Robert Mannes vom Weinbau-Institut: „Es kann noch ein Topjahr werden“

Während des vergangenen Jahres profitierten die Winzer an der Luxemburger Mosel von allerbesten Wetterbedingungen. 2012 stehen die Zeichen jedoch anders. Zwar ist ein Topjahr beileibe nicht ausgeschlossen, aber der Ertrag wird unter dem langjährigen Mittelwert bleiben.

Von guter Qualität, aber einer vergleichsweise geringen Quantität geht Robert Mannes vom Weinbau-Institut in Remich aus. Im Gespräch mit dem „Luxemburger Wort“ betont er, dass das Weinjahr 2012 ganz anders als der 2011er Jahrgang ist, beziehungsweise sein wird.

Die negativen Wettereinflüsse ziehen wie ein roter Faden durch seine Zwischenbilanz. Der Januar war zwar kalt, aber dies war noch nicht außergewöhnlich. Im Monat Februar wurde in Remich jedoch eine Durchschnittstemperatur von -0,1 Grad Celsius gemessen und dieser Wert liegt rund zweieinhalb Grad unter dem langjährigen Mittelwert. Dies machte vielen Reben – insbesondere den Junganlagen – schwer zu schaffen.

Der Nachtfrost kehrte zweimal zurück und zwar Mitte April und Mitte Mai mit Temperaturen von etwa -3 Grad. „Besonders in den Senken und in klassischen Frostlagen hat dies zu großen Schäden geführt“, erklärt Mannes. Manche betroffene Parzellen haben sogar eine Ausfallquote von bis zu 80 Prozent.

Regen und überwiegend kühle Temperaturen verzögerten und verzettelten die Vegetation im Frühling und dies von Ort zu Ort auch noch unterschiedlich. „Dies kann man heute noch beobachten“, erklärt Mannes. Einige Reben seien im Vergleich zu anderen schon weiter entwickelt. Insbesondere beim Gewürztraminer, einer anspruchsvollen Sorte, wird allerdings eine sehr geringe Ernte erwartet.

Die unterschiedlichen Reifestadien brachten auch Probleme beim Spritzen mit sich. Die schwer zu beantwortende Frage war stets, wann der richtige Zeitpunkt sei, blickt Mannes zurück. Denn durch die Niederschläge wuchs der Pilzdruck. Peronospora machte sich durch das feuchte Wetter schon kurz nach der Blüte schnell breit und diese Pilzkrankheit belastet das Blatt-Frucht-Verhältnis. Die betroffenen Blätter produzieren dann weniger Fotosynthese und so gelangt weniger Zucker zu den Beeren in der Reifephase. Oïdium ist bislang nicht das Problem für Winzer, weil es bislang nicht warm genug war, beziehungsweise längere Hitzeperioden ausblieben. Mit Botrytis rechnet Mannes in diesem Jahr auch weniger, da die Beeren eine lockere Struktur haben werden und so nicht anfällig für diese Krankheit sind. „Alles in allem haben die Winzer die Probleme gut im Griff“, bilanziert Robert Mannes.

Die Monate Juni und Juli waren mit rund 100 Liter Regen pro Quadratmeter deutlich zu nass und so brauchen die Reben so schnell wie möglich viele Sonnenstunden ohne übermäßige Hitze und ohne Niederschlag. Mannes schätzt, dass der Ertrag 2012 nur rund zwei Drittel des langjährigen Mittelwerts, der bei 132 000 Hektoliter liegt, beträgt. Von Hagelschauern blieben die Winzer bislang verschont. Nur in den Gemeinden Bous, Greiveldingen und Lenningen wurden am Abend des 27. Juli Reben durch den Hagel beschädigt. Insgesamt haben die Reben einen Rückstand von sieben bis zehn Tagen im Vergleich zum langjährigen Mittelwert. „Dies ist aber kein Grund zur Sorge“, erklärt der IVV-Mitarbeiter. Mit dem Lesebeginn rechnet Mannes für Ende September. Kurzer Rückblick: Im Jahr 2011 begann die Lese bereits am 12. September. Damals hatte die Vegetation einen Vorsprung von bis zu 24 Tagen.

Über die Qualität der Trauben kann Mannes noch nicht viel preisgeben. Durch den geringeren Ertrag kann die Qualität sich steigern. „2012 kann immer noch ein Topjahr werden“, sagt der Experte. Doch dann müssten in den kommenden Wochen die Wetterwünsche der Winzer allesamt in Erfüllung gehen.

(Text: Jeroen van der Hoef / Fotos: Gerry Huberty)