Léif Mamm: Erinnerung an den Luxemburger Pfarrer und Komponisten J.Biwer.

Ich bin ein Sohn der Unterstadt Grund. Ich bin vielleicht ein wenig voreingenommen, aber ich glaube, dass wir unter der Leitung von Abbé Maurice Beringer, Vikar im Grund, nach 1945 den besten Luxemburger Kirchenchor hatten. Später sprach ich mit Abbé Beringer über diese Zeit. Seine Augen fingen an zu Leuchten. und es kam wie gesprudelt aus seinem Mund der Satz: Unser Gesang, das war mit so großer Begeisterung vorgetragen, das war bayerischer Barock.


Ein Höhepunkt im religiösen Leben der Pfarrei war das 40Stunden Gebet, insbesondere zum Abschluss der Feier am Dienstag die Andacht in Präsenz von Bischof Léon Lommel. Eine besondere Ehre für Dirigent Beringer, der Cousin von Prof. Lommel war.

Meist liess sich der Chor bei diesem besonderen Festamt durch ein kleines Orchester aus Berufsmusikern begleiten. Dabei war von Militärkapelle Jules Strasser, ein Sohn der Ortschaft Grund, und Professorin Lou Koster aus dem hauptstädtischen Konsetvatorium. Deren Wiege stand auf Verlorenkost, der einst zur Pfarrei Grund gehörte.


In der Probe, weniger Tage vor dem hohen Fest, kündigte uns ein sehr freudig gestimmter Vikar Beringer mit, dass am Dienstag abend Pfarrer J.Biwer anwesend und auch mitsingen würde. Und dann geriet Herr Beringer, der selbst ein vorzüglicher Komponist war, ins Schwärmen und erzählte uns, dass Abbé Biwer der gottgesegnete Komponist des überaus populären Marienliedes "Léif Mamm, ech wéss et net ze soen" ist. Auch kündigte er die Anwesenheit des Textautors dieses herrlichen Liedes an, dies in der Person von Abbé Wellem Weis, der zu dieser Zeit Seelsorger im Grundgefängnis war.


Wie man auch immer zum Marienkult stehen möge, feststeht, dass es sich bei dem "Léif Mamm" um ein ausgesprochen schönes Luxemburger Lied handelt. Ein Lied das man auch zu Ehren der eignen Mutter singen kann. Und wie Marie-Paule Gaby Theisen sehr richtig in ihrer Dokterarbeit schreibt, Glücksgefühle beim Menschen aufkommen lässt.


Auch waren wir nach den schweren Jahren des Krieges sehr auf der Suche der Geborgenheit der Mutter. Als ich später in Deutschland einen Priester begegnete, sagte mir dieser: Ich bewundere sehr Luxemburg in der Art und Weise wie die Leute dort die Gottesmutter ganz einfach "Leiw Mamm" nennen!


Nun, wie auch immer, der Dienstag rückte immer näher, und ich fragte mich, wie man einem solchen großen Komponisten, wie Abbé J. Biwer, begegnen könnte. Demütig mit einer Verneigung, vielleicht mit einem gewagten Lächeln.


Um es kurz zu machen: Der große Komponist kam, begrüsste jeden Sänger, stellte sich unter die Männer und sang kräftig mit. Dessen Lied "Léif Mamm" klang an diesem Abend feierlicher als je zuvor. Man erzählte, dass unserem seht beliebten Bischof Lommel beim Vortrag dieses Liedes die Tränen in den Augen standen!


Nach 1957 machte ich Bekanntschaft machte mit dem Bruder von Abbé J.Biwer, nämlich mit Dr. Jempy Biwer, Kontrollarzt bei den Sozialversicherungen. Dr. Biwer war ebenfalls musikalisch sehr begabt, dirigierte ersatzweise die Bonneweger Fanfare und amtierte in der UGDA als Vizepräsident. Der Sohn von Dr. Biwer war Braumeister in Luxemburg-Clausen. Der ehemalige Flügeladjutant beim großherzoglichen Hof, Biwer, und der in den USA tätige Pit Biwer sind Enkelsöhne von Dr. Biwer und Neffen von Abbé J. Biwer.


Es war sehr schön damals im Kirchenchor. Als gemichter Chor, also mit Männern und Frauen, waren wir damals in der katholischen Kirche nur geduldet. Aber wir waren der beste Kirchenchor von Luxemburg. Zeitzeugen gibt es noch wie Pierre Back, Jempy Rollinger und Johny Seywert.