Schöne Oldtimer statt Porzellan in „Usine 2“

Während das Schloss und ein benachbartes Gebäude auf dem Villeroy&Boch-Gelände im hauptstädtischen Rollingergrund unter Denkmalschutz stehen und auf dem daran angrenzenden Teil Wohnungen geplant sind, wird in der blauen Produktionshalle ab September unter der Bezeichnung „Rétro Box“ eine Oldtimer-Dauerausstellung zu sehen sein – mit einem großen Rahmenangebot rund um das Auto. Niederlassen werden sich dort voraussichtlich Autohändler, der „Automobile Club“ (ACL), ein Antiquitätengeschäft, eine Kleiderboutique, Gastronomiebetriebe und weitere Shops.

Jean-Marie Schmit, Präsident der „Lëtzebuerger Oldtimer Federatioun“ (LOF), ist begeistert von der Idee: „Seit Jahren dachten wir über eine Möglichkeit nach, in Luxemburg eine Art Meilenwerk zu schaffen, wie es sie in Düsseldorf, Stuttgart und Berlin gibt.“ Die LOF übernahm deshalb die Schirmherrschaft über ein daran inspiriertes Projekt, das Tom Meyer, Direktor von Basic Consulting, ins Leben rief.

Tom Meyer hat bei der Gesellschaft „Quint Real Estate S.A.“, die ihrerseits die Flächen bei Villeroy&Boch angemietet hat, 5 000 Quadratmeter in der mit einer blauen Fassade versehenen Halle entlang der Rue de Rollingergrund angemietet. In dieser „Usine 2“, in der zurzeit noch der gewaltige, einst zur Porzellanherstellung genutzte Ofen abgebaut wird, können Oldtimer-Besitzer einen Platz anmieten, um ihr Fahrzeug an einem trockenen, sauberen, gut durchlüfteten und überwachten Ort abzustellen. Etwa 120 bis 130 Fahrzeuge – vor allem Autos, vielleicht aber auch einige Motorräder, Traktoren oder Lastwagen – sollen in der Halle Platz finden, davon zunächst neun unter Glas. Rund 1 000 Quadratmeter sind für eine Brasserie, ein Restaurant und eine Sandwich-Bar reserviert, 800 Quadratmeter für Geschäfte und 1 500 Quadratmeter für Autohändler, die Oldtimer, Sportwagen und exklusive Fahrzeuge verkaufen.

Der ACL wird dort mit einem Service Point (nicht für technische Probleme) zu finden sein, und es soll möglich sein, vor Ort Versicherungen abzuschließen. Auch Versteigerungen und thematische Ausstellungen sollen dort stattfinden. „Rund 50 Arbeitsplätze werden hier geschaffen“, sagt Tom Meyer.

Die Lage ist laut dem Initiator ideal. „Das Restaurant könnte ein Tagesmenü anbieten, was in diesem Teil der Stadt weitgehend fehlt.“ Was die Oldtimerbesitzer betrifft, wird mit einem Einzugsgebiet von fast 200 Kilometern gerechnet. Doch auch in Luxemburg ist das Potenzial groß: „Im Land sind rund 4 000 Oldtimer verzeichnet, hinzu kommt eine hohe Dunkelziffer. Und viele Menschen würden sich gerne einen Oldtimer zulegen, wissen aber nicht, wo sie ihn unterstellen könnten“, so Jean-Marie Schmit.

Der Preis für einen Stellplatz wird laut Tom Meyer bei 220 Euro pro Monat liegen (oder 180 Euro für Mitglieder der LOF und des ACL). Für die Besucher soll täglich von 10 bis 20 Uhr geöffnet sein. Der Eintritt wird kostenlos sein. Ein Parkplatz mit rund 250 Stellplätzen, davon 192 überdacht, steht zur Verfügung. „Die Besitzer können ihr Auto rund um die Uhr herausfahren“, betont Tom Meyer.

Neben dem ACL und der LOF sind auch das Wirtschafts-, das Mittelstands- und das Tourismusministerium eingebunden. Eine Konkurrenz zu bestehenden Geschäften ist laut Tom Meyer nicht zu befürchten. Eine Reinigung, Reparatur oder gar Renovierung der Fahrzeuge ist zumindest in einer ersten Phase nicht vorgesehen.

Die auf dem Villeroy&Boch-Areal geplanten Wohnungen sollen zunächst zwischen dem heutigen Factory Shop und dem Schloss gebaut werden. Die „Usine 2“ wird nach Einschätzung von Tom Meyer noch mindestens anderthalb bis zwei Jahrzehnte stehen bleiben. Von der Einrichtung einer Küche abgesehen, soll es keine größeren Umbauarbeiten geben – die Fassade soll aber ansprechender gestaltet werden. Mit dem Besucherzentrum, das Villeroy&Boch selbst umsetzen will, könnte es bei der Besichtigung und im Bereich der Gastronomie Synergien geben. Auch ist eine Zusammenarbeit mit dem Automuseum in Diekirch geplant.

Wer an einem Stellplatz für seinen Oldtimer interessiert ist, kann sich unter Tel. 27 62 01 01 bei Basic Consulting informieren.

(raz)