Nach sehr ereignisreichen zwei Wochen und zwei Tagen fand gestern die dritte Auflage der Kinderspielstadt Mini-Lënster im Zentrum von Junglinster ihren Abschluss. Zufrieden, wenn auch etwas müde verließen die kleinen Bürger ihre von ihnen selbst liebevoll gestaltete „Metropole“, nicht ohne sich schon auf die nächste Ausgabe in zwei Jahren zu freuen.
Zufrieden und müde war auch das Organisatorenteam um Christian Thill, Sandra Schiumarini und Claude Schaul eigenen Aussagen zufolge. Müde oder eher erschöpft, weil einer solchen Spielstadt während mehr als zwei Wochen von 10 Uhr morgens bis 17 Uhr nachmittags zwar durch die Kinder Leben eingehaucht wird, das Geschehen von den Betreuern aber geplant und in geordnete Bahnen gelenkt werden muss. Nicht zu vergessen sind die knapp geschätzt 2 000 bis 2 500 Stunden Arbeit, die seit Herbst vergangenen Jahres in die Vorbereitung von Mini-Lënster 2012 investiert wurden.
Zufrieden sind die Organisatoren aufgrund der Tatsache, dass die Kinder in der mittlerweile dritten Auflage immer mehr Eigeninitiative an den Tag legten und damit das Konzept der Spielstadt, das einst von Kunstlehrern aus München geschaffen wurde, in diesem Jahr verstärkt Umsetzung in die Praxis erfuhr.
Den Verantwortlichen der Junglinster Maison relais „Päiperlék“ um den Direktionsbeauftragten Christian Thill liegt nämlich der pädagogische Hintergrund der Spielstadt sehr am Herzen, weshalb Thill auch nicht müde wird, zu erklären, dass es eben nicht darum geht, dass „Kinder für zwei Wochen Erwachsene spielen“. Vielmehr sei das Ziel, „ein Szenario zu schaffen, das die Kinder dazu anregt etwas zu verändern“.
Die möglichen Initiativen der jungen Bürger reichen dabei von einem Anstrich für die Häuserfassaden über die Verwirklichung eigener Geschäftsideen bis hin zur eigenmächtigen Organisation einer „Studentenparty“ sowie einer Parade zum „Nationalfeiertag“, wie erst am vergangenen Freitag geschehen. Und um die Kinder zur Aktion anzuregen, sollte eine Kinderspielstadt daher „zwar schön aussehen, aber gleichzeitig nach Veränderung rufen“, betont Christian Thill. Die Änderungen sollen dann eben von den Kindern kommen.
Zudem sollen die Kinder durch das Leben in der Spielstadt auch mit demokratischen und ökonomische Prozesse in Berührung kommen und sich diesbezüglich Fragen stellen. Schließlich mussten sie in Mini-Lënster erst einmal einen Job finden oder an der Uni studieren, ehe sie ihre „Lënsto“ verdienten. Das Geld sollten sie aber natürlich auch in den Geschäften Mini-Lënster ausgeben, in denen auch die Preise von Kindern festgelegt wurden, wie auch die Löhne und das Strafregister vom Kinder-Gemeinderat gestaffelt werden. Dieser Gemeinderat wurde denn auch von Mini-Bürgern gewählt. Einige kleineren Schulkinder besuchten sogar sehr eifrig die örtliche Universität, um möglichst schnell „Vollbürger“ zu werden und dann wählen zu dürfen. Des Weiteren beinhaltet das Mini-Lënster-Konzept auch immer eine kulturell-sportliche Komponente, wie Christian Thill bemerkt.
Die Spielstadt-Philosophie wird also augenscheinlich von den Kindern immer mehr verinnerlicht. Zudem auch die Organisatoren weiter mit viel Weitsicht und dem Gespür für neue Ideen – auch durch den regen Austausch mit ausländischen Spielstädten wie Mini-Salzburg, deren Delegation in diesem Jahr auch in Mini-Lënster zu Gast war – an der Umsetzung arbeiten, was Erfolg für die kommenden Auflagen verheißt. Die nächste Ausgabe findet 2014 statt. (gs) (Fotos: Gerry Huberty, Claude Schaul)