Abenteuer Sandweiler - Ein Erlebnisbericht

„In einer guten Stunde bin ich wieder da“, rufe ich den Kollegen beim Verlassen des Büros zu. Zuversichtlich starte ich in Richtung Sandweiler. Die Horrormeldungen über die Kontrollstation der letzten Tage lassen mich kalt, schließlich habe ich einen Termin. Für 11.40 Uhr.

Weil ich um das Gedränge weiß, bin ich früh dran. Um 11.20 Uhr biege ich ab, und will mich einreihen. Doch das ist einfacher gesagt als getan. Mein kleiner roter Flitzer passt nur noch mit Mühe auf die Abzweigung, das Auto hinter mir steht schon mit dem Heck auf der Straße. Das kann ja heiter werden. Aber wie gesagt, ich bin früh dran, und mit Termin geht es ja viel schneller, versuche ich mich zu beruhigen. Und auf dem Schild stand ja auch: „Avec rendez-vous environ 30 minutes.“

Nach einigen Minuten verlässt mich dann doch der Mut und ich überlege, ob ich nicht doch umdrehen soll. Doch aus dem Umdrehen wird nichts. Ich sitze in der Schlange fest.

Langsam arbeite ich mich bis zum „Empfang“ durch. Ein netter Mitarbeiter grüßt fröhlich und nimmt meine Papiere samt dem Schreiben mit dem Termin entgegen. „Reihen Sie sich bitte ein, egal ob rechts oder links“. Ich bedanke mich und fahre zwei Meter weiter. Dann erst einmal Stillstand.

Um 12 Uhr habe ich mich bis zum nächsten Punkt vorgearbeitet. Ein weiterer Mitarbeiter kontrolliert die Abgase, geht mitsamt meinen Papieren zu dem kleinen Häuschen und gibt die Daten in den PC ein. Er scheint sich vertippt zu haben, denke ich, weil nach kurzer Zeit beginnt er die ganze Prozedur von vorn. Dann das Ganze noch mal. Schließlich greift er zum Handy und telefoniert. Minuten lang. Dann kommt er zurück und meint, ich müsste zunächst zum Büro für die Zulassungen, mein Auto habe nämlich seit 2010 keine Zulassung mehr ... Ganz hinten rechts, Schalter 6. „Aber gehen Sie zu Fuß.“ Klar, mit dem Auto komme ich ja eh nicht weg. Ich ärgere mich im Stillen und parke wie mir geheißen meinen Wagen neben das provisorische Gitter. Dann laufe ich über die gesamte Kontrollstation. Ich gehe zur großen Pforte rein und steuere auf den Schalter 6 zu. Es dauert. Dann heißt es, ich müsste zum Schalter 10. Also weiter.

„Da scheint irgendetwas nicht in Ordnung zu sein“, erkläre ich dem Schalterbeamten und halte ihm leicht genervt die Papiere unter die Nase. Er gibt die Daten in den PC ein. Mit der Zulassung stimme etwas nicht, meint er nach einer Weile. „Deshalb bin ich ja hier“, knurre ich. Dann verschwindet er in den Nebenraum, er will seinen Kollegen fragen. Nach einer Minute ist er wieder da. „So, jetzt ist alles in Ordnung“, verkündet der nette Mann. „Ok, aber was war denn nicht in Ordnung?“, frage ich zurück. Das wisse er nicht so genau, wahrscheinlich ein Computerfehler. Aha!

Glück im Leben und Moos an den Reifen

Also stiefele ich zurück und sehe das Auto, das ursprünglich vor mir gestanden hatte, in der Werkstatt verschwinden. Ich muss mich derweil wieder hinten anstellen. Doch dann geschieht ein Wunder. Genau vor meiner Nase wird Piste Nummer drei geöffnet, die bis dahin gesperrt war. Ich gebe Gas ... und lande gleich hinter einem Lieferwagen an zweiter Stelle vor dem großen Tor. Ich freue mich wie ein Honigkuchenpferd: Glück muss man haben im Leben!

Doch das war's denn auch schon wieder. Ich stehe direkt vor dem Tor, aber meine Reifen setzten langsam Moos an. Nichts passiert. Wahrscheinlich ist jetzt Mittagspause, denke ich. Ich habe nämlich auch Hunger. Ich krame die Zeitung hervor. Ich lese und lese, sogar die Nachrichten über die Investmentfonds!

12.40 Uhr: Es kommt Bewegung ins Spiel. Das Tor geht auf und verschluckt zunächst einen Motorradfahrer. Dann schließt sich die Tür wieder. Es ist 13 Uhr, und ich höre die Nachrichten nun schon zum dritten Mal. Endlich ist es dann doch soweit. Ich fahre bis zur Kasse und zahle, und freue mich diebisch, weil der Mitarbeiter sich vertut und mir fünf Euro zu viel zurückgibt.

Kleine Sünden werden sofort bestraft

Doch Schadenfreude wird immer sofort bestraft. An der ersten Station erhalte ich prompt einen Rüffel, weil ich mein Navi an der Windschutzscheibe befestigt habe. „Das versperrt Ihnen die Sicht.“ Ich soll das Ding auf der Mittelkonsole festmachen. Doch die ist in einem kleinen Spaßmobil bereits proppevoll mit Knöpfchen, da gibt es leider keinen Platz mehr. Also mach ich das Navi ab, und lächle freundlich. Oder versuche es zumindest!

Es geht weiter. Da ich, wie mir angetragen wurde, auf der Lkw-Spur bin, muss ich zurück auf die linke Piste. Ich drängle ein klein bisschen und handele mir gleich böse Blicke von meinem Hintermann ein. Der Mitarbeiter am nächsten Kontrollpunkt winkt mich heran, so diskret wie ein Auktionator bei Sotheby's. Ich übersehe seine Handbewegung und fahre prompt einige Zentimeter zu weit. Er sagt nichts, seine Blicke sind aber vielsagend.

Macht nichts, denn ich sehe das erlösende Tor vor mir. Noch einige Minuten, dann ist es geschafft. Um 13.40 Uhr. Nach zwei Stunden und 20 Minuten verlasse ich den Hof der Kontrollstation. Mit den Nerven am Ende, aber ohne „Loch“.

VON DANI SCHUMACHER