„Homeless World Cup“: Viel mehr als nur Fußball

Am 10. August fahren zehn Obdachlose aus Luxemburg zum „Homeless World Cup“, der Straßenfußball-Weltmeisterschaft für Obdachlose, die dieses Jahr in Polen stattfindet.

Die Teilnahme der Mannschaft und die Trainings werden vom „Streetwork“-Dienst von Caritas Luxemburg organisiert.

Ein Spielfeld von 22 mal 16 Meter und acht Mann auf dem Spielfeld (vier gegen vier). Der Straßenfußball hat seine ganz eigenen Regeln. „Jeder Spieler darf nur ein Mal beim ,Homeless World Cup‘ mitmachen. Wir sind außerdem verpflichtet, alle Spieler, die wir mitnehmen, wieder zurück nach Luxemburg zu bringen“, erklärt Saverio Rella, der Zuständige für die Fußballmannschaft bei „Streetwork“.

Hohe Erfolgsquote: Viele Spieler finden ihren Weg
Mit etwas Glück sind die Spieler, die in diesem Jahr bei der Meisterschaft mitmachen, im nächsten Jahr sowieso nicht mehr obdachlos und somit disqualifiziert. Bereits 2009 war Luxemburg beim „Homeless World Cup“ in Mailand und 2010 in Rio de Janeiro vertreten.

Den Statistiken von „Streetwork“ zufolge haben ganze 87,5 Prozent der Teilnehmer aus Luxemburg eine Arbeit und ein Zuhause gefunden. Bei der Fußballweltmeisterschaft für Obdachlose geht es also weniger um den Sieg als vielmehr darum, sein Leben in den Griff zu bekommen.

„Neben einer eindeutigen Steigerung des Selbstwertgefühls wird auch die körperliche Verfassung der Spieler durch die Trainings viel besser. Zudem weckt der Mannschaftssport den Teamgeist“, berichtet Rella. Es sei auch von Vorteil, dass die Spieler anhand des Trainings lernen, sich an gewisse Regeln zu halten. Zwei Spieler haben seit Beginn des Trainings bereits eine Arbeit gefunden.

„Man kann sich durch das Training abreagieren“, berichtet Kamel Guerrad, der sich seit vier Monaten auf die Weltmeisterschaft der Obdachlosen vorbereitet. Kamel ist seit sieben Monaten obdachlos und sucht eine Tätigkeit im Sicherheitsbereich. Dass ehemalige Spieler eine Arbeit gefunden haben, gibt ihm Hoffnung.

Auch sein Team-Kollege Tom Honken kommt seit einigen Monaten zum „Terrain Multisports“ in Grund zum Training. „Es ist eine Abwechslung vom Alltag“ sagt der 20-Jährige. Wegen privater Probleme hat der junge Mann vor zwei Jahren sein Zuhause verlassen. Er hat eine „10e commerce“ abgeschlossen und sucht nun eine Arbeit als Verkäufer. „Wir sind Freunde geworden, das motiviert uns“, erzählt Tom, der übrigens fließend Luxemburgisch spricht, gegenüber dem „Luxemburger Wort“. Potentielle Arbeitgeber, die Kamel oder Tom kennenlernen möchten, sind gebeten, sich unter der Nummer 27 125494 zu melden oder eine E-Mail an streetwork@casasbl.lu zu senden.

Obdachlose werden immer jünger

Der jüngste Spieler der Gruppe ist erst 19 Jahre alt. Tatsächlich handelt es sich dabei, dem Sozialpädagogen Bertrand Dauplais zufolge, nicht um eine Ausnahme. „Die Obdachlosen werden immer jünger. Zudem haben wir festgestellt, dass unsere Zielgruppe in zwei aufgeteilt ist: Diejenigen, die auf der Straße bleiben wollen und diejenigen, die selbst keine Schuld an ihrer Situation tragen und aktiv bleiben“, so Dauplais. Positiv ist, dass die Fußballmannschaft sich entschieden hat, aktiv zu werden.

Am Samstag wird die Mannschaft nach Polen fahren. Dort treten die Spieler gegen 48 männliche Mannschaften an. Beim „Homeless World Cup“ sind in diesem Jahr auch 14 Frauenteams dabei. Am 19. August kehren die Teilnehmer zurück nach Luxemburg.

VON CHRISTINE FRANÇOIS (FOTO: MANUEL DIAS)