30 Jahre im Beruf


Fragt mich jemand nach meinem Beruf, komme ich immer wieder ins Schwärmen.


Vor dreißig Jahren, am 22. Februar 1989 eröffnete, im damals jüngst möglichsten Alter, Frau Karin Schlim ihren eigenen Friseursalon in Ettelbrück. "Das Geld reichte gerade mal für das Zahlen einer hohen Ablöse und den Kauf einer Einrichtung. Viel wurde aus Eigenkraft und Mithilfe meines Vaters bewerkstelligt. Ein paar Flaschen Shampoo und einige Produkte mussten am ersten Tag reichen um die Regale zu füllen." erinnert sich Frau Schlim. "Die Frottiertücher hatte ich selbst genäht da der Kauf am laufenden Meter günstiger war. Während den ersten Jahren konnte ich mir keine Waschmaschiene leisten und wusch die Tücher zu Hause. Jede Nacht stand ich mehrmals auf um die Waschmaschine und den Trockner zu be- und entladen. Heutzutage scheint dies etwas befremdend, aber ich komme aus bescheidenen Verhältnissen und musste mich immer der Decke nach strecken. "


Wie verlief ihre Ausbildung?

Frau Schlim lächelt: "Ich liebe es seit meinem Kindesalter Haare zu gestallten. Nach der Grundschule in Beaufort beschloss ich, zum Schrecken meiner Eltern, als bald möglich das Gymnasium in Echternach zu verlassen, um Friseurmeisterin zu werden. Nach schwieriger Suche fand ich einen Ausbildungsplatz in Rheinland-Pfalz. Schon während meiner Ausbildungszeit bewahrheitete sich meine Berufung und ich schaffte es zum besten Azubi meines Jahrgangs. Ich jobbte während meiner Friseurlehre zusätzlich früh morgens beim Bäcker und kellnerte noch an Sonn- und Feiertagen. Nach meiner Lehre sammelte ich Erfahrungen in verschiedenen Salons während ich mich auf die Meisterprüfung vorbereitete. Es war von Anfang an klar, dass ich mich selbstständig machen würde, da ich die Notwendigkeit erkannte immer Neues und Innovatives zu entdecken. Diesem Wunsch konnte ich nur in meinem eigenen Salon Raum geben. Ich erkläre oft, dass der Friseurberuf Teil der Modebranche ist, welche sich permanent wandelt; folglich sind Mit-der-Mode-gehen und regelmassige Fortbildungen ein absolutes Muss. Nach all den Jahren im Beruf darf ich immer noch hinzulernen, sei es durch die Entwicklung neuer Produkte, durch Weiterbildung an neuen Schneid- und Färbe- Techniken oder seien es neue Erkenntnisse über Umwelteinflüsse aufs Haar. Fragt mich jemand nach meinem Beruf komme ich immer wieder ins Schwärmen."


Wo Licht da auch Schatten! besagt ein Sprichwort. Welche Schattenseiten können sie benennen?

"Es gibt Faktoren, die man nicht beeinflussen kann; so zum Beispiel die Rahmenbedingungen. Gleich nach meiner Betriebseröffnung trat das Gesetz vom 1989 über den Arbeitsvertag in Kraft und ich mußte lernen, dass ein Arbeitgeber fast nur Pflichten hat. Um nur einige weitere Etappen hervorzuheben, kam 1999 die Einführung des Elternurlaubs, unter dem unsere Berufssparte besonders leidet, da wir fast ausschließlich weibliches Personal beschäftigen und die Bindung zu den Kunden durch längere Abwesenheit verloren gehen kann. Wieder 10 Jahre später, 2009 wurde das so genannte Einheitsstatut eingeführt, wodurch der Arbeitgeber die Kosten der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall des Arbeitnehmers zu 20% aus eigener Tasche zahlen muss. Für uns Friseure bedeutet es, dass wir trotz fehlender Einnahmen zusätzliche Lohnkosten tragen. Ein fataler Scheeren-effekt. 2019 sollen die Lohnkosten obendrein noch weiter steigen in Form von einem zusätzlichen Feiertag und Urlaubstag.

Es wundert mich daher nicht, dass in letzter Zeit, Friseur-Salons Insolvenz beantragen müssen. Vielleicht mag dies jedoch nur mein persönlicher Eindruck sein. Auf jeden Fall mangelt es an qualifiziertem Personal. Das bestätigen ihnen auch meine Berufskollegen."


Wie sehen Sie ihre Zukunft?

Die Herausforderungen werden immer größer und es wird immer mehr abverlangt doch die Arbeit macht immer noch Spaß.