Frisinger Gemeindeväter, Schlossherren mit hoher Gerichtsbarkeit (I)


(Erster Teil: Bürgermeister und Partei)

Recht frühzeitig schon wollte sich die den Frisinger Bürgermeister- und Schöffenrat innehabende so genannte ‚Är Equipe’ unter Leader Claude Wiltzius, verlängerter Arm von Gaston Gibéryen, in den Wirrwarr des Wahlwahnsinns hineinreißen lassen. Nach dem Motto „wir sind die alles bestimmende Kraft“ hat der Gemeindevorstand, wie durch den Gemeindebericht „ Aufregung um den ungeliebten Nachbarn“ im L.W. von 22 April 2011 verewigt, ganz klare und mutige Initiativen, sozusagen als unumstößliche Meilensteine in den Raum gesetzt. Vorrangig geht es in einer Wahlperiode ja darum, dem wählenden aber ungenügend informierten Wählervolk kristallklar zu machen was „Gut“ und Böse“ ist und dann auch den eindeutigen Beweis zu erbringen, dass die Guten tatsächlich belohnt werden und die Bösen unausweichlich auch bestraft werden.

Nach den verfrühten Posaunentönen, kam die Liste mit den Wahlkämpfern der sich – für denjenigen, der es glauben möchte – als parteipolitisch unabhängig darstellenden Equipe dann erst 10 Wochen verspätet unters Volk. Die Überraschung war dafür aber total gelungen, perfekt, eine fast ideale Elf, wie beim Fußball. Aber eben nur fast ideal. Hat sich da nicht eine Dame unter astrein giberyanischem Etikett in die Männerriege hineingeschlichen? Sei’s drum, eine zehnelftel MännerEquipe ist schlussendlich angesichts der Redingschen Frauenquote nicht einmal halb so anrüchig wie eine absolut frauenlose Männerriege, und wer weiß ob man nicht Polarwissenschaft in Frisingen umsetzen kann, denn die Nuklearwissenschaft, die ist ja bekanntlich eine auslaufende Nummer.

Ja, dem Nuklearlobby das Licht überall ausblasen zu helfen, dafür ist die höchste Frisinger Gemeindeinstanz in persona mit ins Feld gezogen. „Absolut unannehmbar ist die weitere Laufzeitverlängerung der bestehenden Atomzentrale in Cattenom“ lautet die per Presse verschickte Drohung an die Franzosen, diese ungeliebten Nachbarn, unerhört! Ja, alle Hellinger, alle Frisinger und gar auch alle Aspelter sollten nach diesem resoluten und aufklärenden bürgermeisterlichen Eingreifen wissen, was die doch so netten immerwährend äußerst romantisch nahe hinter der Landesgrenze in den Himmel aufsteigenden Wolkensäulen in sich bergen und uns außer dem doch so verschwenderisch verzehrten Strom noch bescheren könnten. Aber jetzt ist alles klar, diesseits und jenseits der Grenze! Und, hat sie gestrahlt – fast wie von einem Atommeiler energetisiert,– die erlauchte Riege all der Versammelten, anerkannte Bürgermeister und über die Grenzen hinaus bekannte Abgeordnete „aller Couleur“. Ja, ’à propos’ Farbspektrum der am 9 Oktober zur Wahl stehenden Kandidaten und besonders auch Wähler, da muss sich unser Claude Wiltzius, der ansonsten bekanntlich als partei- d.h. farblos agierender Einzelgänger da stehen möchte, voll grün angestrichen gefühlt haben und sich autosuggeriert haben er sei das ideale und vollkommene Wahlobjekt für die ohne eigene Liste da stehenden alternativ-ökologisch denkenden Bürger der Gemeinde Frisingen. Ob die aber farbenblind sein sollten?

Derweil sich also unser Bürgermeister auf schlüpfrig gefährlichen Gefilden außerhalb der Grenzen seiner Gemeinde wie einer von den Helden des Miguel de Cervantes übermutig herumschlägt, lassen die beiden Schöffen in Frisingen ebenfalls ihre volle Energie und Manneskraft zur gladiatorenwürdigen Geltung empor schnellen. Lokales, das richten sie im Handumdrehen, und überhaupt scheint das noch amtierende männliche Dreiergestirn fest entschlossen die Dinge gegen Wind und Wogen und gegenteilige Meinungen zu richten. Bei diesem oder jenem dürften aber falsch verstandene Legitimierungsvorstellungen mit im Raum stehen.

Gewusst ist, dass dem damaligen Bürgermeister Gaston Gibéryen, das Aspelter Schloss sozusagen in den Schoss gefallenen ist, so ähnlich - wenn man’s sprichwörtlich sieht - wie der Jungfrau das Kind. Dass die Gemeinde aber rechtlicher Eigentümer ist, daran bestehen nirgends Zweifelt und es bedurfte keines diesbezüglichen speziellen gemeindeseitigen Hervorhebens in dem genannten Gemeindebericht. Dass den Gemeindevertretern daraus aber auch Pflichten gegenüber dem Schloss und ebenfalls der Öffentlichkeit erwachsen, das scheinen dieselben je nach Gutdünken beflissentlich ignorieren oder überspielen zu wollen. Auch liegt es auf der Hand, die sich aufdrängenden Parallelen mit mittelalterlichem Adel und entsprechender Gerichtsbarkeit zu ziehen. Dass die stattgefundene Kehrtwende in Sachen Schlossrenovierung, aus der absoluten Untätigkeit in einen schlecht vorbereiteten und überstürzten Aktionismus als Wählereroberungskreuzzug bezeichnet werden muss, dürfte wohl auch nicht zu leugnen sein. Nur, warum so spät? Könnte zu spät gewesen sein!

Die Kommentare zu dem Gemeindebericht vom 22 April 2011 werden in einem zweiten Teil fortgesetzt.

René NEYEN