„Ein Stück Poesie in den Händen halten“
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„Ein Stück Poesie in den Händen halten“
Kinderleicht und faszinierend: Cyanotypie
Canach. Das alte Gemeindehaus erstrahlte kürzlich in einem tiefen Blau. Grund dafür war ein Workshop zum Thema Cyanotypie, zu dem der Verein LiminaLimona asbl mit seinem engagierten Team eingeladen hatte. Diese auch als „Eisenblaudruck“ oder „Sonnendruck“ bekannte Technik wurde im Jahr 1842 vom britischen Naturwissenschaftler Sir John Herschel entwickelt. Das Prinzip ist verblüffend einfach: Mit einer Eisenlösung beschichtetes Papier wird dem Sonnenlicht oder einer starken UV-Lichtquelle ausgesetzt und färbt sich dabei in das charakteristische „Berliner Blau“.
Im Workshop „Cyanotypie with Gery“ erklärte Kursleiter Gery Oth den Teilnehmenden geduldig die Grundlagen und führte sie Schritt für Schritt durch den Prozess. Zunächst sammelten alle gemeinsam Blätter, Blüten, Gräser und Federn. Anschließend trugen sie die Lösung aus Kaliumferrocyanid und Zitronensäure mit dem Pinsel auf und arrangierten die Materialien auf dem vorbereiteten Papier. Danach wurden die Motive unter einer Glasscheibe fixiert und unter UV-Strahlern belichtet. Schon nach wenigen Minuten begann die Magie: Die Farben verdunkelten sich und erste Konturen zeichneten sich ab. Im anschließenden Wasserbad entfalteten sich die Blautöne mit mal scharfen, mal weich verschwommenen Umrissen. „Der Reiz der Cyanotypie liegt in ihrer Mischung aus Einfachheit und Überraschung: Jeder Abdruck ist einzigartig, denn die Konturen entwickeln sich erst im Wasserbad. Es macht unglaublich viel Spaß, mit dieser Technik zu arbeiten“, schwärmte eine Teilnehmerin.
Während die Werke auf dem Wäscheständer trockneten, intensivierten sich die Blautöne und jedes Bild entwickelte seinen eigenen Charakter. Sowohl Kinder als auch Erwachsene erlebten ihr „blaues Wunder“, staunten, tauschten sich aus, lachten und hielten am Ende ein selbst geschaffenes Stück Poesie in den Händen. Die Cyanotypie, ein fast vergessenes fotografisches Verfahren, erlebt in Canach eine kleine Renaissance. „Es ist wie Fotografieren, nur ohne Kamera“, brachte Kursleiter Oth es auf den Punkt. Auf der Webseite unter www.liminalimona.lu sind weitere Informationen zu künftigen Workshops verfügbar.
Romain Welter via mywort