Der Escher Traditionsverein lebt Inklusion, Integration und Gemeinschaft.
Lallingen – In der Sporthalle von Lallingen fand kürzlich die Generalversammlung des traditionsreichen Judo Club Esch statt. Sportschöffe André Zwally war zu Beginn kurz anwesend, musste sich jedoch aus terminlichen Gründen frühzeitig verabschieden. Seinen persönlichen Gruß überbrachte er direkt an Präsident Di Stefano.
Historischer Rückblick und Entwicklung.
Vereinspräsident Tom Di Stefano eröffnete die Sitzung mit einem Rückblick auf das vergangene Vereinsjahr – sowie auf die bemerkenswerte Geschichte des ältesten Judo-Vereins Luxemburgs. Der Judo Club Esch, ist Wiege des Martial Arts in Luxemburg, wurde 1948 gegründet und seither ein fester Bestandteil der luxemburgischen Sportlandschaft. Im Laufe der Zeit gingen aus dem Judo Club Esch zwei weitere Vereine hervor: der Cercle de Judo Esch sowie der Judo Club Differdingen. Letzterer mitbegründet von den bekannten Luxemburger Sternekoch Tony Tintinger. Mit einem Augenzwinkern erinnerte Di Stefano aber auch daran, dass das Esch Vereinslogo vom Differdinger Verein ganz ähnlich übernommen wurde – eine damals noch üblische und unproblematische Praxis, wegen mangelnder gesetzlicher Regelungen zum Urheberrecht .
Drei Säulen des Vereins.
In Vertretung der erkrankten Sekretärin Sonny Di Stefano-Bourens trug Tom Di Stefano den Jahresbericht vor. Dieser gliederte die Vereinsarbeit in drei zentrale Säulen:
1. Judo Loisir & Judo Compétition – Freizeit- und Wettkampfjudo für Kinder, Jugendliche und Erwachsene bildet die Hauptaufgabe des Vereins.
2. Kampfsportarten – Disziplinen wie Brazilian Jiu-Jitsu (BJJ),Zendokai, sowie Selbstverteidigungslehrgänge für jerdermann und Senioren, in Zusammenarbeit mit dem Senioren Club Mosaïque” erweitern das schon ernorme Angebot und sprechen neue Zielgruppen und den neuen Zeitgeist an.
3. Kulturelle Aktivitäten – Der Judo Club Esch ist der einzige Verein in Luxemburg, der diesen Bereich systematisch pflegt. Veranstaltungen wie Kalligrafie mit der von Japan annerekanten Me Kumiko Onishi, ein Ikebana-Workshop (28. Juni 2025) und eine echte japanische Teezeremonie (die am 13. Dezember 2025 vorgesehen ist ), die es ermöglichen sollen, die kulturellen Wurzeln der japanischen Kampfkünste näherzubringen sowie das interkulturelle Bewusstsein wecken , sind ein fester Bestandteil des Vereins.
Auch Yoga und Tai Chi für Senioren und aktive Leute sowie spezielle Trainingsmodule für Jugendliche zur Förderung von Motorik, Konzentration und Körperspannung gehören zum festen Programm.
122 Mitglieder – 4.000 Stunden Ehrenamt.
Zum 3.12.2024 zählte der Verein 122 aktive Mitglieder, die regelmäßig in Esch-Alzette trainieren. Die Organisation des umfangreichen Programms ist mit großem ehrenamtlichem Aufwand verbunden. Im vergangenen Jahr fanden nicht weniger als 70 Sitzungen statt – insgesamt wurden rund 4.000 Stunden in Zusammenarbeit mit dem Judoverband, als administrative Arbeit verbucht.
Inklusion & Integration – gelebte Verantwortung.
Besonders am Herzen liegt dem Verein das Thema Inklusion. Unter dem Begriff „Judo Inclusion“ wird gezielt Menschen mit geistigen oder körperlichen Beeinträchtigungen die Teilnahme am regulären Trainingsbetrieb ermöglicht. „Bei körperlichen Einschränkungen kann man Bewegungen oft anpassen – bei geistigen Behinderungen ist das viel schwieriger und erfordert Geduld, Einfühlungsvermögen und Zeit, erklärte Di Stefano. „Auch wenn sehr schwierig, gehört diese Aufgabe zu eine der zukünftigen neuen Herausforderung des Vereins.
Auch das Thema Integration wird aktiv gelebt: Im Club sind derzeit Mitglieder aus 16 verschiedenen Nationen vertreten Luxemburg inbegriffen. Die Kurse werden auf luxemburgisch gehalten – ein bewusstes Zeichen für sprachliche Inklusion, das bei allen großen Anklang findet.
