Weinbau-Solidaritätsfond: Neues Domizil

Noch müssen einige kleine Arbeiten erledigt werden, doch die ehemalige Rebschule auf dem Gelände des Weinbau-Instituts in Remich ist so gut wie fertig. Allerdings sind die Arbeitsbereiche heute dort ganz anders als im Vergleich zu den 1920er-Jahren.

Das grau angestrichene Gebäude mitten in den Weinbergen ist in den vergangenen Jahren modernisiert worden und hat nun einen neuen Stellenwert. War zwischen 1925 und 1966 das luxemburgische Weinbau-Institut hier beheimatet, ist ab diesem Jahr der „Fonds de solidarité viticole“ hier zu Hause.

Zu Beginn dieses Jahrtausends wurde immer deutlicher, dass das jetzige IVV-Gebäude zu klein wurde. Drei Optionen gab es damals, sagt IVV-Direktor Robert Ley, der zu diesem Zeitpunkt sein jetziges Amt noch nicht innehatte, sondern sein Vorgänger Raymond Weydert: Entweder wird das jetzige Domizil des Weinbau-Instituts vergrößert oder das historische IVV-Gebäude weicht einem neuen Gebäude oder der Bau wird renoviert und erhält somit eine neue Daseinsberechtigung. Die Wahl fiel schließlich auf die hier letztgenannte Alternative.

Nach intensiver Arbeit erstrahlt das Gebäude nun in neuem Glanz. Der Weinbau-Solidaritätsfonds hat hier die Räume bezogen. Dieser wurde unter der Leitung von Robert Ley einer kleinen Reform unterzogen. Der Fonds verfügt nun hauptsächlich über zwei Bereiche und hat eine Kommission für Werbung und Öffentlichkeitsarbeit und ein Gremium, das sich mit den technischen Belangen des Weinbaus und der Oenologie befasst.

Diese „Commission technique“ wird in diesen Tagen zusammengestellt. Laut Robert Ley sei dies auch notwendig, denn es gebe einige Dossiers, die erledigt werden müssten und die die weitere Entwicklung des Weinbaus beträfen. „Es geht beispielsweise um Rebsortenversuche auf dem Areal des Weinbau-Instituts oder um umweltfreundliche Bodenbearbeitungsmaßnahmen. Es könne aber auch darüber beraten werden, welche Zukunft biologische Spritzmittel gegen Pilzkrankheiten hätten. In Sachen Kellerwirtschaft wird sich zurzeit mit der Problematik der Abwässer befasst. Des Weiteren werden Gärversuche mit verschiedenen Hefen durchgeführt.

Einen neuen Namen wird das Haus nicht tragen – dafür allerdings die Straße, die von der Route de Luxembourg zum Weinbau-Institut führt. „Viele Besucher haben Schwierigkeiten, uns zu finden. Sie fahren auf der Route de Luxembourg auf und ab und auch das Navigationsgerät kann da wenig ausrichten“, erklärt Ley. Deswegen wurde beantragt, die Straße umzubenennen. Die Wahl fiel auf Rue Nicolas Kieffer, den ersten Direktor der damaligen Weinbaustation (von 1925 bis 1963). Allerdings muss noch von höherer Instanz die Entscheidung gefällt werden, ob dieser Vorschlag auch umgesetzt wird.

Dass Mitte der 1920er-Jahre ein staatliches Weinbau-Institut gegründet werden musste, war damals aus mehreren Gründen notwendig geworden. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde der deutsche Zollverein, in dem Luxemburg damals vertreten war, aufgelöst. Dies hatte zur Folge, dass die Luxemburger Weine am deutschen Markt nicht mehr zollfrei zugelassen wurden. In der Zeit kam es zur Währungsunion zwischen Belgien und dem Großherzogtum, was wiederum neue Möglichkeiten für die heimische Winzerschaft ergab. Darüber hinaus machte die aus den Vereinigten Staaten stammende Reblaus in den europäischen Weinbergen sehr viel Ärger. Die Reben in Übersee waren resistent gegen diesen Schädling, die europäischen jedoch nicht. Deswegen hatte das IVV damals auch die Aufgabe, die betroffenen Winzer in der Umstrukturierung der Weinberge zu unterstützen.

Inzwischen sind die Winzer versichert, die Reblaus ist Geschichte und das Tätigkeitsfeld des Weinbau-Instituts hat sich in den vergangenen acht Jahrzehnten insgesamt deutlich verschoben. Dennoch soll daran erinnert werden, wie alles in Remich angefangen hat.