Kritik an Pro-Sud - Michel Wolter sprach „Identifikationsproblem“ an

Während die Kayler Gemeinde bereits laut darüber nachdenkt, aus dem Pro-Sud auszusteigen, übte Michel Wolter während dessen gestrigen Sitzung Kritik am Gemeindesyndikat.

Es fehle an Projekten, die einen Mehrwert für die Teilnehmergemeinden mit sich bringen. Eine Beanstandung, die Pro-Sud-Präsidentin Lydia Mutsch so nicht auf sich ruhen ließ. Einig waren sich aber alle, analysieren zu lassen, ob eine gemeinsame Ausweitung des „Hotcity“-Wifi-Netzwerks in den elf Südgemeinden realisierbar sei.

Von einem „Identifikationsproblem“ der Südgemeinden mit Pro-Sud sprach am 3. Juni Michel Wolter (CSV), Bürgermeister von Käerjeng, nachdem Pro-Sud-Regionalmanagerin Nicole Schlichtenhorst die (sehr) zahlreichen Projekte des Gemeindesyndikates aufgezählt und erläutert hatte.

Die angegangenen Projekte seien wohl alle lobenswert, doch würde keines davon jemanden „vom Hocker reißen“, so Michel Wolter. Auch sei der Mehrwert dieser Initiativen für alle elf Mitgliedergemeinden nicht immer sichtbar. Deshalb schlug er vor, eher auf weniger zahlreiche, dafür aber größere Projekte zu setzen, die für alle Gemeinden von Interesse seien. Wie zum Beispiel den Ausbau eines gemeindeübergreifendes Radwegenetzes (die Planung von Korridoren für ein solch regionales Radwegenetz ist im Arbeitsplan des Pro-Sud für 2013 vorgesehen).

Ansonsten sehe er der Zukunft vom Pro-Sud pessimistisch entgegen. Auch schlug Michel Wolter vor, die Möglichkeit zu analysieren, ob das Wifi-Netzwerk von „Hotcity“ auf die elf Gemeinden ausweitbar sei (heute funktioniert dieses bereits in Esch/Alzette). Einerseits könne man Kosten sparen und anderseits wäre dies auch für die Bürger ein sichtbares Zeichen vom Pro-Sud.

Ein Vorschlag, der von den anwesenden Gemeindevertretern angenommen wurde, sodass dieses Projekt wohl zu einer der ersten Aufgaben eines neues Gremiums wird, welches technische Mitarbeiter der Mitgliedergemeinden vereint.

Auch wenn sie diesen Vorschlag gut fand, wollte Pro-Sud-Präsidentin Lydia Mutsch (LSAP) die zuvor von Michel Wolter ausgesprochene Kritik nicht gelten lassen. Sie erinnerte daran, dass, nachdem der Bereich Tourismus an das „Office régional du tourisme du Sud“ abgetreten wurde, der Pro-Sud sich auf die Universität und wirtschaftliche Entwicklung des Südens konzentriere.

So hatte Nicole Schlichtenhorst zuvor berichten können, dass bereits Basisdaten für Wirtschaftsentwicklung eingesammelt wurden und dass geplant ist, einen virtuellen „Guichet unique“ für den Süden zu schaffen, um Unternehmensgründungen zu vereinfachen. Auch ist der Pro-Sud dabei, eine Austauschplattform für Unternehmer der Südregion zu erarbeiten.

Zuvor hatte Lydia Mutsch auch den Erfolg der Sudtec-Workshops unterstrichen. 2013 haben sich 73 Klassen eingeschrieben, sodass insgesamt 1 187 Schüler aus der Region dort spielerisch für Wissenschaft und Technik begeistert werden sollen.

Alex Bodry (LSAP), Bürgermeister von Düdelingen, gab Lydia Mutsch Rückendeckung und erinnerte daran, dass der Pro-Sud in Zukunft seinen Mitgliedern auch helfen soll, Fördergelder u. a. von europäischen Instanzen anzufragen, womit aktuell alle Gemeinden überfordert seien.

Weiter kündigte Lydia Mutsch an, dass man den Kontakt mit der Gemeinde Kayl bereits aufgenommen habe, damit diese in voller Sachkenntnis entscheiden könne, ob sie das Gemeindesyndikat verlassen wolle (gestern war übrigens kein Vertreter von Kayl in der Versammlung). Diese hatte ähnliche Argumente wie Michel Wolter angeführt.

Zum Thema „Nightrider“ warnte Nicole Schlichtenhorst, dass der Service von Januar bis April bereits mit 88 000 Euro zu Buche stehe. Der Pro-Sud habe aber nur 140 000 Euro für das gesamte Jahr vorgesehen. Deshalb wird das Gemeindesyndikat mit dem Anbieter Kontakt aufnehmen, um eine Lösung zu finden.

Anfangs der Sitzung war auch entschieden worden, dass die geplanten Luxemburgischkurse während der Sommermonate aus Zeitgründen doch nicht organisiert werden. Auch sind die Konten von 2010 und 2011 angenommen worden. 2010 hatte der Pro-Sud ein Budget von 205 000 Euro vorgesehen, von denen 155 000 Euro tatsächlich für Projekte ausgegeben worden sind. 2011 waren es 164 000 von 190 000 Euro.

VON NICOLAS ANEN