Musik auf regionaler Ebene

Das Gemeindesyndikat im Kanton Redingen zeugt seit Jahrzehnten von großem Unternehmergeist und interkommunaler Zusammenarbeit. Erlebnisbad, Industriezonen und Altenheim, Infrastrukturen die nicht jede einzelne Gemeinde für sich erbauen kann, werden in größerem Umfang einfach auf regionaler Ebene verwirklicht. Es scheint als wollen die Gemeindeväter des Kanton Redingen damit ein Paradebeispiel abliefern, dass man auch ohne Gemeindefusionen gemeinsame Projekte stämmen kann, um den Bürgern alles zu bieten was von einer modernen Gemeinde erwartet werden darf. Vielleicht hat auch diese Philosophie dazu beigetragen, dass in den letzten 30 Jahren die Bevölkerung des Kanton Redingen von 10.000 auf 15.000 Einwohner angewachsen ist und vor allem junge Leute sich im mittleren Westen Luxemburgs niedergelassen haben.
Diese Entwicklung zeichnet sich auch in der Schüleranzahl der Musikschule in Redingen ab, welche seit 1978 besteht und vom “Syndicat intercommunal école de musique du Canton de Redange” betrieben wird. Dieser Gemeindesyndikat besteht aus den 9 Gemeinden des Kanton Redingen, welche durch einen jeweiligen Gemeinderat vertreten sind. Die regionale, weil interkommunale Musikschule in Redingen ist landesweit ein Pionierprojekt. Aber die bestehenden Gebäude sind längst zu klein. Viele Säle werden doppelt genutzt: als Schulsäle für den Kindergarten der Gemeinde Redingen und gleichzeitig als Unterrichtssaal für Solfège. Unter diesen Umständen ist es klar, dass die Qualität des Unterrichts mittelfristig nicht mehr aufrecht erhalten werden kann und sich nach Alternativen umgesehen werden muss. Um dem Platzmangel entgegen zu wirken wurde jetzt auch noch ein Haus gemietet und weitere Kurse finden in Ospern “am Tëmmel” statt. Sogar in das Lyzeum in Redingen wurde schon ausgewichen. Die politisch Verantwortlichen wollen ihren Bürgern das Recht auf Musik nicht verwehren und setzen alles daran jedem die Mögichkeit zu eröffnen sich musikalisch zu betätigen.
Das Angebot der Musikschule ist vielfältig. Alle klassischen Blasinstrumente, Saiten-und Streichinstrumente werden angeboten. Die persönlichen Kosten liegen bei 70€/Jahr für Solfège und 100€/Jahr für das Erlernen eines Instruments. (Erwachsene: 200€/Jahr) Schlagzeug, Querflöte und Saxophon sind die beliebtesten Instrumente.
Auch die Form des Unterrichts hat sich weiterentwickelt: Können sie sich vorstellen Fussball ohne Ball zu erlernen? Nein!? Warum sollte es also bei Musik anders sein!? I-Solfège, integratives Musiklernen, ist der neue Renner in der Musikschule Redingen. Die Kinder sind begeistert. Bereits nach mehreren Monaten kann ein Ensemble im ersten Solfègejahr ein Konzert zum Besten geben. “Learning by doing” ist angesagt, und das ist natürlich leichter zu verdauen als bei trockenen Theoriestunden zu versauern. Aber auch für die Jüngsten ist im “éveil musical” gesorgt. Für die älteren Semester gibt es Klassen für Erwachsene.
Die Erfolge der Musikschule machen sich auch in den über 15 umliegenden Musikvereinen bemerkbar. Mehrere Vereine bieten ein hohes Niveau und stellen hohe Ansprüche an die Musikanten.
Die Schülerzahl ist inzwischen bei 650 angelangt, die Hälfte also eines durchschnittlichen luxemburgischen Lyzeums. Die Zahl der Angestellten liegt um 40 Personen. Das Jahresbudget von fast 2 Millionen Euro verdeutlicht welche Ausmaße der Musikunterricht in Redingen in Zwischenzeit angenommen hat.
Und so kam schon im Jahr 2008, unter dem damals neuen Präsidenten Fernand Muller, die Idee für einen Neubau der Musikschule in Redingen. Die Planungen dauern also schon 3 Jahre an. Aber es hapert nicht an Plänen, sonstigen Genehmigungen oder internen Meinungsverschiedenheiten. Das Projekt zum Neubau ist nur tragbar wenn das Kulturministerium einen Teil der Kosten trägt. Wiederholte Briefwechsel sowie Emails und Telefonate, viele Möglichkeiten wurden ausgeschöpft um endlich eine Antwort seitens des Ministeriums zu bekommen. Der Neubau wird mit 4 Millionen Euro Gesamtkosten zu Buche schlagen und das Syndikat hofft auf eine Unterstützung von 50% seitens des Staates.
Ein Standort ist auch schon vorgesehen. Gegenüber dem neuen Lyzeum in Redingen soll die neue Musikschule aufgebaut werden, natürlich im “Energiesparmodus”. Modern soll das Gebäude wirken, so wie die Schule es eben schon länger ist. Wie sagt man so schön: Abwarten und Tee trinken... und ein Liedchen trällern.

Fotos: Charles Reiser