Wenn nur „ Lieder im Freien zu singen“ bleiben

Der Madrigal de Luxembourg in Zeiten von Corona

Als Felix Mendelssohn-Batholdy zwischen 1837-1843 „Sechs Lieder im Freien zu singen“ Op. 59 komponierte, wurde er gewiss überrascht von dem Erfolg seiner Lieder, die sich in der Folge  als wahre „Hits“ der Chorliteratur erweisen sollten. Man denke nur an „Abschied vom Walde“, besser bekannt unter „Oh Täler weit, oh Höhen“.

Lieder im Freien zu singen, das ist das Gebot der Stunde. Seit Anfang März können Chöre keine Proben mehr abhalten, geschweige denn ihr Können in Konzerten unter Beweis stellen. Singen steht in begründetem Verdacht, in Zeiten von Corona besonders zur Verbreitung von Covid19 beizutragen. Das, was Singen in normalen Zeiten so gesund macht, intensiv gemeinsam ein- und auszuatmen und deutlich artikulierte Laute von sich zu geben, ist zu einem Risikoverhalten geworden.

Nicht mehr gemeinsam singen zu können, solch eine Situation hat der "Madrigal de Luxembourg" in seiner über 50jährigen Geschichte noch nie erlebt. Jede*r Chorsänger*in  weiß, dass gemeinsames Singen nicht ein zufälliges „Hobby“ ist, sondern spätestens nach einer gewissen Zeit in existentieller Weise zum Leben dazugehört. Gemeinsames Singen wird zu einem lebenswichtigen Vollzug, wie Sprechen und Atmen. Natürlich ist es schön und gesellig, nach der Probe noch „e Patt ze huelen“, aber das eigentliche Gemeinschaftserlebnis findet statt, wenn sich wie im Madrigal 30 Menschen unterschiedlichen Alters und Geschlechts, verschiedener nationaler und sozialer Herkünfte unter kundiger Leitung des Dirigenten Jochen Schaaf ausschließlich der Sache, dem Singen, hingeben und im Idealfall einen harmonischen Klangkörper bilden, zum eigenen und zum Wohlgefallen der Zuhörer*innen.

Ein Chor, der nicht mehr gemeinsam singen kann, ist in seiner Existenz bedroht. Wenn das Verbindende nicht mehr praktiziert werden kann, ist die Verbindung, also der Chor, in akuter Gefahr. Weniger Chöre bedeutet nicht nur weniger Pflege der Musik, sondern auch weniger Zusammenhalt in der Gesellschaft, denn Chöre sind ein unverzichtbares gesellschaftliches Amalgam! Deshalb sei an dieser Stelle daran erinnert, dass auch Chöre für ihre laufenden Ausgaben in der Corona Krise eine staatliche Nothilfe brauchen, um finanziell überleben zu können.

Was das Überleben des Chors als Chor angeht, so haben sich Teile des Madrigal de Luxembourg im Juli zu den üblichen Probeterminen zweimal im öffentlichen Park vor der Fondation Pescatore unter einem Baum zum Singen eingefunden, unter Wahrung aller Corona Regeln. Das Wetter spielte mit und als der Madrigal „Ruhethal“ aus den „Liedern im Freien zu singen“  mit dem Text von Johann Ludwig Uhland „ Wenn im letzten Abendstrahl gold’ne Wolkenberge steigen“ anstimmte, da stellten sich beim Singen mit Blick auf den Abendhimmel über Luxemburg gewohnte Glücksgefühle ein.

Chöre können in Corona Zeiten nicht wirklich planen, aber sie können sich, soweit es mit den Corona-Regeln konform ist, auf eine bessere Zukunft vorbereiten, indem sie musikalisch an sich arbeiten, wohlgemerkt mit dem gebotenen Abstand in großen Räumen. Eigentlich eine gute Zeit, um in einen Chor einzusteigen. Neue Mitsänger*innen sind beim Madrigal herzlich willkommen.

Christina Fabian

Foto: Christine Feltgen


Weitere Informationen zum Madrigal gibt es auf der Internetseite www.madrigal.lu
Kontakt: Telefon 39 97 42, e-mail: info@madrigal.lu.