Ein bewegender Fall: Solidarität statt Ausgrenzung.
Zum Abschluss erinnerte Präsident Di Stefano an einen besonders bewegenden Einzelfall: Im Jahr 2021 wurde der Verein von einem Escher Foyer für Geflüchtete kontaktiert. Einer der dort lebenden Männer wollte unbedingt Judo trainieren. „Kein Problem – wenn man sich an die Regeln hält“, so Di Stefano.
Was folgte, war außergewöhnlich: Der junge Mann erwies sich nicht nur als guter Judoka, sondern auch als verlässlicher Helfer, der sich aktiv und uneigennützig in den Cluballtag einbrachte. Doch 2024 erhielt er die Mitteilung, dass sein Flüchtlingsstatus erloschen sei – ohne Perspektive, ohne Unterkunft, ohne staatliche Unterstützung.
Der Vorstand reagierte prompt und beherzt indem er ihn privat untergebracht hat, so gut wie möglich finanziell betreut und ihn keineswegs aus dem Cluballtag ausgeschlossen hat. Trotz Interventionen bei ettlichen Ministerien, blieb bis jetzt alle Hoffnungen auf eine Entgegenkommen in diesem Fall, ohne Ergebnis.
Der junge Mann nutzte die Versammlung, um sich öffentlich auf Luxemburgisch zu bedanken:
„Ech soen dem Escher Judo Club vu ganzem Häerz Merci. Ouni är Hëllef géif ech elo op der Strooss stoen. Hei hunn ech Frënn fonnt an ech sinn net eleng.“ („Ich danke dem Escher Judo Club von ganzem Herzen. Ohne eure Hilfe würde ich jetzt auf der Straße stehen. Hier habe ich Freunde gefunden und bin nicht allein.“)
Da Schatzmeister Claude Tompers nicht anwesend sein konnte, stellte Kassenprüfer Patrick Lamberty den vorbereiteten Finanzbericht vor. Sowohl dieser als auch der Jahresbericht wurden von der Versammlung einstimmig angenommen.
Vorstand mit Kontinuität.
Der aktuelle Vorstand setzt sich wie folgt zusammen:
· Präsident: Tom Di Stefano
· Vizepräsident: Francis Seywert
· Schriftführerin: Sonny Di Stefano-Bourens
· Schatzmeister: Claude Tompers
Weitere Mitglieder: Fernand Spautz, Georges Simon, Jean-Claude Petesch, Jeannot Fritsch, Mucky Dondelinger-Gutt, Gast Simon, Eric Lai Kassenprüfer: Patrick Lamberty und Viviane Peffer-Ruffato
Drei Vorstandsmitglieder – Tom Di Stefano, Francis Seywert und Sonny Di Stefano-Bourens engagieren sich seit 1982 ununterbrochen für den Verein. Mit großer Wertschätzung wurde an Ferd Hopp und Fredy Koch erinnert, die den Verein entscheidend geprägt haben.
Ehrungen für sportliche Leistungen – Nachwuchstalent im Fokus.
Zum Abschluss der Generalversammlung wurden auch die sportlichen Erfolge des vergangenen Jahres gewürdigt. Insgesamt 23 Judoka des Judo Club Esch erhielten Auszeichnungen für ihre Leistungen – ein starkes Zeichen für das sportliche Niveau und die Nachwuchsförderung im Verein.
Besonders hervorgehoben wurde Warde-Jones Ben, der beim landesweiten „Gala Sportif“ mit der „Mention Spéciale“ für herausragende Leistungen ausgezeichnet wurde – eine große Ehre sowohl für den jungen Sportler als auch für den Verein.
Ben Warde-Jones konnte 2024 eine beeindruckende Serie von Erfolgen bei internationalen Turnieren erzielen – unter anderem:
· 2. Platz beim Tournoi international à Sambreville (U18, -66 kg)
· 5. Platz beim Tournoi international à St. Dizier (U18, -66 kg)
· 3. Platz beim Internationale Thüringer Messe-Cup (U16, -66 kg)
· 1. Platz beim Jod Tournoi international (-66 kg)
· 5. Platz beim Tournoi international Brabant Open (-66 kg)
· 3. Platz beim Tournoi international Mizuno Cup (-66 kg)
· 3. Platz bei den Europameisterschaften der kleinen Staaten (Cadets, Einzel)
· 2. Platz im Teamwettbewerb bei den gleichen Europameisterschaften
Diese beeindruckende Bilanz unterstreicht das sportliche Potenzial und die engagierte Nachwuchsarbeit im Judo Club Esch – ein Erfolg, der auf und neben der Matte sichtbar ist.