Beckerich. Alles beginnt mit der Materie: Für Carine Mertes ist es die Filzwolle, für Ellen van der Woude die Tonerde. Beide Kunstschaffende verbinden ein tiefes Wissen über ihr Material mit einer präzisen, geduldigen Arbeitsweise. Ihre Werke entstehen langsam und sorgfältig, indem sie die Eigenschaften der Stoffe durch ihre Kunst sichtbar machen. Die Keramik enthüllt durch das Formen die Verwandlung von weichem Ton zu einer festen, dennoch zerbrechlichen Skulptur. Die Wollfasern, oft aus Alpakawolle oder Schafwolle, werden mit traditionellen Techniken bearbeitet und entwickeln sich zu Werken zwischen Handwerk und zeitgenössischer Kunst. In beiden Welten begegnen wir dem Wechselspiel von Leere und Fülle: Carine erschafft hohle, zarte Formen, die an Amphoren oder Körper erinnern und eine elegante Leichtigkeit bewahren. Ihre Skulpturen sind oft überraschend und scheinen etwas Symbolisches in sich zu tragen. Ellen hingegen füllt den Raum vollständig aus: Ihre Werke bestehen aus vielen kleinen, per Hand geformten Elementen, die in fantasievollen Kompositionen zusammengefügt werden. Ihre Inspiration stammt aus der Natur, besonders aus botanischen und aquatischen Welten, was ihren Arbeiten eine fast lebendige Bewegung verleiht. Die Farbwelt bleibt natürlich: Ton in seinen Urfarben, manchmal mit Engoben oder Oxiden behandelt, und Wolle in ihren ursprünglichen Tönen. Die Ausstellung offenbart ein Spiel zwischen Rohheit und Feinheit, Geschmeidigkeit und Zerbrechlichkeit, geprägt von der Suche nach einer perfekten Harmonie und einem tiefen Respekt für das Material. Eine unvergleichliche Ausstellung, die man noch bis einschließlich Sonntag, den 18. Mai in der Millegalerie in Beckerich entdecken kann. Geöffnet ist stets von donnerstags bis sonntags, zwischen 14 und 18 Uhr. Geschlossen ist lediglich am 1. Mai Feiertag. (NiCa)