenn das Nachtflugverbot zu 90 oder 95 Prozent respektiert würde“. Für einen Lärmschutzwall zugunsten der Einwohner von Senningerberg setze sich die Gemeinde weiterhin ein, so Raymond Weydert.(VON RAPHAEL ZWANK)
„Es gab nie eine scharfe Opposition. Wir haben immer im Konsens eine gute Gemeindepolitik gemacht“, sagt Bürgermeister Raymond Weydert (CSV). Vor allem auf sozialer Ebene hat sich laut Schöffe Jean Schiltz (LSAP) seit Ende der 80er-Jahre viel getan: „Damals gab es hier fast nichts. Heute bieten wir praktisch alle Dienste an, die es gibt.“ Selbst die Opposition erklärt, dass es kaum große Meinungsverschiedenheiten gebe, „da wir über die erforderlichen Mittel verfügen“, so die Grünen-Vertreterin Gina Muller-Rollinger. John Bauler (DP) betont aber, „dass wir als Opposition unsere Rolle spielen und unsere Anregungen liefern.“
Gute Finanzsituation langfristig absichern
Seit Jahren ist die Gemeinde schuldenfrei und besitzt ein gutes Polster an Reserven. „Nach dem Umzug der Cargolux müssen wir aber neue Einnahmequellen suchen“, so John Bauler. Auch Raymond Weydert ist sich dessen bewusst: Zusammen mit den Nachbargemeinden werde analysiert, wo neue Gewerbegebiete entstehen können. Eine vorsichtige Finanzpolitik ist laut Raymond Weydert auch angesichts der hohen Folgekosten, die das neue Schwimmbad mit sich bringt, erforderlich.
Das bedeutet aber nicht, dass nicht mehr investiert würde. Bereits vom Gemeinderat genehmigt wurden eine neue Maison relais „Am Sand“ für 420 Kinder und ein kleines „Centre polyvalent“ für 150 bis 180 Personen neben dem Rathaus, zum Beispiel für Theater, Empfänge und Konferenzen. Die Sporteinrichtungen werden weiter verbessert: So werden laut Raymond Weydert beim Fußballterrain Parkplätze hinzugefügt, und ein Um- und Ausbau der „Buvette“ des Tennisplatzes ist geplant. Vorgesehen sind des Weiteren ein Ausbau der ehemaligen Schule in Ernster als Haus für die Vereine und ein „guichet unique“ als einheitliche Anlaufstelle für die Einwohner im Rathaus. Laut John Bauler ist auch vorgesehen, einen Architektenwettbewerb für eine neue Grundschule zu starten. Die Grünen sprechen sich für den Bau einer Skaterpiste aus.
Eine der Hauptherausforderungen liegt nach Ansicht aller Parteien in den hohen Immobilienpreisen: „Bei Grundstückspreisen von über 75 000 Euro pro Ar wollen wir den jungen Menschen, die hier in der Gemeinde aufgewachsen sind, die Möglichkeit bieten, hier wohnen zu bleiben“, sagt Raymond Weydert.
Deshalb werden Wohnungen auf gemeindeeigenen Terrains geschaffen. An der Ecke Route de Trèves / Rue Goesfeld in Niederanven werden vier Wohnhäuser gebaut, in den „Mielstrachen“ ein Doppelhaus, auf dem „Wakelter“ bis zu zehn Wohnungen, in der Rue d'Ernster baut die „Société nationale des habitations à bon marché“ (SNHBM) rund 20 Wohnhäuser und ein Wohngebäude mit vier bis fünf Apartments. In der Rue de Grünewald auf Senningerberg errichtet der „Fonds du logement“ ebenfalls Apartments. Die Wohnungen der beiden letztgenannten Projekte sollen laut Raymond Weydert vorrangig an junge Menschen aus der Gemeinde verkauft werden. Am Standort des alten Rathauses in Hostert sollen ein Apartmentgebäude und drei Doppelhäuser entstehen, die jungen Haushalten per Mietkauf zur Verfügung gestellt werden. Ein großes Projekt mit mehreren hundert Wohnungen steht in der „Kazenheck“ in Niederanven bevor, wobei Gina Muller-Rollinger sich wegen der Zunahme des Verkehrs für eine Umsetzung in Etappen ausspricht: Als Erstes sollten die Sozialwohnungen umgesetzt werden. Laut Jean Schiltz wird auch ein Standort für betreute Seniorenwohnungen gesucht. Dass sich die neuen Gebäude harmonisch in das Umfeld einfügen müssen, ist allen Politikern ein Anliegen.
Als Klimabündnisgemeinde, gentechnik- und pestizidfreie Gemeinde will Niederanven laut Raymond Weydert auch in Zukunft den Umweltschutz groß- schreiben, unter anderem durch den Ausbau des Recyclingcenters und die Sensibilisierung der Einwohner der Gemeinde. Auch werden mehr eigene Quellen erschlossen, um den Anteil an Sebes-Wasser zu senken. Weil der Wasserpreis gemäß der geltenden Gesetzgebung wesentlich erhöht werden muss, schlagen die Grünen vor, dass Vorauszahlungen wie beim Gas ermöglicht werden. Die Kläranlage in Übersyren muss wegen zusätzlicher Einwohner und Industriezonen in den vier angeschlossenen Gemeinden ausgebaut werden, wobei aber laut Raymond Weydert noch auf staatlicher Ebene eine Lösung für die Belastung durch die Chemikalien zur Enteisung der Flugzeuge auf Findel gefunden werden muss.
Große Hoffnungen werden in die Trambahn gesetzt
Große Hoffnungen setzt der Niederanvener Schöffen- und Gemeinderat in die vom Nachhaltigkeitsministerium geplante Verlängerung der Trambahn vom Kirchberg zum Flughafen und die Schaffung eines Park&Ride-Parkplatzes beim Hotel Campanile. Die schwierige Verkehrssituation im Berufsverkehr könne durch die Tram entschärft werden.
John Bauler befürchtet auch eine Zunahme des Schleichverkehrs. Nach Ansicht von Gina Muller-Rollinger sollte eine Schienenanbindung des „Parc d'activité Syrdall“ erfolgen, um den Lastwagenverkehr zu reduzieren. Allgemeine Lösungen für den Mobilitätsbereich werden Raymond Weydert zufolge im Rahmen einer Konvention mit den anderen Anrainergemeinden des Flughafens und dem Nachhaltigkeitsministerium ausgearbeitet, wobei auch die Schaffung von Gewerbegebieten und die Wohnungsbaupolitik – unter Berücksichtigung der Einflugschneise des Flughafens – koordiniert wird. Laut John Bauler wäre es ein Fortschritt, „wenn das Nachtflugverbot zu 90 oder 95 Prozent respektiert würde“. Für einen Lärmschutzwall zugunsten der Einwohner von Senningerberg setze sich die Gemeinde weiterhin ein, so Raymond Weydert.(VON RAPHAEL ZWANK)