Energiepolitik der Zukunft: Selbstversorgungsgrad entscheidend!


Die Kohle wurde in Europa nicht aus Umweltschutz-, sondern aus Preisgründen vom Erdöl verdrängt. Jetzt, wo die Erdölpreise durch die Decke fahren, käme allerdings ein erneuter Rückgriff auf die Kohle einer Umweltkatastrophe gleich, zumindest was den Bereich des Heizens anlangt. In der Chemieindustrie kann sie allerdings wieder zu einer Alternative werden – insoweit diese Produkte weiterhin zukunftsfähig sind: synthetische Pestizide und Düngemittel sind es beispielsweise nicht, aber darum soll es hier nicht gehen.
Energiepolitik der Zukunft wird weit mehr auf nationale, ja lokale Energieerzeugung setzen müssen als jemals zuvor seit der Industrialisierung. Das heißt allerdings nicht, daß wir in die Zeit der Energiearmut von davor zurückkehren, auch wenn Energieeffizienz eine große Rolle spielen wird. Wärmerückgewinnung anstatt gedankenloses Auslassen in die Atmosphäre wird in allen Bereichen wichtig werden. Wärmedämmung gehört auch in dieses Kapitel. All das führt zu weniger Verbrauch ohne Verzicht auf Komfort und Produktion. Am Ende wird – um ein Beispiel zu geben – ein elektronisches Datenzentrum nicht mehr gekühlt werden (mit erneuerbaren Energiequellen als Ausgangspunkt, um als »green IT« zu gelten), sondern mit der dort entstehenden Wärme wird ein Nahwärmenetz gespeist werden.

Verbraucher zu Produzenten machen

Wesentlich für die Frage, wie viel Energie sich in einem Land aus erneuerbaren Quellen (Wind, Wasser, Sonne, Biomasse, Erdwärme) erzeugen lassen, wird nicht die Größe des Landes oder die mögliche Zahl an Großanlagen sein, nach denen zur Zeit die heutigen Großenergieversorger und leider auch die Luxemburger Regierung schielt. Bei den Kapitalgesellschaften ist das ein Überlebenstrieb. Die Regierungen, die das fördern, liefern allenfalls den Beweis für die Richtigkeit der marxistischen Feststellung, erste Aufgabe des bürgerlichen Staates sei es. für optimale Verwertungsbedingungen des Kapitals und damit den Maximalprofit zu sorgen.
Der real existierende Kapitalismus wird damit zum Hemmschuh für eine wirkliche Energiepolitik der Zukunft, bei der alle Verbraucher auch Produzenten sein müssen, soll ein hoher Selbstversorgungsgrad kleinräumig im Energiebereich kommen. Das ist die günstigste Variante nicht nur wegen der dabei gegen Null tendierenden Leitungsverluste, braucht es doch dafür vor allem keine gigantischen Investitionen in starke Stromleitungsnetze.
Mit Wind und Sonne ist eine lokale Selbstversorgung für Klein- und Mittelverbraucher sehr wohl möglich über Kleinanlagen – für den Bedarf der Schwerindustrie werden dann wesentlich weniger Großerzeugungsanlagen gebraucht. Wobei große Anlagen aus erneuerbaren Energiequellen nur unter ganz bestimmten Bedingungen, auf die im Detail einzugehen hier nicht der Platz ist, vor allem beim Wasser und in geringerem Maße beim Wind in unseren Breitengraden Sinn machen. Denn je größer die Anlage, desto mehr Probleme tauchen auf, die es bei Kleinanlagen gar nicht gibt. Ganz besonders schlagend hat sich das bei der Nutzung der Erdwärme gezeigt, wo große Versuchsanlagen sogar zu Erdbeben geführt haben in der direkten Umgebung der Anlage. Solches hat es nie gegeben bei Anlagen zum Heizen und Warmwasseraufbereiten – dafür gibt es in Luxemburg sogar eine Förderung bei Neubauten, von der aber nie gesprochen wird.

Heizen als Auslaufprogramm

Erst wenn alle nach Süden ausgerichteten Dächer eine thermische Solaranlage haben, was erlaubt die Zentralheizung (egal mit was sie betrieben wird) von April bis einschließlich Oktober auszuschalten, wird es überhaupt denkbar, die Mehrzahl der dann noch nötigen Heizenergie nach entsprechender Wärmedämmung im Altbestand aus Holzpellets oder gehächseltem Holz aus lokaler Erzeugung zu beziehen und nicht mehr aus den fossilen Energiequellen Gas und Heizöl (von importiertem AKW-Strom ganz zu schweigen, denn auch Uran ist – neben allen sonstigen damit verbundenen Gefahren – nichts anderes als ein fossiler endlicher Energieträger).
Neubauten sollten eigentlich keine Heizung mehr benötigen: Wärmedämmung kombiniert mit Wärmerückgewinnung muß sie ersetzen! Solches soll allerdings erst 2017 Pflicht werden in Luxemburg, obwohl das durchaus bereits dem aktuellen technischen Stand entspricht.

Strom wird wichtiger

Erst wenn der Rest der Fläche dieser Dächer für Photovoltaik (also fürs Erzeugen von Strom aus Licht) und alle Dachfirste fürs Nutzen der Windenergie gebraucht werden, ist ein hoher Grad an Selbstversorgung beim Strom selbst im Lande Luxemburg möglich. Strom wird künftig mit Sicherheit auch in der Mobilität eine wesentlich stärkere Rolle spielen als heute, wobei das aller Voraussicht nach – es sei denn es kommt zu bahnbrechenden Erfindungen bei Batterien, die nicht mehr auf seltenen Erden wie heute dem Lithium aufbauen – über den Wasserstoffmotor laufen wird müssen. Für die Gewinnung des Wasserstoffs – ab jener Menge, die nicht mehr als Abfallprodukt aus der chemischen Industrie stammen kann – braucht's dann Strom, weswegen hier von indirekter Elektromobilität gesprochen werden kann.
Die Stromerzeugung aus Wind und Sonne muß übrigens kombiniert werden, denn die Zeiten mit viel Sonne sind normalerweise (Ausnahmen bestätigen die Regel) Zeiten mit wenig Wind und umgekehrt.
Eine Gemeinde könnte eine wichtige Rolle beim Übergang zur Energiepolitik der Zukunft spielen – aber das muß sie wollen. Die bürgerlichen Parteien wollen das nicht. Ein Grund mehr für Kommunisten in den Gemeinderäten!