Es reicht!
Zu seinem großen Bedauern hat der Vorstand der Käercher Schlassfrënn einstimmig beschlossen, ab jetzt seine Aktivitäten ruhen zu lassen. Dies gilt natürlich auch für das alljährliche Mittelalterfest Tempus Mediaevale, welches dieses Jahr nicht stattfindet.
Warum dieser Schritt? Was ist geschehen?
Zur Erinnerung: Die Käercher Schlassfrënn wurden 1993 gegründet mit dem Ziel, das Koericher Gréiveschlass zu erhalten, zu restaurieren und dieses außerordentliche Kleinod zu fördern. Die Käercher Schlassfrënn gingen hervor aus einem von der Gemeinde in Auftrag gegebenen Dorfentwicklungsplan, also mit der Unterstützung der damaligen Gemeindeverantwortlichen, die unbedingt wollten, dass dem Verfall des Käercher Gréiveschlass Einhalt geboten wurde. Die Zusammenarbeit mit den Gemeindeverantwortlichen hat auch über die Jahre gut funktioniert, da jeweils ein Delegierter des Schöffenrates, wie in unseren Statuten vorgesehen, im Vorstand der Käercher Schlassfrënn vertreten war. Wir konnten gemeinsam die Kontakte zu den staatlichen Entscheidungsträgern und Besitzer des Gréiveschlass knüpfen und unsere Wünsche herantragen. Somit war auch deutlich, dass nicht eine kleine lokale Interessengemeinschaft hier Forderungen stellt, nein, es war klar sichtbar, der Erhalt und die Zukunft des Gréiveschlass war ein Anliegen der Bürger der Gemeinde Koerich und der Region. Durch diese Zusammenarbeit kam es zu ersten Erhaltungsmaßnahmen am Gréiveschlass.
Neuer Wind in der Gemeinde: Leider ging diese gute Zusammenarbeit mit dem aktuellen Schöffenrat verloren; es wurde auf den Vertreter im Vorstand der Käercher Schlassfrënn mit einer fadenscheinigen Begründung verzichtet. Deutliches Desinteresse zeigten die neuen Gemeindeverantwortlichen nicht nur bei unseren Aktivitäten wie z.B. der Kulturnuecht, es gab keine Bereitschaft zum Dialog und kein Austausch über den Werdegang des Projektes Gréiveschlass.
Feierlichkeiten zur Grundsteinlegung im Gréiveschlass: Komplett vergiftet wurde die Zusammenarbeit ab Anfang 2013, als das Programm für die Festlichkeiten der Grundsteinlegung der Renovierungsarbeiten diskutiert wurde. Als schon alles ausgearbeitet war, wollte der Schöffenrat die Feierlichkeiten auf ein späteres Datum verlegen. Das Datum war seit Monaten der Frau Bürgermeister bekannt und bereits der Frau Kulturminister mitgeteilt worden. Erst auf Druck der Käercher Schlassfrënn, die Feierlichkeiten alleine und ohne die Unterstützung der Gemeinde durchzuziehen, hat der Schöffenrat eingelenkt.
Baugenehmigung für die Instandsetzungsarbeiten im Gréiveschlass: Einen weiteren Schlag ins Gesicht erhielten die Schlassfrënn vor einigen Wochen, als der vom Bauherrn (Service des Sites et Monuments Nationaux) beauftragte Architekt die Baugenehmigung für die Instandsetzungsarbeiten beantragte.
In ihrer Antwort vom 11/04/2014 sah die Gemeinde sich veranlasst, Stellung zum Projekt zu beziehen, anstatt aufgrund der technischen Aspekte des Bautenreglements der Gemeinde Koerich zu entscheiden. So werden Punkte beanstandet, die nicht in direkter Verbindung mit der Baugenehmigung stehen.
Die Gemeinde stellt hier das in Frage, was bereits in der Vergangenheit ausführlich diskutiert wurde und es macht einfach keinen Sinn, in diesem Stadium des Projektes darauf zurückzukommen. Hätte man sich "herabgelassen" und die Käercher Schlassfrënn kontaktiert, hätten wir ohne weiteres zu den einzelnen Punkten Stellung nehmen können.
Im Klartext: Alle Entscheidungen über den Ausbau und die Gestaltung des Innenraumes des Käercher Gréiveschlass sind abgeschlossen und wurden den Gemeindeverantwortlichen und der Öffentlichkeit bereits letztes Jahr vorgestellt. Außerdem können wir nicht nachvollziehen, wie in Zeiten von Haushaltseinsparungen lokale Politiker sich erlauben können, anmaßend zu sein, wenn der Luxemburger Staat bereit ist, 5 Millionen Euro zu investieren, um ein Kleinod unseres kulturellen Erbes zu erhalten und aufzuwerten. Bei der vorgesehenen Gestaltung des Innenraumes des Gréiveschlass wird nichts unwiederbringlich verändert und somit schließt das aktuelle Projekt keine spätere Weiterentwicklung aus.
