Ernstfallübung auf der Aire de Wasserbillig

Am Samstagabend wurde die Autobahnraststätte Aire de Wasserbillig an der Autobahn A1 zum Schauplatz einer der größten Katastrophenschutzübungen, die je im Großherzogtum abgehalten wurden.

Um 17.55 Uhr wurden die ersten Einsatzkräfte durch die Notrufzentrale mit der Meldung eines Brandes an der Aire de Wasserbillig alarmiert. Vor Ort bot sich ihnen dann eine unübersichtliche Lage: ein komplett demolierter Bus, mehrere stark beschädigte Personenwagen, ein brennender Lastwagen sowie überall schreiende und verletzte Menschen.

Was genau hatte sich ereignet? Ein Lastwagen war auf der Großtankstelle plötzlich in Brand geraten. Schwarzer Rauch zog Richtung Tankstelleneinfahrt und machte die Sicht fast unmöglich, wodurch drei Autos und ein Lastwagen verunfallten. Ein nachfolgender, voll besetzter Doppeldeckerreisebus geriet ebenfalls in die Rauchwolke und hatte sich überschlagen.

GSE-Einsatz ausgelöst

Nach einer ersten Lageerkundung wurde durch Einsatzleiter Marc Mitten ein sogenannter GSE-Einsatz (Gestion de Situation d’Exception) ausgelöst. Bei einem solchen Einsatz wird nach festgelegtem Plan durch die Notrufzentrale eine ganze Alarmierungswelle in Gang gesetzt, an die die freiwilligen Feuerwehren, die Zivilschutzzentren, die Kliniken aber auch die Polizei angeknüpft werden. Ziel ist es, so viele Kräfte wie möglich an den Einsatzort zu bekommen, um die Situation so schnell wie möglich in den Griff zu bekommen.

Nach der Rückmeldung an die Notrufzentrale konnte der Brand durch zwei Atemschutztrupps schnell unter Kontrolle gebracht und somit ein Übergreifen auf die Tankstelle verhindert werden. In der gleichen Zeit verteilten sich die Einsatzkräfte in kleinen Teams auf die einzelnen Fahrzeuge.

Aus den Fahrzeugen wurden die mehr oder weniger schwer verletzten Opfer mit schwerem hydraulischen Gerät befreit und anschließend zum „Poste Médical Avancé“ (PMA) gebracht, um dort eine Erstversorgung zu erhalten. Nach kurzer Zeit waren alle Verletzten aus den Autos befreit, womit sich die Einsatzkräfte auf die Befreiung der eingeklemmten und schwer verletzten Businsassen konzentrieren konnten. Hierbei stellte die Konstruktion des Busses die Rettungskräfte vor eine besondere Herausforderung. Nur nach und nach konnten die Rettungskräfte mittels schweren Geräts zu den einzelnen Verletzten vordringen und diese befreien.

Im PMA wurden die insgesamt 47 Verletzten nach ihrem Verletzungsmuster eingestuft und durch sieben Notärzte sowie zahlreiche Krankenpfleger und Sanitäter versorgt. Nach der Erstversorgung wurden sie mit Rettungswagen in verschiedene Krankenhäuser gebracht.

Die Übung brachte einen riesigen logistischen Aufwand mit sich. Alleine die Großtankstelle Total war für rund sechs Stunden geschlossen worden. Auch die Autobahnausfahrt nach Wasserbillig musste durch die Straßenbauverwaltung gesperrt werden. Organisiert wurde die Übung im Rahmen einer Fortbildung für Anästhesiefachärzte in Zusammenarbeit mit der Verwaltung der Rettungsdienste.

Nicht nur Rettungskräfte zog die Übung auf die Autobahn, auch Innenminister Jean-Marie Halsdorf und Gesundheitsminister Mars Di Bartolomeo hatten sich vor Ort begeben, um sich ein Bild eines solchen Einsatzes zu machen. Neben ihnen waren auch der Direktor der Verwaltung der Rettungsdienste Michel Feider, Regierungsattaché Paul Schroeder, der Polizei-Regionaldirektor Alain Engelhardt sowie Pierre Duhot, Generaldirektor von Total Luxemburg, anwesend.

Am Ende konnten die Verantwortlichen eine positive Bilanz ziehen. Es gelte nun, in einer ersten Phase, die gewonnenen Erkenntnisse in den einzelnen Gruppierungen durchzudiskutieren. Erst dann werde man ein Debriefing organisieren, an dem alle Führungskräfte der involvierten Rettungsdienste über die gewonnenen Erkenntnisse informiert werden. (VON JÉRÔME BIONDI)