„Von Pettingen lernen …“

Um die Symbolträchtigkeit der Bilder wissend, hatten das „Mouvement écologique“, der Naturschutzverbund „natur&ëmwelt“ und die lokale Bürgerinitiative Busna gestern zu einer Baumpflanzaktion auf jenem Areal bei Pettingen eingeladen, das dereinst als Standort für das neue Agrarzenter auserkoren, letztlich aber doch auf Druck von Naturschutz- und Bürgerverbänden „ad acta“ gelegt worden war. Für das „Mouvement écologique“ der Beweis, dass sich „gut argumentierter Widerstand“ lohnt und Landesplanungs- und Naturschutzkriterien endlich Priorität bei Regierungsprojekten erhalten müssten.

Für „Méco“-Präsidentin Blanche Weber stand gestern jedenfalls eines fest: Das abgeschmetterte Agrarzenter-Projekt bei Pettingen ist ein mahnendes Signal an die Politik, landesplanerischen und naturschützerischen Aspekten von Anfang an den nötigen Stellenwert bei Projektplanungen einzuräumen. Aus dem verkorksten Verlauf des Agrarzenter-Dossiers müssten unbedingt die richtigen Lehren gezogen werden, so Weber, die dabei wohl nicht zuletzt an die grünen Auen bei Liwingen dachte …

Orientierung an sektoriellen
Leitplänen gefordert
„Die richtigen Lehren, das heißt konkret, die Bedeutung von Landesplanungskriterien bei politischen Entscheidungsprozessen zu verankern, der Zersiedlung der freien Landschaft endlich Einhalt zu gebieten sowie Lebensräume und Korridore für seltene Arten zu schützen“, so die „Méco“-Vorsitzende. Darüber hinaus: Hätte man bei der Standortsuche für das neue Agrarzenter nicht von Beginn an zentrale Landesplanungskriterien missachtet und trotz aller Kritik noch allzulange an jenen Fehlentscheidungen festgehalten, so wäre allen Beteiligten viel Geld, Zeit und Ärger erspart geblieben, ist sich Weber sicher.

Doch schadet das gestiegene Aufbegehren von Naturschutz- und Bürgerinitiativen, gepaart mit hohen Umweltauflagen, allzulangen Genehmigungsprozeduren und dem zunehmenden Mangel an bebaubaren Flächen nicht doch der Attraktivität des Wirtschafsstandorts Luxemburg? Nein, meint dazu Blanche Weber, schließlich kämpfe man ja nicht blindwütig gegen jedwedes Bauvorhaben an: „Wir sind sehr wohl offen für Gewerbestandorte, allerdings nur wenn diese auch als solche im ,plan sectoriel‘ ausgewiesen sind und damit den Kriterien einer nachhaltigen Entwicklung entsprechen. Auch uns ist bewusst, dass ein Grundstück auf der grünen Wiese billiger zu erstehen ist, als in festgelegten Gewerbegebieten, allerdings kann ich als Privatperson auch nicht einfach ein Haus in der Grünzone errichten, um Kosten einzusparen.“ Um die notwendige Akzeptanz für manche Projektvorhaben zu schaffen, müsse das Landesplanungsministerium auch den öffentlichen Diskurs aktiv fördern.

Was nun das einstmals vorgesehene Agarzenter-Gelände „um Kisel“ bei Pettingen angeht, so forderte Busna-Präsident Guy Masselter die Gemeinde Mersch gestern dazu auf, Verantwortung zu übernehmen und das Gebiet auf Grundlage des sektoriellen Leitplans als „zone de protection“ auszuweisen, womit einer eventuellen Bebauung definitiv ein Riegel vorgeschoben wäre. Das Grundstück war von den Gegnern des Agrarzenter-Projekts nicht zuletzt deshalb abgelehnt worden, da dieses an die Naturschutzgebiete „Kinnegsbësch“ und „Pëttener Bësch“ angrenzt und als Bewegungskorridor für Wildkatzen gilt.

Dem abgewendeten Spatenstich für das Agrarzenter setzten Busna, „Méco“ und „natur&ëmwelt“ gestern denn auch den Spatenstich für mehrere Apfelbäume regionaltypischer Sorten entgegen, auf dass nun diese am Standort Früchte tragen mögen ... (VON JOHN LAMBERTY)