Zu dem heutigen Zeitpunkt bedarf es lediglich der Baugenehmigung, wenn wir nicht noch weitere wertvolle Zeit bis zum Arbeitsbeginn verlieren wollen.
Ehrenamt in der Gemeinde Koerich?
Sonderbar, dass sich die Gemeindeverantwortlichen bei der Erstellung einer Baugenehmigung Gedanken über die Verwaltung der zukünftigen Anlage machen.
Zitat aus dem Schreiben der Gemeinde : … En effet, si l’Etat compte réaliser un investissement somme toute conséquent dans ce site (à hauteur de quelque 6 millions d’euros suivant les information à notre disposition) nous estimons qu’il serait le cas échéant plus opportun de confier la gérance du futur site (et donc la mise en œuvre des investissements consentis) à des professionnels au lieux d’envisager de confier cette tâche délicate à des personnes/commissions/services dépourvus d’expérience dans ce domaine…
Auch wenn dieser Punkt auf keinen Fall vernachlässigt werden darf, so sind wir doch der Meinung, dass es zu diesem Zeitpunkt viel wichtiger ist, sich darum zu kümmern, die Renovierungsarbeiten am Käercher Gréiveschlass voranzutreiben. Wir erinnern, dass die Grundsteinlegung fast ein ganzes Jahr zurückliegt!
Die Gemeinde ist ihrerseits der Meinung, dass die Verwaltung nur durch eine professionelle Struktur geschehen kann. Wir waren uns von Anfang an dieser Aufgabe bewusst und haben in der Vergangenheit zur Genüge bewiesen, dass wir das nötige Know-how haben auch größere Events zu organisieren. Wir erinnern nur an die Concerts de Koerich, die sich schnell einen Namen in der Musikszene gemacht haben, die Kulturnuecht am Westen, die wir gemeinsam mit Vereinigungen aus der Region organisieren, das Mittelalterfest Tempus Mediaevale, das jedes Jahr über 5.000 Besucher anlockt ...
Die Haltung und die Stellungnahme der Gemeinde hierzu sind eine Unverschämtheit, ja sogar eine Beleidigung gegenüber den Käercher Schlassfrënn, aber auch gegenüber den vielen Freiwilligen in unseren Vereinigungen und beratenden Gemeindekommissionen, die sich unentgeltlich und uneigennützig für das Gemeinwohl einsetzen. Gerade in diesem Zusammenhang sind Unterstützung, Gesprächsbereitschaft und Zusammenarbeit unerlässlich, ja entscheidend.
Und genau hier drückt der Schuh! Wenn während unserer Jahreshauptversammlung oder bei der Grundsteinlegung Frau Bürgermeister die Arbeit der Käercher Schlassfrënn über den grünen Klee lobt und sogar erklärt, dass die Käercher Schlassfrënn sich unermüdlich für das Gréiveschlass eingesetzt haben und dass der aktuelle Stand des Projektes einzig und allein ihr Verdienst ist, sieht es in der Realität leider anders aus. Kein Respekt! Keine Zusammenarbeit! Keine Gesprächsbereitschaft! Ja, man kann sogar von Boykott reden!
Unsere Bemühungen haben das alleinige Ziel, das auch in unseren Statuten verankert ist: der Erhalt, die Instandsetzung und die Förderung des Gréiveschlass. Wir arbeiten weder für Geld, noch um irgendwelche persönlichen oder politischen Ambitionen zu befriedigen. Wir erwarten keinen Dank, aber wir erwarten ein Minimum an Respekt gegenüber Menschen, die in einer ehrenamtlichen Tätigkeit ihre Zeit, ihre Energie und in einigen Fällen sogar ihr Geld in den Dienst einer Sache stellen, die schlussendlich der ganzen Gemeinde und der Region zu Gute kommt.
Wir möchten betonen, dass wir unseren Überzeugungen in nichts nachgeben und wir jederzeit bereit sind, unseren Bemühungen und Verpflichtungen wieder nachzukommen; dies aber nur, wenn die Gemeindeverantwortlichen bereit sind, unmissverständlich, in völliger Transparenz und im Sinne einer gleichberechtigten Partnerschaft zusammenzuarbeiten.
Unsere Entscheidung wurde schriftlich der Gemeinde, der Frau Minister für Kultur, sowie dem Direktor des Service des Sites et Monuments Nationaux mitgeteilt. Interessierte Leser finden den Brief der Gemeinde sowie unsere Stellungnahme auf den Internetseiten www.ksf.lu.
Der Vorstand der Käercher Schlassfrënn